Hamburg. Die Stimmung in der Hamburger Logistikbranche ist im zweiten Quartal 2016 durchwachsen gewesen: „Während die aktuelle Geschäftslage überwiegend positiv gesehen wird, sind die Erwartungen an die Zukunft leicht gesunken“, kommentierte Willem van der Schalk, Vorsitzender des Ausschusses für Hafen und Schifffahrt der Handelskammer Hamburg, jetzt die jüngsten Ergebnisse des Logistikbarometers. Die Hamburger Handelskammer befragt regelmäßig gemeinsam mit der Logistik-Initiative Hamburg, dem Verband Straßengüterverkehr und Logistik Hamburg, dem Verein Hamburger Spediteure und der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten die Gewerbevertreter vor Ort zu aktuellen konjunkturellen Entwicklungen und Trends in der Branche.
„Gerade die Erwartungen an die zukünftige Geschäftslage sind zurückhaltend, da die Branche sich schwer tut, höhere Preise durchzusetzen“, erklärte Peer Witten, Vorsitzender der Logistik-Initiative Hamburg. 21,9 Prozent der befragten Unternehmer bewerten ihre Geschäftslage zum Ende des zweiten Quartals 2016 mit „gut“, zwei Drittel mit „befriedigend beziehungsweise saisonüblich“. Daraus ergibt sich ein Saldo von +10,1 (Vorquartal: +5,2). Der Geschäftsklimaindikator – in den Bewertungen der aktuellen Situation und der zukünftigen Entwicklung einfließen – liegt bei 98,3 Punkten, das ist gegenüber dem Vorquartal ein leichter Rückgang um 1,8 Punkte. Damit ist das Klima in der Logistikbranche erkennbar schlechter als in der gesamten Hamburger Wirtschaft (113,5 Punkte).
„Dazu beigetragen haben sicher die Unsicherheiten, die sich aus dem Brexit ergeben, sowie die Sorgen über das geringere Wirtschaftswachstum Chinas und über die Auswirkungen des EU-Embargos gegen Russland – beide wichtige Kunden des Hamburger Hafens“, sagte Christian Koopmann, Vorsitzender der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten. Die Auslandsnachfrage sehen die Befragten mit 65,3 Prozent deutlich als größtes Risiko für ihre Geschäfte an. „Wir wissen noch nicht genau, welche Auswirkungen die turbulente Weltkonjunktur auf den Umschlag im Hamburger Hafen haben wird. Wir wissen aber genau, dass wir mit unserer intermodalen Transportwelt und der hoch technisierten Logistik dafür bestens aufgestellt sind“, betonte Hans Stapelfeldt, Vorsitzender des Verbandes Straßengüterverkehr und Logistik Hamburg.
Bei den Investitionsplanungen stehen die Zeichen der Branche auf Expansion: Über 25 Prozent der Hamburger Logistikunternehmen wollen ihre in den nächsten zwölf Monaten mehr Geld investieren. Nur gut 9 Prozent planen mit einer Reduktion. Daraus ergibt sich ein deutlich verbesserter Saldo von +16 (Vorquartal: -1,8). „Dass jedes vierte Unternehmen nach jetzigem Stand seine Investitionen ausweiten will, ist ein positives Statement für die Zukunftsfähigkeit des Logistikstandortes Hamburg“, sagte Johan Peter Schryver, Vorsitzer des Vereins Hamburger Spediteure.
Trotz eher zurückhaltender Personalplanungen ist die Bereitschaft der Logistikbranche, Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren, sehr hoch. „Fast drei Viertel der Betriebe sind grundsätzlich bereit, Flüchtlinge einzustellen“, betonte van der Schalk. Als Hürden vor einer Einstellung werden vor allem „sprachliche Barrieren“ (77,7 Prozent) und „rechtliche Hürden“ (51,8 Prozent) genannt. Die erste Informationsveranstaltung speziell zur Beschäftigung von Geflüchteten in der Logistikbranche, organisiert von Behörden, Logistikverbänden und der Handelskammer, habe einen wichtigen Schritt zur Integration in den Arbeitsmarkt dargestellt.
An der Umfrage für das zweite Quartal 2016 haben sich 80 Unternehmen aus dem Wirtschaftszweig Verkehrsgewerbe (mit den Segmenten Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen, Schifffahrt, Güterverkehr, Luftfahrt, Lagerei und Frachtumschlag, Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für den Verkehr sowie Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für den Verkehr) beteiligt. (ag)