Frankfurt am Main. Der Hauptvorstand und die Bundestarifkommission der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) haben am 17. und 18. November 2020 in Dresden entschieden, die selbst auferlegte Beschränkung auf das Zugpersonal aufzugeben und Verantwortung für das Gesamtsystem Eisenbahn und die dort vertretenen systemrelevanten Berufsgruppen zu übernehmen. Jetzt liegt es an den Werkstattmitarbeitern, Wagenmeistern, Fahrdienstleitern, Signaltechnikern, Aufsichten und den anderen Mitarbeitern des direkten Personals in den Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) und auch Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU), gemeinsam mit dem Zugpersonal eine starke Gewerkschafts- und Berufsvertretung zu etablieren, heißt es seitens der GDL.
Gefahr durch die EVG befürchtet
Die Gewerkschaft fühlt sich nach eigenen Angaben in ihrer Existenz durch die Deutsche Bahn AG bedroht, die demnach stärker auf die Hausgewerkschaft Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) setze. Laut der GDL sei diese aber eher ein "allzeit willfähriger Steigbügelhalter des Arbeitgebers" statt eine kritische Gewerkschaft. In den nächsten Monaten wolle man ausreichend Mitglieder gewinnen, um die Tarifverträge der EVG in allen systemrelevanten Bereichen der Eisenbahn in Deutschland verdrängen zu können. Hintergrund dieser Diskussion ist das Tarifeinheitsgesetz, demzufolge in einem Betrieb lediglich ein Tarifabschluss mit der mitgliederstärksten Gewerkschaft gilt.
Schlichtungsversuch gescheitert
Die Bahn hatte im September mit der EVG bei einen Tarifabschluss erzielt. Nach dem Einnahmeeinbruch in der Corona-Krise hatte sieht er deutlich niedrigere Entgelterhöhungen vor als in den Jahren zuvor. Dafür erhielten die Mitarbeiter eine Beschäftigungsgarantie. Inzwischen fordert die EVG zusätzlich einen Corona-Bonus. In einer Schlichtung unter Leitung des früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) hatte die Bahn versucht, auch mit der GDL einen neuen Tarifabschluss zu erzielen. Die Schlichtung scheiterte jedoch. (dpa/akw)