Geschenke statt Geld

Kleine Geschenke erhalten nicht nur die Freundschaft, sondern auch die Motivation der Mitarbeiter. Gerade Transport- und Logistikunternehmen, die meist wenig finanzielle Spielräume haben, um Fachkräfte durch ein üppiges Gehaltsplus bei Laune zu halten, können den Lohn ihrer Mitarbeiter durch Zusatzleistungen aufbessern. Der Vorteil: Diese Extras werden nicht dem Bruttolohn hinzugerechnet und bleiben somit von Steuern und Sozialabgaben befreit. Während von einer Gehaltserhöhung oft nur die Hälfte im Geldbeutel ankommt, entlasten die Zusatzleistungen des Chefs in voller Höhe die Haushaltskasse. Wer seinen Beschäftigten das Mittagessen spendiert, die Tankfüllung oder die Kinderbetreuung bezahlt, profitiert doppelt: Er bindet Mitarbeiter ans Unternehmen und spart seinen Anteil an den Sozialversicherungsbeiträgen. Allerdings müssen Chefs die Extras zusätzlich zum Gehalt bezahlen, sonst hält der Fiskus die Hand auf. Diese sieben Benefits kommen bei Mitarbeitern gut an. Restaurant-Schecks Ein beliebtes Gehalts-Extra sind Restaurant-Schecks, die Beschäftigte beim Italiener oder beim Imbiss um die Ecke, aber auch im Supermarkt einlösen können. Pro Tag dürfen Mitarbeiter einen Scheck in Zahlung geben. Die Leistung bleibt steuerfrei, wenn der Verrechnungswert pro Scheck höchstens 6,27 Euro beträgt und Angestellte 3,17 Euro dazuzahlen. Ist das Mittagessen für die Belegschaft kostenlos, müssen Mitarbeiter den Wert von 3,17 Euro pro Essen versteuern. Michael Schlang, Steuerberater und Prokurist der Ecovis KSO Treuhand & Steuerberatung in Düsseldorf, rät, nicht mehr als 15 Gutscheine pro Monat an jeden Beschäftigten auszugeben. Sonst muss der Arbeitgeber Buch darüber führen, wer außerhalb eingesetzt, krank war oder Urlaub hatte. Kita-Zuschuss Bei Mitarbeitern mit kleinen Kindern kommen Zuschüsse zur Betreuung des Nachwuchses gut an. Firmenchefs können die Gebühren für Kindertagesstätte, Kindergarten oder eine Tagesmutter komplett übernehmen, ohne dass dafür Steuern und Sozialversicherungsbeiträge fällig werden. Eine Win-win-Situation: Der Betrieb präsentiert sich als familienfreundlicher Arbeitgeber, Mütter kehren schneller in den Job zurück und das Extra entlastet die Haushaltskasse der Familie. Doch den Steuerbonus gibt es nur, solange die Kinder noch nicht zur Schule gehen. Danach zählen Betreuungszuschüsse zum steuer- und sozialversicherungspflichtigen Arbeitslohn. Smartphone und Laptop Gerade bei den jüngeren Mitarbeitern sind Smartphone und Tablets als Benefits gefragt. Überlässt der Chef seinen Mitarbeitern Diensthandy und Laptop zur privaten Nutzung, ist dies kein geldwerter Vorteil. "Selbst wenn der Beschäftigte die Geräte zu 90 Prozent privat nutzt, werden keine Steuern und Sozialabgaben fällig", unterstreicht Schlang den Vorteil. Aufladen von Elektrofahrzeugen Wer sauber fährt, betreibt Imagepflege und wird staatlich gefördert. Seit Beginn des Jahres ist das Aufladen von Elektrofahrzeugen in einer Betriebsstätte des Arbeitgebers oder eines verbundenen Unternehmens lohnsteuerfrei. "Der Steuerbonus ist weder auf einen Höchstbetrag noch nach der Anzahl der begünstigten Kraftfahrzeuge begrenzt", führt Steuerberater Schlang aus. Auch eine betriebliche Ladevorrichtung dürfen Chefs ihren Mitarbeitern steuerfrei zum "Tanken" überlassen. Wer die Ladevorrichtung seinem Beschäftigten schenkt, finanziert oder günstiger überlässt, muss dieses Extra mit 25 Prozent pauschal versteuern. Sozialabgaben fallen dann aber nicht an. Betriebsfeier Auch das Feiern auf Firmenkosten hält Mitarbeiter bei Laune und kommt günstiger als eine entsprechende finanzielle Zuwendung. Das Finanzamt akzeptiert bis zu zwei Betriebsfeten im Jahr. Das Extra bleibt steuerfrei, wenn die Ausgaben 110 Euro pro Mitarbeiter nicht übersteigen. Selbst wenn die Feier größer ausfällt, gibt es noch einen Bonus: Darüber hinausgehende