Berlin. Nach dem Ende des bundesweiten Streiks der Lokführergewerkschaft GDL läuft der Bahnverkehr langsam wieder an. Der Streik hatte in der Nacht zu Montag, den 23. August im Personenverkehr begonnen, im Güterverkehr schon am 21. August. Der Arbeitskampf der GDL war am frühen Mittwochmorgen gegen 2.00 Uhr planmäßig beendet worden. „Der Bahnverkehr ist am Morgen nach Ende des GDL-Streiks weitgehend normal gestartet“, teilte die Deutsche Bahn am Mittwoch in Berlin mit. Nun solle im Fern- und im Regionalverkehr sowie bei den S-Bahnen wieder das komplette Fahrplanangebot fahren.
Im Güterverkehr befanden sich laut der Bahntochter DB Cargo streikbedingt bis zu 220 Züge im Rückstau. Seit der Nacht zu Mittwoch liefen die Güterverkehre wieder an. „Wir rechnen mit einer sehr dynamischen Auflösung der Streikfolgen in den nächsten Stunden“, sagte ein Sprecher.
NEE: Keine Lieferengpässe im Güterverkehr
Nach dem Ende des jüngsten Streiks der GDL bei der Deutschen Bahn haben sich derweil auch die nicht bestreikten Güterbahnen zu Wort gemeldet. So sieht das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) entgegen jüngster Warnungen aus der Wirtschaft weder Lieferengpässe noch einen Imageschaden. Dass fast 60 Prozent des deutschen Schienengüterverkehrs schon heute nicht mehr von der DB gefahren werden, sei den meisten Menschen unbekannt, heißt es in einer Presseaussendung. Die Verkehre der Wettbewerber liefen demnach planmäßig und meist zügiger als üblich durch das Netz. DB Cargo habe einen Teil seiner Verkehre selbst und einen Teil mit Unterstützung von kooperierenden Bahnen fahren können. „Derzeit muss sich niemand um Versorgungssicherheit sorgen. Image und Wachstumschancen nehmen allerdings Schaden, wenn Wirtschaftsverbände und die DB-Kommunikationsabteilung trotzdem den Teufel an die Wand malen und einen Zusammenbruch des Systems Schiene herbeireden, den es gar nicht gibt“, sagte NEE-Vorstandsvorsitzender Ludolf Kerkeling. Die Güterbahnen wollen sich demnach in der Tarif-Auseinandersetzung zwischen GDL und Deutscher Bahn auch künftig neutral verhalten. Kerkeling: „Eine schnelle Lösung wäre allerdings für die ganze Branche gut und würde das Vertrauen in die Schiene stärken.“
Ende des Tarifstreits nicht in Sicht
Eine Lösung des Tarifkonflikts ist allerdings weiter nicht in Sicht. In dem Tarifstreit gibt es Uneinigkeit darüber, wann die Beschäftigten Einkommenserhöhungen bekommen sollen. Gerungen wird auch um eine mögliche Corona-Prämie sowie die Betriebsrenten. Die GDL rivalisiert mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) um Mitglieder bei der Bahn. Anders als die EVG will sie in diesem Jahr keine Nullrunde hinnehmen. Der EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel forderte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auf, sich aus dem Tarifkonflikt bei der Bahn herauszuhalten. Zwar gehe es der GDL „nur bedingt um materielle Forderungen, sondern um politische Ziele“, heißt es in Hommels Schreiben an den Politiker. „Dennoch sind wir davon überzeugt, dass diese Tarifrunde ausschließlich durch die Verhandlungspartner selbst gelöst werden muss.“ Scheuer hatte den GDL-Streik kritisiert und die Gewerkschaft aufgefordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. (dpa/mh)
Helmut Scharmacher