Paris. Zugausfälle, Verspätungen und ein riesiger Schuldenberg: Frankreich will die staatliche Bahngesellschaft SNCF umbauen. „Die Lage ist alarmierend, um nicht zu sagen unhaltbar“, sagte Regierungschef Édouard Philippe am Montag in Paris. Er stellte einen Plan vor, um den vielkritisierten Bahngiganten auf Vordermann zu bringen. So soll bei der Struktur das Modell eines integrierten Bahnkonzerns wie in Deutschland mit Netz und Betrieb aus einer Hand Vorbild sein. Neueingestellte sollen nicht mehr den bisher üblichen besonderen Eisenbahner-Status bekommen. Der Konzern müsse sich zudem stärker dem Wettbewerb stellen.
Gegenwind kommt von den Gewerkschaften – sie haben für den 22. März bereits einen Aktionstag angekündigt.
SNCF-Reform im Schnellverfahren geplant
Philippe will den Umbau von SNCF – wie schon die Arbeitsmarktreform 2017 – im Schnellverfahren mit Verordnungen durchsetzen. Das dürfte die Kritik weiter anheizen. Denn bei der Arbeitsmarktreform konnten Abgeordnete im Parlament bei Details zunächst nicht mitreden. Diese wurden von der Regierung festgelegt. Der Gesetzesentwurf für die Bahnreform soll Mitte kommenden Monats kommen, die Abstimmung über Grundlinien ist dann vor dem Sommer geplant.
„Unsere Infrastrukturen sind im Schnitt doppelt so alt wie in Deutschland“, bilanzierte der Regierungschef. Einen Zug in Frankreich fahren zu lassen sei 30 Prozent teurer als in anderen europäischen Ländern. Die Bahngesellschaft solle bis zum Sommer selbst Vorschläge zur Kostensenkung machen. Philippe versicherte, der Bahnkonzern werde nicht privatisiert. Das Reformpaket umfasse auch nicht die Schließung von wenig befahrenen Strecken in den Regionen des Landes. (dpa/ag)