Paris. Für die Übernahme der zum Teil-Verkauf ausgeschriebenen Pariser Transport- und Logistikgruppe Mory haben sich bisher rund zehn Interessenten gemeldet. Jedoch will keiner von ihnen die fraglichen Aktivitäten ganz übernehmen, sondern jeweils nur Teilbereiche.
28 der insgesamt 70 zu Mory gehörenden Unternehmenszweige stehen seit Ende Juni für ein halbes Jahr unter juristischer Kautel (Schutzklausel). Die Frist für die Vorlage eines detaillierten Übernahmeplans läuft am 20. August ab. Das mit dem Vorgang betraute Handelsgericht in Bobigny hat seine Entscheidung über die Zukunft des Unternehmens für Mitte September angekündigt.
Am Erwerb der Stückgut-Aktivitäten, dem Herzstück der Mory-Gruppe, sind nach Pressemeldungen sowohl der Investmentfond Caravelle als auch der Fond Butler Capital interessiert. Caravelle hat unlängst schon den KEP-Dienstleister Ducros Express übernommen, dessen Aktivitäten zuvor bei DHL France angesiedelt waren. Butler Capital seinerseits ist im Besitz der ehemaligen SNCF-Tochter Sernam.
Beide Fonds sollen jeweils nur einen „symbolischen Preis" angeboten haben. Den Ausschlag dürfte geben, wieviel sie bereit sind, für die Wiederbelebung des defizitären Bereichs zu investieren und wieviel vom derzeitigen Personal zu behalten. Caravelle habe „mehrere zehn Millionen Euro" in Aussicht gestellt und wolle den Personalbestand um 500 auf 3000 Mitarbeiter verringern, heißt es. Beide Mory-Stückgutnetze sollen beibehalten werden, der Investor ziele auf Synergie-Effekte im Back-office-Bereich. Butler dagegen plane eine „rasche Fusion" zwischen Sernam und Mory und den Abbau von rund 1000 Stellen.
Fünf bis sieben Kandidaten, alles Franzosen, sind an der Übernahme der Logistik-Aktivitäten interessiert, darunter Gruppen aus der Spitze der Branche wie die SNCF-Tochter Geodis, die in Lyon ansässige Gruppe Norbert Dentressangle, der Pariser Einzelhandelsspezialist ID Logistics oder auch die Firma Grimonprez aus Nordfrankreich.
Die Gruppe Mory besteht seit 1804 und wird heute zu 98,5 Prozent von ihrem Chef Alain Bréau gemeinsam mit einigen Führungskräften gehalten. Sie zählt insgesamt 5300 Beschäftigte. (jb)