Hamburg/Bremen. Jahrhunderte lang lieferten sich die Häfen Bremens und Hamburgs einen Wettkampf, wer denn der größere an der deutschen Nordseeküste sei. Dieses Rennen ist zwar längst entschieden, Hamburg liegt mit deutlichem Abstand vor dem Hafen der kleineren hanseatischen Schwester an der Weser. Aber an die europäische Nummer Eins, den holländischen Hafen Rotterdam, kamen beide selbst zusammen kaum heran.
Doch jetzt kommt Bewegung ins Spiel: Bis Jahresende, so die Aussage aus der Vorstandsetage des Hamburger Hafenkonzerns HHLA, soll für den Containerumschlag eine feste Kooperation beschlossen sein. Die acht Containerterminals in Hamburg, Bremen und Wilhelmshaven mit zusammen knapp 14 Millionen TEU (Standardcontainer-Einheiten) im Jahr 2020 arbeiten künftig dann im Verbund. Die ihn tragenden Partner sind die HHLA und das halbstaatliche Umschlagsunternehmen Eurogate, an dem wiederum Bremens Hafenlogistiker BLG 50 Prozent der Anteile hält. Beide Partner haben ihrerseits ein knappes Dutzend europäischer Außenposten, hauptsächlich in der Ostsee und im Mittelmeer.
Zusammenarbeit bereits seit 2017 ein Thema
Ursprünglich forderte die HHLA schon 2017 die Zusammenarbeit der Nordseehäfen, es brauchte dann aber doch noch seine Zeit. Geholfen haben auch Gutachten des Bremer Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik ISL sowie von Roland Berger. Die Unterstützung der Politik hatten die Fusionisten sowieso, angefangen bei Bremens Hafensenatorin Claudia Schilling und ihrem Hamburger Kollegen Michael Westhagemann. Diese sahen mit steigendem Unbehagen die wachsende Marktmacht der Reeder und ihrer globalen Allianzen. Selbst die Ampelkoalition in Berlin will sich einer „Nationalen Hafenstrategie“ widmen.
Spediteure setzen andere Prioritäten
Allerdings gibt es auch Gegenstimmen, neben Betriebsangehörigen und ihren Gewerkschaften nicht zuletzt bei den Spediteuren. So mahnt etwa Stefan Saß vom Verein Hamburger Spediteure (VHSp) „dringende Innovationen“ für Hamburg an, die Vorrang hätten; die Fusion wäre insoweit „von Nachteil für die Hamburger Spediteure“. Offensichtlich setzt er andere Prioritäten: „Die Abfertigungssituation im Hamburger Hafen muss grundsätzlich günstiger und effektiver werden. Dabei wird eine Fusion nicht helfen.“ Weniger Sorgen macht man sich in seiner Branche um eventuelle fusionsbedingte Preissteigerungen, hier seien vielmehr die Reeder die Hauptakteure.
Obwohl bis Jahresende die Tage gezählt sind, gibt es bis heute keine Festlegung über die Form des Verbunds. Mehr Sicherheit besteht wohl eher bei den kartellrechtlichen Aspekten: Ein gemeinsamer Betrieb der acht Containerterminals ist laut HHLA-Chefin Angela Titzrath mit dem Kartellrecht „vereinbar“. (cfd/sn)