Lüttich. Im Zuge der Ermittlungen wegen Sozialdumpings bei dem belgischen Transport- und Logistikunternehmen Jost Group dürfen 346 Lkw des Unternehmens von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt werden. Das bestätigte die Lütticher Anklagekammer jetzt in einem Urteil. Die Jost Group hatte die Beschlagnahmung zuvor vor Gericht angefochten.
Beschlagnahmte Lkw sollten verkauft werden
Die belgische Staatsanwaltschaft wirft der Jost Group vor, zwischen 2014 und 2016 mehrere hundert Lkw-Fahrer in Osteuropa angeworben zu haben, um sie von den Benelux-Standorten des Unternehmens aus fahren zu lassen. Die Fahrer wurden nach den Bedingungen ihrer Heimatstaaten, vor allem Rumänien und Slowakei, eingestellt. Dem belgischen Staat sollen laut belgischen Medien dadurch rund 55,3 Millionen Euro an Sozialabgaben entgangen sein.
2017 hatte die Staatsanwaltschaft mehrere Razzien an den Unternehmensstandorten der Jost Group in Belgien, Luxemburg, Rumänien und der Slowakei durchgeführt. Die Lkw wollte die Staatsanwaltschaft beschlagnahmen, um sie eventuell zu verkaufen. Dadurch sollte ein Teil der dem belgischen Staat entgangenen Einnahmen ausgeglichen werden. Ob die Lkw jetzt tatsächlich beschlagnahmt werden, ist noch nicht klar.
Jost weist Vorwürfe wegen Sozialbetrug weiter zurück
Die Jost Group weist unterdessen weiter alle Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurück. Das Unternehmen habe sich nichts zu Schulden kommen lassen, heißt es seit Beginn der Ermittlungen. Zu der jetzt bewilligten Beschlagnahmung der Lkw äußerte sich das Unternehmen noch nicht. Erst vor einer Woche hatte der Präsident des Gerichts Erster Instanz in Lüttich die Beschlagnahmung der Lkw abgelehnt. Die Jost Group hatte in einem Eilverfahren die Beschlagnahmung verhindern wollen.
Die Jost Group gehört zu den größten belgischen Transport- und Logistikunternehmen, unterhält seinen Firmensitz allerdings im luxemburgischen Weiswampach. Nach eigenen Angaben beschäftigt die Gruppe 1650 Mitarbeiter, besitzt 1100 Lkw sowie 2400 Anhänger und betreibt Standorte in zwölf Ländern, darunter auch Deutschland. Den Jahresumsatz beziffert das Unternehmen auf 445 Millionen Euro. (kw)