Paris. Frankreichs Premierminister Édouard Philippe wusste, dass er mit diesem Thema bei vielen seiner Landsleute keine Beliebtheitspunkte sammelt. Seit Monaten grollen Autofahrer darüber, dass sie auf vielen französischen Straßen künftig früher den Fuß vom Gas nehmen müssen. Am Sonntag tritt eine umstrittene Verschärfung des Tempolimits in Kraft – auf Landstraßen sind dann nur noch 80 statt 90 Kilometer pro Stunde erlaubt. Alle Radarfallen sollen pünktlich auf das niedrigere Limit scharfgestellt werden.
„Wenn man unbeliebt sein muss, um Leben zu retten, akzeptiere ich das“, sagte Philippe schon Anfang des Jahres. Die Regierung will die Zahl der Unfalltoten senken, die zwar 2013 einen Tiefststand erreicht hatte, dann aber drei Jahre nacheinander leicht anstieg. 300 bis 400 Leben könne man mit der niedrigeren Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen retten, lautet das Mantra. Und gut für die Umwelt sei sie auch noch, weil die Luftverschmutzung bei Tempo 80 geringer sei.
Das neue Tempolimit gilt für alle Straßen mit jeweils nur einer Fahrspur pro Richtung, bei denen die Fahrtrichtungen nicht etwa mit einer Leitplanke getrennt sind. Mehr als die Hälfte aller Unfalltoten in Frankreich sind auf solchen Straßen zu beklagen.
In Frankreich hat die Regierung zugesagt, dass die Neuregelung erst mal zwei Jahre versuchsweise gelten soll. „Wenn das nicht läuft, werden wir nicht weitermachen“, versicherte Staatschef Emmanuel Macron in einem TV-Interview. (dpa/ag)