Gehen Frachtdiebe immer cleverer vor?

Hat Frachtdiebstahl in Europa, dem Nahen Osten und Afrika ein neues Ausmaß angenommen oder sind 2018 nur mehr Fälle gemeldet worden als zuvor? Beides. Die Sicherheitsvereinigung TAPA erhielt vor allem aus Großbritannien und den Niederlanden sehr viele Meldungen. Auch aus Deutschland bekamen wir zu diesem Thema inzwischen wesentlich bessere und verlässlichere Zahlen. Wie gestaltet sich die Situation aktuell im deutschen Güterverkehrsmarkt? Auf Basis von Meldungen unserer Mitglieder verzeichneten wir hier genau wie international einen immensen Anstieg der Frachtdiebstähle. Eine offizielle Bundesstatistik gibt es leider nicht. Ich kann immerhin von einer positiven Entwicklung berichten: Im vergangenen Sommer wurde die Projektgruppe Cargo unter der Leitung des Landeskriminalamtes Sachsen-Anhalt gegründet. Seitdem sie in diesem Januar in Gorzów zusammen mit der polnischen Polizei eine große Hehlerbande gefasst hat, sind dort die Fälle von Ladungsklau um fast 80 Prozent gesunken. In Sachsen-Anhalt wurden laut der Projektgruppe Cargo davor bis zu zehn Fälle am Tag registriert. Agieren die Ladungsdiebe immer cleverer? Organisierte Kriminelle bemerken zunehmend, dass sie mit Gütern, die vom "Lkw gefallen sind", recht simpel viel Geld verdienen können. Online-Plattformen wie Ebay, Amazon oder Rakuten ermöglichen einen schnellen und lukrativen Weiterverkauf. Heute wird wirklich alles geklaut, weil sich alles über das Internet verkaufen lässt. Früher waren es oft Handys und Laptops, heute sind es sogar Kaugummis. Den Schwarzmarkt, wie man ihn noch von vor zehn Jahren kennt, gibt es nicht mehr. Das Risiko, von den Ordnungsbehörden auf frischer Tat ertappt zu werden, ist zudem gering. Darüber hinaus schrecken die Strafen in Deutschland anscheinend nicht ab. Selbst wenn die Ermittlungen nach einem schweren Frachtdiebstahl mit einem Wert in Milliardenhöhe einmal zum Erfolg führen, drohen den Straftätern maximal zwei Jahre Sonderurlaub mit Fitness-Center hinter geschlossenen Mauern. Oft gibt es nur eine Freiheitsstrafe auf Bewährung. Nach TAPA-Angaben passieren die meisten Frachtdiebstähle auf Parkplätzen. Was nützen die politischen Bemühungen, durch Förderung und Vorgaben für mehr Sicherheit und höhere Standards zu sorgen? Wir brauchen aktuell nicht mehr Sicherheitsparkplätze, sondern grundsätzlich mehr Parkplätze. Das schafft mehr Flexibilität, die richtigen Stellflächen mit dem Lkw anzusteuern. Ein Zaun oder eine Zugangskontrolle sind oft gar nicht nötig. Meist genügen gut beleuchtete Areale mit dauerhafter Überwachung. Die Angebote müssen schließlich bezahlbar bleiben. Noch immer sind wenige Verlader, Spediteure und Frachtführer bereit, Mehrkosten für sichere Parkplätze zu tragen. Zum Glück findet allmählich ein Umdenken statt. Was halten Sie von den Sicherungssystemen für Transportfahrzeuge im Markt? Es gibt bessere Auflieger und Planen als früher. Viele Technologien bieten einen sinnvollen Schutz gegen Frachtdiebstahl. Deshalb haben wir der EU-Kommission gesagt, die in diesem Jahr einen europäischen Standard für sichere Lkw-Parkplätze einführen will, dass wir zu strenge Vorgaben für die Betreiber solcher Anlagen für falsch halten. Wir haben in Deutschland in der Vergangenheit erlebt, was geschieht, wenn Lkw-Parkplätze an dem Schutzbedürfnis der Transport- und Speditionsunternehmen vorbei errichtet werden. Hier sind Betreiber toller Anlagen in Konkurs gegangen, weil Angebot und Nachfrage nicht zueinander gepasst haben. Rekordjahr beim Frachtdiebstahl Frachtdiebstahl nimmt anscheinend immer weiter zu. Im Wirtschaftsraum Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) ist 2018 deutlich mehr Ladung als gestohlen gemeldet worden als 2017. Die Transported Asset Protection Association (TAPA) registrierte im Vorjahresvergleich einen Anstieg der Frachtdiebstähle um 38,2 Prozent auf 3981 Fälle. Dies ist ein neuer Rekord in der 21-jährigen Geschichte der Organisation. ag

Schwerpunktkontrollen: Viele Verstöße von Lkw und Bussen

BGA: Situation im Großhandel ist schlecht

Luftfracht: DHL Express und Shell kooperieren

Konjunktur: KfW Research senkt Wachstumsprognose

Export: USA bleiben wichtigster Handelspartner

Alle Schlagzeilen

Gehen Frachtdiebe immer cleverer vor?

HASHTAG

#Kriminalität

1,5 Tonnen Kokain in Bananen-Transport entdeckt

Am Rande: Gestohlener Anhänger voller Kartoffelchips in Polen sichergestellt

TAPA: 2018 ist Rekordjahr beim Frachtdiebstahl

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Area HR Business Partner

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

WEITERLESEN

NEWSLETTER