Gesucht: finanzkräftiger Teilhaber auf Zeit

Sich als traditioneller Mittelstandsbetrieb im heiß umkämpften Logistikmarkt weiterhin erfolgreich gegen die Konzerne zu behaupten und profitabel zu wachsen - das bildet für Friedrich Leupold eines der wichtigen strategischen Ziele. Dafür hat der geschäftsführende Gesellschafter der Spedition Leupold aus Oberkotzau bei Hof vor drei Jahren entscheidende unternehmerische Weichen gestellt: Er regelte die familieninterne Nachfolge, indem er seine Schwester ausbezahlte, die das Unternehmen 30 Jahre lang gemeinsam mit ihm geführt hatte. Darüber hinaus sorgte er durch den Ausbau der Umschlaghalle und den Neubau eines Verwaltungsgebäudes für dringend notwendige Kapazitätserweiterungen. "Dass wir beide Projekte innerhalb eines Jahres über die Bühne gebracht haben, war die Herausforderung schlechthin. Aus heutiger Sicht war das die schwierigste Phase meines gesamten Arbeitslebens", erinnert sich Leupold. Dies wohl nicht zuletzt deshalb, weil in beiden Fällen erhebliche Summen im Spiel waren: In die Baumaßnahmen investierte Leupold vier Millionen Euro. Zu welchem Betrag er die Unternehmensanteile seiner Schwester aufkaufte, will er verständlicherweise nicht veröffentlichen. "Unsere Wirtschaftsprüfer haben den Unternehmenswert errechnet und wir haben uns dann auf eine entsprechende Summe geeinigt", so Leupold. "Das Ganze ging konfliktfrei, sachlich und fair über die Bühne. Schließlich war und ist meiner Schwester am Fortbestand des Unternehmens gelegen." Die Spedition Leupold konzentriert sich auf nationale und internationale Sammelguttransporte sowie Teil- und Komplettladungen. Sie beschäftigt 270 Mitarbeiter, davon 70 Fahrer. Der Fuhrpark umfasst 55 ziehende Einheiten, dazu disponiert Leupold noch 150 Fahrzeuge von 100 Transportunternehmen, mit denen die Spedition langfristig zusammenarbeitet. Die Krise 2008 verzögerte die Investition Bereits seit 1990 ist Leupold Gesellschafter der Stückgutkooperation Unitrans und bedient von Oberkotzau aus die Region Oberfranken. Ein weiterer Standort in Schweinfurt, der als eigenständige Gesellschaft geführt wird, fungiert als Unitrans-Hub für Unterfranken. Das zweite Geschäftsfeld bilden logistische Zusatzdienstleistungen inklusive Warehousing in eigenen und gemieteten Anlagen. Hier arbeitet Leupold an mehreren Standorten für knapp 40 Kunden verschiedenster Branchen. In diesem Segment erwirtschaftet das Unternehmen derzeit 15 Prozent seiner Umsätze, Tendenz steigend. Eigentlich sollten die Baumaßnahmen für Umschlaglager und Verwaltungsgebäude schon zwei Jahre früher beginnen. Bereits 2008 kaufte Leupold ein Nachbargrundstück im Gewerbegebiet Oberkotzau. "Damals hat uns allerdings die Wirtschaftskrise ordentlich erwischt. Wir arbeiten viel für die Automobilbranche, deren Transportvolumina fast schon von einem Tag auf den anderen drastisch einbrachen", berichtet Leupold. Allerdings ging es dann ja auch wieder schnell bergauf, sodass sich die beengten Kapazitäten der Umschlaghalle erneut unangenehm bemerkbar machten. "Wir konnten dort kaum mehr wirtschaftlich produzieren. Durch die räumliche Enge war es extrem aufwendig, die Zeittakte beim Stückgut einzuhalten und die Prozesse ordentlich abzuwickeln", betont der Spediteur. "Die Erweiterung war für uns letztlich eine Frage des Überlebens." Daher plante er 2010 die Baumaßnahmen zu Ende - und suchte parallel dazu eine Möglichkeit zur Finanzierung beider Projekte. Gleich zwei seiner Kunden empfahlen ihm damals, sich über die Finanzierungslösungen der BayBG (Bayerische Beteiligungsgesellschaft) zu informieren. Die BayBG ist eine unabhängige Beteiligungsgesellschaft (siehe Kasten unten Seite 21), zu deren Gesellschaftern neben der LfA Förderbank Bayern auch Geschäftsbanken, Dachorganisationen