Giganten der Straße

Riesige Jachten, Flügel für Windkraftanlagen, Kranballaste oder Generatoren - das sind nur ein paar Beispiele für Großraum- und Schwertransporte. Sie alle haben gemeinsam: Länge, Breite und/oder Gewicht der Fracht überschreiten die Standardwerte von normalen Transporten. Da das zum einen die Straßen stärker belastet, zum anderen die Verkehrssicherheit beeinträchtigen kann, sind für diese Art von Ladung Sondergenehmigungen notwendig. "Wer einen Großraum- oder Schwertransport durchführt, braucht eine Ausnahmegenehmigung nach Paragraf 70 Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) für sein Fahrzeug", betont Thomas Gruber, amtlich anerkannter Sachverständiger bei TÜV SÜD und Fachmann für Großraumund Schwertransporte. Hierfür kann sich der Transportunternehmer an die Experten von TÜV SÜD wenden. Sie überprüfen unter anderem, ob der LKW ein für die Fracht ausreichendes Kurvenlaufverhalten, die notwendige Achsanzahl, die vorschriftenkonformen Achsabstände sowie die vorgeschriebenen Beleuchtungs- und Warn einrichtungen aufweist. Ist alles korrekt, stellt der Sachverständige ein Gutachten nach Paragraf 70 StVZO aus. Dieses Gutachten muss bei den zuständigen Landes behörden, in der Regel die jeweiligen Regierungspräsidien, zur Genehmigung eingereicht werden. Diese stellen bei Erfüllung der Kriterien eine Genehmigung nach Paragraf 29 StVO für die jeweilige Transportkombination aus. Sie ist für die Zulassung der Fahrt notwendig und muss vom Fahrer bei Kontrollen der Polizei oder des Bundesamts für Güterverkehr vorgelegt werden. "Das Gutachten ist nicht nur bei den extremen Beispielen von Großraum- und Schwertransporten notwendig, sondern unter Umständen auch bei alltäglicheren Fahrten", berichtet Gruber: "Ein Glasermeister beispielsweise, der seine Glasscheiben auf einer überbreiten Konstruktion transportiert, braucht ebenfalls die entsprechenden Ausnahmegenehmigungen." Transportiert er regelmäßig seine Ware auf bestimmten Strecken, kann der Unternehmer eine Dauer-Ausnahmegenehmigung beantragen, die ein Jahr gültig und kennzeichenbezogen ist. Voraussetzung: Die Fracht darf je nach Bundesland bestimmte Maße und Gewichte nicht überschreiten. Werden diese Werte nicht eingehalten, ist für jeden Transport eine Einzel-Ausnahmegenehmigung erforderlich. Gilt das Fahrzeug für den geplanten Transport als geeignet, benötigt der Unternehmer eine Genehmigung für die Fahrt nach Paragraf 29 Straßenverkehrs- Ordnung (StVO). Diese muss bei dem Ordnungsamt beantragt werden, das für die Region des Firmensitzes zuständig ist. Die Behörde legt fest, zu welcher Uhrzeit der Transport durchgeführt werden darf. Bei einer Breite bis 3,20 Meter ist das in der Regel wochentags während verkehrsarmen Zeiten. Überschreitet die Fracht die Maße, wird der Transport meist auf die Nacht zwischen 22 und 6 Uhr verlegt. Die Behörde entscheidet außerdem, auf welcher Strecke der Transport verlaufen darf. "Manche Brücken sind beispielsweise nicht auf das hohe Gewicht ausgelegt oder ein Tunnel ist zu klein für dieAbmessungen. Dann sind oftmals große Umwege notwendig, um die Fracht sicher ans Ziel zu bringen", sagt Gruber. Ebenfalls festgelegt wird, ob ein Begleitfahrzeug oder die Polizei den Transport begleiten muss. Diese sperren den angrenzenden Fahrstreifen an kritischen Stellen wie an Autobahnkreuzen oder Auffahrten, sodass andere Verkehrsteilnehmer nicht überholen können und die Verkehrssicherheit gewährleistet ist. Grundvoraussetzung für einen sicheren Transport ist außerdem, dass der Fahrer des LKW und gegebenenfalls des Begleitfahrzeugs alle Besonderheiten der Fahrtstrecke wie Engstellen oder Baustellen kennt. Des Weiteren unterstützen die Sachverständigen von TÜV SÜD Transportunternehmen beratend im Rahmen der Transportprozessplanung (TPP). Auch beim Thema Ladungssicherung stehen die Experten zur Verfügung. Denn hier gilt, dass die Ladung entsprechend derVorschriften gesichert sein muss und vor Start der Tour eine Abfahrtskontrolle vorgenommen wird. Zudem müssen die Fahrzeuge beziehungsweise die Fracht mit entsprechenden Warntafeln und Lichtanlagen gekennzeichnet werden. Wie das Fahrzeug beschaffen sein muss und wie die Ladung im konkreten Fall zu sichern ist, erarbeiten die Sachverständigen gemeinsam mit dem Transportunternehmer und Fahrer. "In Bayern gibt es außerdem eine Sondervorschrift für Transporte über 100 Tonnen. Hier muss ein Sachverständiger das Fahrzeug und die Ladungssicherung vor der Abfahrt überprüfen", weiß Fachmann Gruber. Auch hier können Unternehmen mit den Ladungssicherungsexperten von TÜV SÜD zusammenarbeiten - und bald vielleicht nicht nur in Bayern. Denn: Derzeit ist im Gespräch, die Regelung für Transporte über 100 Tonnen auf alle Bundesländer auszudehnen. TÜV SÜD Akademie Ladungssicherung Die TÜV SÜD Akademie bietet zahlreiche Fortbildungen für Transportunternehmen an. Dazu gehören beispielsweise Seminare zum Thema Ladungssicherung bei Schwertransporten. Zu den Inhalten gehören unter anderem die gesetzlichen Grundlagen, Physik der Ladungssicherung sowie Neuerungen bei Richtlinien und Genehmigungen. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.tuev-sued.de/akademie TÜV SÜD Ansprechpartner TÜV SÜD Auto Service GmbH Thomas Gruber Tel.: 089/57 91-17 90 E-Mail: thomas.gruber@tuev-sued.de

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