Kaliningrad. Die Behörden in der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad haben konkrete Pläne für den Bau eines Tiefwasserhafens vorgelegt. Nach jahrelangen Diskussionen über den Standort hat man sich nun auf das Kap Sewerny am Südufer des Frischen Haffes nahe der alten Ordensburg Balga festgelegt, berichtet die Online-Zeitung „Russland-Aktuell.ru".
Nach Angaben des regionalen Infrastrukturministeriums ist die Eröffnung der ersten Ausbaustufe schon für 2016 geplant. Im Gebietshaushalt sind für die nächsten zwei Jahre umgerechnet etwa fünf Millionen Euro für Projektierungsarbeiten reserviert.
Das Projekt soll eine infrastrukturelle Schwäche der Ostsee-Exklave beseitigen: Aufgrund des völlig verschlammten Seekanals sind die Kaliningrader Hafenbecken gegenwärtig für alle Schiffe, die mehr als acht Meter Tiefgang haben, faktisch unerreichbar. Allerdings müsste für die neuen Terminals ebenfalls eine etwa zehn Kilometer lange Fahrrinne durch die im Schnitt nur drei Meter tiefe Lagune gebaggert werden. Auch müsste bei dem Projekt „auf der grünen Wiese" sämtliche Infrastruktur neu angelegt werden.
Der Frachtumschlag in Kaliningrad soll sich gemäß einer Studie von derzeit 13 auf 35 Millionen Jahrestonnen im Jahr 2017 fast verdreifachen. Erreicht werden soll der Zuwachs hauptsächlich im Containergeschäft. In dem neuen Hafen sollen bis zu 4000 Menschen Beschäftigung finden, heißt es.
Russland-Aktuell zufolge ist es aber fraglich, ob das Gebiet Kaliningrad überhaupt eine entsprechende Wirtschaftsleistung aufbringen kann. Denn wie lohnend hier die Abfertigung von Frachten für das russische Mutterland sein kann, hänge in erster Linie von der Tarifpolitik der Transitstaaten Litauen, Lettland und Weißrussland ab. (ld)
Politiker