der Sparkassen und Genossenschaftsbanken, Versicherungen und Verbände zählen. BayBG ist kein Mitunternehmer "Unser Ziel ist die Stärkung des Mittelstands über eine Erhöhung des Eigenkapitals", erklärt Günter Lindner, Projektmanager Wachstum Bayern Nord bei der BayBG. "Daher arbeiten wir zwar gewinnorientiert - aber nicht gewinnmaximierend". Derzeit ist die BayBG mit 320 Millionen Euro bei 500 mittelständischen Unternehmen engagiert. In den meisten Fällen im Rahmen einer "typisch stillen Beteiligung" (siehe Kasten Seite 20): Dabei stellt die Beteiligungsgesellschaft Gelder in Form von Eigenkapital zur Verfügung, fungiert aber nicht als Mitunternehmer. "Der Unternehmer bleibt Herr im eigenen Haus", bringt es Lindner auf den Punkt. "Wir behalten uns lediglich Zustimmungsrechte bei strategischen Entscheidungen vor, die das Unternehmen maßgeblich verändern würden." Dazu zählen zum Beispiel die Eröffnung eines neuen oder die Schließung eines bestehenden Standorts. Friedrich Leupold nahm über seine Wirtschaftsprüfer Kontakt zur BayBG auf, die sich interessiert zeigte. Im Oktober 2010 fand das Erstgespräch zwischen Lindner und dem Spediteur statt, Betriebsbesichtigung inklusive. "Wegen des positiven Gesamteindrucks haben wir bereits eine Woche später einen Letter of Intent abgegeben, der von Leupold angenommen wurde", sagt der BayBG-Projektleiter. Dabei handelt es sich um eine schriftliche Absichtserklärung, mit der beide Parteien ihr grundsätzliches Interesse an der Finanzierung erklären. Daraufhin erfolgt die "Due Diligence", die Prüfung der für die Investitionsentscheidung relevanten Unterlagen. Stärkung des Eigenkapitals Dazu stellte Friedrich Leupold gemeinsam mit seinem älteren Sohn Florian, der als Geschäftsführer seit vier Jahren das operative Geschäft verantwortet, einen Businessplan auf. Darin prognostizierten sie die Geschäftsentwicklung der kommenden drei Jahre. "Dabei sind wir sehr in die Tiefe gegangen. Das war eine nicht zu unterschätzende Fleiß- und Kopfarbeit", betont Friedrich Leupold. Dass er seine Zahlen in ähnlicher Form bereits für die Beantragung der Bankenfinanzierung aufbereitet hatte, erleichterte das Ganze. "Schließlich hatten wir schon im Vorfeld Bankzusagen zur Finanzierung der Baumaßnahmen. Doch mir war es wichtig, auch die BayBG mit an Bord zu nehmen und so unsere Eigenkapitalquote durch die stille Beteiligung zu stärken. Das betrachte ich nach wie vor als zusätzliche, verantwortungsvolle Sicherheitsmaßnahme." Die BayBG fand die Unterlagen aussagekräftig, das Konzept schlüssig und teilte die Markteinschätzung von Leupold senior und junior. "Das Marktumfeld in der Transport- und Logistikbranche ist zwar schwierig und der Wettbewerbsdruck hoch", räumt Lindner ein. "Doch auch in schwierigen Branchen gibt es gute Unternehmen, die wir gerne mit finanzieren." Die Spedition Leupold gehörte offenbar dazu: Laut Lindner war ausschlaggebend, dass es sich um ein bewährtes familiengeführtes und erfolgreiches Unternehmen handelt, das sich über eine konsequente Qualitätsstrategie und Kundennähe am Markt fest etabliert hat. Auch die Kooperation im Unitrans-Netzwerk sowie die geregelte Unternehmensnachfolge durch die beiden Söhne Friedrich Leupolds waren Pluspunkte. Daher stand das Beteiligungskapital der BayBG binnen zwei Monaten nach der ersten Kontaktaufnahme zur Verfügung. Seither funktioniert die Zusammenarbeit reibungslos, wie beide Seiten versichern. Friedrich Leupold weiß besonders zu schätzen, dass die BayBG tatsächlich ein im Wortsinn "stiller" Teilhaber ist, der sich nicht ins Tagesgeschäft einmischt. "Wir erstellen vier Mal jährlich einen Quartalsbericht, in dem wir die BayBG über Marktlage und Geschäftsverlauf, Kosten, Erlöse und unsere Planungen