Beträge sind mit 25 Prozent pauschal zu versteuern, Sozialabgaben fallen nicht an. Zudem verbuchen Firmenchefs die Kosten als Betriebsausgaben. Aber Vorsicht: Zwar gilt ein Steuerfreibetrag von 110 Euro pro Mitarbeiter. Doch dürfen Firmen die Gesamtkosten nicht einfach auf die Anzahl ihrer Beschäftigten umlegen. Die Prüfer wollen genau wissen, wer mitgefeiert hat. Kommen von den 100 angemeldeten Mitarbeitern nur 70 zur Sause, darf der Betrieb auch nur 7700 Euro steuerfrei ansetzen. "Firmenchefs sollten eine Teilnehmerliste bei der Weihnachtsfeier auslegen und unterschreiben lassen", empfiehlt Schlang. Tankfüllung, Jobticket oder Fitness Sachbezüge bleiben bis 44 Euro im Monat für jeden Mitarbeiter steuerfrei. Im Jahr sind das 528 Euro extra. Der Chef kann den Beschäftigten damit die Mitgliedschaft im Fitnessstudio sponsern, das Jobticket bezahlen oder einen Tank- beziehungsweise Einkaufsgutschein ausstellen, den Mitarbeiter bei einem Kooperationspartner einlösen können. Doch die 44-Euro-Grenze darf auf keinen Fall überschritten werden. Gesundheitskurse Wer etwas für die Gesundheit der Belegschaft tut, profitiert gleich mehrfach: niedrigerer Krankenstand, motivierte Mitarbeiter und ein Steuerbonus. Kosten für die betriebliche Gesundheitsförderung wie Massagen, Rückenschule, Bewegungs-, Raucherentwöhnungs- oder Anti-Stress-Kurse bleiben bis zu 500 Euro pro Jahr und Mitarbeiter steuer- und sozialversicherungsfrei. Allerdings müssen die Angebote gewissen Qualitätsstandards entsprechen, die der GKV-Spitzenverband im Leitfaden Prävention veröffentlicht hat. Weiterbildung Steuerfrei sind auch Fort- und Weiterbildungen, sofern Unternehmer den betrieblichen Nutzen nachweisen können. Arbeitgeber dürfen ihren Mitarbeitern die Kosten in unbegrenzter Höhe erstatten. Überwiegt das eigenbetriebliche Interesse, sind keine Steuern und Sozialabgaben fällig. So gab das Finanzgericht Münster im August einem Spediteur recht (AZ 13 K 3218/13 L). Er musste die Kosten für die Weiterbildung seiner Fahrer nach dem Berufskraftfahrer-Qualifikationsgesetz nicht als steuerpflichtigen Lohn abrechnen, wie die Betriebsprüfer es forderten. Mitarbeiter-Rabatte Besonders im Einzelhandel sind sie weit verbreitet: die Mitarbeiter-Rabatte. Unternehmen dürfen Beschäftigen eigene Waren und Dienstleistungen verbilligt oder umsonst überlassen. Bis zu 1080 Euro im Jahr können Arbeitgeber ihren Beschäftigten so steuerfrei zukommen lassen. Allerdings gilt dieser Rabattfreibetrag nur für Produkte und Dienstleistungen, mit denen der Betrieb handelt. Eine Umzugsspedition darf also Kisten packen und den Hausrat in die neue, größere Wohnung des Mitarbeiters transportieren. Wer aus beruflichen Gründen umzieht, dem darf der Chef auch die kompletten Umzugskosten erstatten, ohne Lohnsteuer und Sozialabgaben abführen zu müssen. Miles and More 1080 Euro bleiben ebenfalls steuerfrei, wenn Unternehmen ihren Mitarbeitern gestatten, auf Dienstreisen erworbene Bonuspunkte privat zu nutzen. Dürfen die Kollegen dann ihren Urlaubsflug in den Süden mit Vielfliegerpunkten bezahlen, ist das ein attraktiver Bonus, der den Betrieb nichts extra kostet. Wer Mitarbeiter mit solchen Extras ködern will, muss allerdings ein paar Spielregeln beachten, damit das Finanzamt nicht doch die Hand aufhält. Betriebsprüfer werden meist fündig, wenn sie die Lohnkonten durchforsten. "Für jeden Mitarbeiter muss klar ersichtlich sein, welche Extras er bekommt und was sie wert sind", sagt Steuerberater Schlang. Erst im vergangenen Sommer gab es ein aktuelles Urteil: Das Finanzgericht Baden-Württemberg entschied, dass bei der Berechnung des Sachbezugswerts auch Versand- und Verpackungskosten einzurechnen sind (AZ 10 K 2128/14). In dem dort verhandelten Fall durften sich Fahrer einer Spedition als Extra und Anerkennung für unfallfreies Fahren monatlich Waren im Wert von 44 Euro auf Kosten des