Rotterdam. Der Hafen Rotterdam spürt die Folgen einer sich abkühlenden Weltkonjunktur sowie um sich greifende Verunsicherung als Folge der Euro-Krise. Das räumte Hans Smits, Generaldirektor des Hafenbetrieb Rotterdam (HbR), bei der Vorlage der Umschlagzahlen für die ersten neun Monate ein. Allerdings geht Smits weiter davon aus, dass der größte europäische Seehafen beim Gesamtumschlag für 2011 noch über dem des Vorjahres liegt. 2010 gingen rund 430 Millionen t über die Kaianlagen und Terminals in Rotterdam – gut zehn Prozent mehr als 2009. Bis Ende September diesen Jahres wurden gut 329 Millionen t im Maashafen umgeschlagen - ein Plus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Der Containerumschlag bereitet dem Maashafen weiterhin Freude. Und zwar sowohl im einkommenden wie auch ausgehenden Containerverkehr. Auf TEU-Grundlage wurden gut neun Millionen TEU behandelt – ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die in den Standardbehältnissen verstauten Güter beliefen sich auf gut 93 Millionen t und damit rund elf Prozent mehr als zwischen Januar und September 2010. Nach VerkehrsRundschau-Informationen hat der HbR bis auf weiteres darauf verzichtet, einen „Runden Tisch" mit den Containterminal-Betreibern des Maashafens einzurichten. Die Idee dazu kam im Sommer auf, als eine Studie über drohende Überkapazitäten im Containerbereich als Folge der neuen, ab 2013 auf der Maasvlakte II bereitstehenden Container-Terminals für Unruhe sorgte. Die Untersuchung, vom Marktführer ECT in Auftrag gegeben, zeigte auf, dass die Auslastung der neuen Kapazitäten zu Lasten der älteren Anlagen im Hafen führen würde. Um die Problematik in Ruhe zu beleuchten, sollte der Runde Tisch eingerichtet werden. Allerdings rief bereits die Ankündigung bereits das niederländische Kartellamt auf den Plan. Es ließ durchblicken, auch nur beim leisesten Verdacht auf unlautere Absprachen, einzuschreiten. Auch nach dem Verzicht auf den „Runden Tisch" will der HbR bei diesem Thema grundsätzlich gesprächsbereit bleiben.
Weiterhin unter Druck steht der für das Rotterdamer Stückgut-Geschäft bedeutende Ro/Ro-Verkehr. Hier ist Großbritannien der entscheidende Markt. Doch die britische Wirtschaft schwächelt weiter, was sich auch in den Umschlagmengen im Ro/Ro-Segment des Rotterdamer Hafens widerspiegelt: Mit 13 Millionen t liegt das Wachstum bei mageren zwei Prozent. Freude bereitet hingegen der wertschöpfungsintensive Umschlag von konventionellem Stückgut. Dazu gehört auch der Projekt- und Schwergutumschlag, in dem sich Rotterdam künftig stärker profilieren will. So wurden im aktuellen Berichtszeitraum allein sechs Millionen t Stahl umgeschlagen.
Ein wichtiger Indikator einer sich verschlechternden Grundstimmung in der Weltwirtschaft ist die Umschlagentwicklung im Massengutbereich, der in Rotterdam traditionell sehr bedeutsam ist. Hier geht es vor allem um Rohstoffe für die unterschiedlichen Industriebereiche im europäischen Hinterland, allen voran auch für die deutsche Stahlindsutrie. Die scheint nach den Wahrnehmungen des HbR inzwischen ihre Produktion etwas zurückzufahren und gleichzeitig bevorzugt auf Vorräte statt auf Neuanlieferungen von Rohstoffen (Erze, Cokes-Kohlen) zurückzugreifen.
Rotterdams neuer LNG-Terminal ist seit September am Netz
Mit gut 214 Millionen t an trockenem und flüssigen Massengut wurden im Berichtszeitraum etwa 2,2 Prozent weniger Bulkgüter im Rotterdamer Hafen umgeschlagen. So kam der Flüssiggutumschlag mit rund 149 Millionen t auf gut 3,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der trockene Massengutsektor kam auf rund 65,5 Millionen t (plus 1,1 Prozent). Einen starken Zuwachs gab es bei Kohlen, die vor allem für die deutschen Stromerzeuger benötigt wird. Als neues Gut im Segment „Bulk" taucht ab sofort LNG auf. Ende September ging Rotterdams erster LNG-Terminal ans Netz. Er ist vor allem für die Erdgas-Versorgung des europäischen Hinterlandes bestimmt. Allerdings soll die Anlage auch im Zusammenhang mit der für die kommenden Jahre erwarteten starken Verbreitung von LNG als alternativem Schiffstreibstoff eine Rolle spielen.
Der Hamburger Hafen will seine Neunmonatszahlen am 14.November im Rahmen einer Pressekonferenz vorlegen. (eha)