informieren", sagt Leupold. Etwa zwei Tage dauert es, bis die Zahlen und Auswertungen zusammengestellt sind. Dazu kommt noch ein Jahresbericht, quasi eine Zusammenfassung der Quartalsberichte, ergänzt um detaillierte Planzahlen für das kommende Geschäftsjahr. Den aus seiner Sicht einzigen Nachteil einer Beteiligungsfinanzierung will Friedrich Leupold allerdings nicht unter den Tisch fallen lassen: Sie ist teurer als ein Bankkredit. "Allerdings darf man nicht vergessen, dass es sich dabei um eine zeitlich begrenzte Risikofinanzierung handelt", so der Spediteur. "Und die ist immer teurer. Das weiß jeder Kaufmann." Im Jahr 2018 endet die Laufzeit der stillen Beteiligung. Friedrich Leupold plant, das Beteiligungskapital komplett zurückzubezahlen. Seitens der BayBG wäre auch eine Verlängerung und eine Rückführung in Raten möglich. "Schließlich hat die Beteiligung unsere Erwartungen bislang vollkommen erfüllt," sagt Lindner. Doch Leupold ist es wichtig, auch diesen Teilhaber auf Zeit auszubezahlen. "Unser Unternehmen ist seit 128 Jahren im Familienbesitz - und soll es auch bleiben. Dass die BayBG nach einer vorab definierten Periode wieder aussteigt, war mir daher besonders wichtig." Die verschiedenen Beteiligungsarten Beteiligt - offen, echt, typisch oder atypisch? Bei einer Beteiligung an einem Unternehmen erwirbt eine natürliche oder juristische Person Anteile daran. Dieses eingebrachte Beteiligungskapital zählt zum Eigenkapital. Der große Vorteil: Je besser die Eigenkapitalausstattung, desto eher sind Banken bereit, ihren Finanzierungsrahmen aufrechtzuerhalten oder gar auszuweiten. Es gibt verschiedene Varianten von Unternehmensbeteiligungen. Die wichtigsten Unterschiede in Kürze:- Eine "offene" oder "echte" Beteiligung an einem Unternehmen wird grundsätzlich in öffentlichen Registern, wie etwa dem Handelsregister, eingetragen und ist somit für Außenstehende erkennbar. Der Beteiligungsgeber wird Miteigentümer des Unternehmens mit entsprechenden Mitsprache- und Informationsrechten. Zudem erhält er einen Anteil am Gewinn, haftet aber auch bei Verlusten.- Bei der stillen Beteiligung wird zwischen typischer und atypischer unterschieden. Bei der atypischen Variante gilt der Beteiligungskapitalgeber als Mitunternehmer, der auch am Vermögen der Gesellschaft beteiligt ist. Das Unternehmen kann die Zinsen, die es ihm für das zur Verfügung gestellte Eigenkapitals bezahlt, nicht als Betriebsausgaben absetzen.- Aus diesen Gründen favorisiert der Mittelstand vielfach die "typisch stille Beteiligung". Es handelt sich um eine Beteiligung im Innenverhältnis, die nicht öffentlich registriert werden muss. Der Beteiligungsgeber ist zum Teil am Gewinn des Unternehmens mit beteiligt, jedoch nicht am Vermögen der Gesellschaft. Nach außen tritt er als Gläubiger des Unternehmens auf. Für das zur Verfügung gestellte Kapital erhält er ein Beteiligungsentgelt, das steuerlich eine Betriebsausgabe ist. Im Falle der Insolvenz des Unternehmens rangiert das Kapital einer typischen stillen Beteiligung hinter allen anderen Gläubigern. Dingliche Sicherheiten sind nicht notwendig. eee Ansprechpartner Beteiligungskapital für den Mittelstand - bundesweit Die BayBG (Bayerische Beteiligungsgesellschaft) engagiert sich primär in Bayern. Aber auch jenseits des Freistaats gibt es für Unternehmer die Möglichkeit, ihre Eigenkapitalbasis durch die Einbindung einer Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft (MBG) zu stärken. Eine Liste der MBG, die in der Regel jeweils in einem Bundesland tätig sind, findet sich auf der Website des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften unter www.bvkap.de -> Beteiligungskapital -> Mittelständische Beteiligungsgesellschaften. eee

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