Arbeitgebers bestellen. Zum Warenwert von 43,99 Euro brutto stellte der Online-Shop noch Versandkosten in Rechnung. Damit sei die Freigrenze überschritten und der komplette Betrag als geldwerter Vorteil zu versteuern, entschied das Finanzamt und nahm die Spedition für die nicht einbehaltene und abgeführte Lohnsteuer in Haftung. Zu Recht, urteilten die Finanzrichter. Bis zur endgültigen rechtlichen Klärung durch den Bundesfinanzhof (Revisionsverfahren AZ VI R 32/16) sollten Betriebe daher die Nebenkosten hinzurechnen oder Warengutscheine im Wert von 44 Euro ausgeben. Was darüberliegt, muss der Mitarbeiter zuzahlen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Personalwesen www.verkehrsrundschau.de/dossiers Fallstricke Diese Spielregeln sind zu beachten Betriebsprüfer bohren meist dort gezielt nach, wo sich Geld eintreiben lässt. Unternehmen sollten daher folgende Regeln beachten, damit die Extras für die Mitarbeiter auch steuerfrei bleiben.- Extra gewähren: Die meisten steuerfreien oder steuerbegünstigten Leistungen sind zusätzlich zum Gehalt zu zahlen. Arbeitgeber dürfen den Monatslohn nicht entsprechend kürzen oder mit ihrem Mitarbeiter eine Gehaltsumwandlung vereinbaren. Sonst entfällt die Steuerfreiheit. Eine Ausnahme bilden nur Sachbezüge wie Tank- oder Warengutscheine. Sie dürfen regulären Lohn ersetzen.- Freiwillig zahlen: Beschäftigte haben keinen Rechtsanspruch auf die Leistung. Der Arbeitgeber zahlt sie freiwillig. Ist im Arbeitsvertrag festgelegt, dass das Unternehmen auch die vereinbarten Extras schuldet, entfällt der Steuerbonus, entschied der Bundesfinanzhof (AZ VI R 54/11). Durch einen Freiwilligkeitsvorbehalt lässt sich dies verhindern. Dann ist es auch zulässig, steuerfreie Zuschüsse mit anderen freiwilligen Sonderzahlungen, wie dem Weihnachtsgeld, zu verrechnen, um Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge zu sparen.- Grenzen einhalten: Bei Sachbezügen sind die steuerlichen Freigrenzen unbedingt einzuhalten. Jobticket, Tank- oder Warengutscheine sind bis 44 Euro pro Monat und Mitarbeiter steuerfrei, Geschenke zu persönlichen Anlässen wie Geburtstag, Hochzeit oder Geburt eines Kindes bis jeweils 60 Euro (inklusive Umsatzsteuer). Bezahlt der Chef nur einen Cent mehr, ist der gesamte Betrag als geldwerter Vorteil zu versteuern.- Genau abrechnen: Die Lohnbuchhaltung muss die Extras für jeden Mitarbeiter abrechnen, korrekt verbuchen und sauber dokumentieren. Aus dem Lohnkonto sollte klar hervorgehen, welche steuerbegünstigten Leistungen der Beschäftigte bekommt und welchen Wert sie haben. Bei Betriebsfeiern und Gesundheitskursen sind die Kosten auf die Teilnehmer umzurechnen.Belege sammeln: Steuerfreie Arbeitgeberleistungen dürfen nicht bar ausgezahlt werden. Unternehmen sollten dies nachweisen können, indem sie Belege und Rechnungen sammeln. Die Abrechnung der Kita für die Betreuung von Mitarbeiterkindern, die monatliche Rechnung der Verkehrsgesellschaft für die Jobtickets sowie Abrechnung und Teilnahmebescheinigungen an der Rückenschule im Betrieb sind aufzubewahren. Zudem muss ausgeschlossen sein, dass Beschäftigte Waren- oder Tankgutscheine in Bargeld tauschen können. sah Brutto wie Netto Beispielrechnung für einen verheirateten Einzelverdiener (Berufskraftfahrer) mit einem KindJahresverdienstJahresbruttogehalt 25.200,00 EuroLohnsteuer inkl. Soli 286,00 EuroSozialabgaben (Zusatz- 5121,90 Euro beitrag KV*: 1,1 %)Jahresnettogehalt 19.792,10 EuroVariante 1:GehaltserhöhungGehaltserhöhung 1800,00 EuroZusätzliche Steuer 284,00 EuroZusätzliche Sozialabgaben 365,85 EuroZusätzliches Nettogehalt 1150,15 EuroVariante 2:Steuerfreie ArbeitgeberleistungenTankgutschein (12 x 44 Euro) 528,00 EuroKindergartenzuschuss 1212,00 Euro (12 x 101 Euro)Geburtstagsgeschenk 60,00 EuroZusätzliche Netto-Leistung 1800,00 Euro* KV=Krankenversicherung

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