Ganz normaler Speditionsalltag

Nach jahrelangen Feldversuchen und kontrovers geführten Diskussionen befindet sich der Lang-Lkw im Regelbetrieb - allerdings nur für bestimmte Transporte auf ausgewählten Strecken. Während über den Einsatz der bis zu 25 Meter langen Lkw auf der Straße nach wie vor in Politik und Medien gestritten wird, ist die VerkehrsRundschau einer ganz anderen Frage nachgegangen: Wie kommt das vermeintlich sperrige Gefährt beim Rangieren im Hof und bei der Beund Entladung an der Rampe zurecht? Mit Dolly-Achse problemlos rangieren Einer der Lang-Lkw-Pioniere ist die Spedition Ansorge. Die Firma mit Hauptsitz in Biessenhofen im Ostallgäu setzt derzeit vier Lang-Lkw ein. "Da wir auf einem festgelegten Streckennetz von Depot zu Depot fahren, ist die Belieferung der Kunden sehr gut eingespielt", sagt Geschäftsführer Wolfgang Thoma. Der Fahrer rangiere den Trailer mit der Dolly-Achse an die Rampe und hänge dann ab. Es gebe "überhaupt keine Probleme mit dem Handling", bei der Be- und Entladung von Lang-Lkw handele es sich um "ganz normalen Speditionsalltag", so Thoma. Rüdiger Elflein, Geschäftsführer von Elflein Transport & Logistik, schließt sich dieser Einschätzung an: "Ein Lang-Lkw mit Dolly-Kombination macht beim Rangieren in der Regel überhaupt keine Probleme." Dies gelte allerdings nicht für Lang-Lkw des Typs 2, die Kombination Megatrailer mit angekoppeltem Jumboanhänger, wie Elflein betont. Das Unternehmen aus Bamberg setzt 25 Lang-Lkw ein. "Da bei uns ein Großteil der Lang-Lkw von der Seite beladen wird, muss lediglich bei 10 bis maximal 15 Prozent der Be- und Entladevorgänge rückwärts rangiert werden." Probleme an der Rampe gebe es wenig. "Im Gegenteil: Die Fahrzeuge laufen vollkommen entspannt", so Elflein. Das bei Lang-Lkw vorgeschriebene Heckkamerasystem bezeichnet Elflein als gute Lösung. Der Ansicht ist auch Ansorge-Chef Thoma: In Kombination mit dem Spiegel werde die Tote-Winkel-Problematik minimiert und damit für ein sicheres Rangieren gesorgt. "Insofern ist die Rückfahrkamera sehr wichtig", so Thoma. Auch die auf Volumentransporte spezialisierte Spedition Schwarz aus Herbrechtingen bei Heidenheim hat an der Rampe keine schlechten Erfahrungen mit ihren aktuell drei eingesetzten Lang-Lkw gemacht: "Wir pendeln von Hub zu Hub, im Regelfall wird die Zugmaschine dort vom Auflieger getrennt. Daher unterscheidet sich das Handling bei der Be- und Entladung nicht wirklich vom konventionellen Gliederzug", bestätigt Geschäftsführer Hans-Günther Schwarz. Die Heckkamerasysteme betrachtet er insoweit als nützlich, als man den Raum hinter dem Fahrzeug überwachen kann, also sicherstellt, dass sich dort keine Fahrzeuge oder Menschen befinden. "Wo sich der Eckpunkt vom Auflieger bewegt, kann der Fahrer allerdings nur mittels Spiegel sicher erfassen. Als zusätzliches Sicherheitstool ist ein Heckkamerasystem sinnvoll, für das aktive Rückwärtsfahren und Rangieren allerdings weniger", sagt Schwarz. Die Anforderungen an die Fahrer von Lang-Lkw unterliegen zwar strengen Vorgaben, nur nachweislich erfahrene und speziell geschulte Fahrer dürfen hier ans Steuer. "Aus meiner Sicht sollte ein Fahrer, der mit einem herkömmlichen Lkw rangieren kann, auch mit einem Lang-Lkw zurechtkommen", meint Elflein.

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