Frachtraten steigen auch im neuen Jahr an

Es ist dies eine der längsten Aufschwungsphasen in der Geschichte der Bundesrepublik: Seit 2009 klettert das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Jahr für Jahr. Doch seit Jahresende 2018 mehren sich die skeptischen Stimmen. Zahlreiche Wirtschaftsinstitute haben ihre positiven Wachstumsprognosen für das laufende Jahr kassiert und zum Teil deutlich nach unten korrigiert. Diese Neubewertungen bleiben nicht ohne Folgen für die amtlichen Prognosen: So hat die Bundesregierung im Herbst 2018 noch ein Wachstum des BIP in Höhe von 1,9 Prozent für 2019 vorhergesagt. Drei Monate später, Ende Januar 2019, hält man nur noch 1,0 Prozent für wahrscheinlich.Folgen des Brexits noch unabsehbarDie Gründe für die Skepsis sind vielfältig. Eine wichtige Ursache ist ein tatsächlich zu beobachtendes Abflauen der wirtschaftlichen Aktivität. So hat sich die Produktion in der Industrie im Januar 2019 deutlich verringert. Auch deren Auftragseingänge und Stimmungsindikatoren sind rückläufig - nicht zuletzt aufgrund einer verhaltenen Nachfrage aus dem Ausland. Als Gift für die Konjunktur in Deutschland erweist sich zudem bereits jetzt das Gezerre um den Austritt Großbritanniens aus der EU. Sollte es noch in diesem Jahr zum Brexit kommen, rechnen die Konjunkturexperten mit einem weiteren Dämpfer.Diese Bremser der Wirtschaft haben Folgen für die Transport- und Logistikbranche. Auch hier gibt es Meldungen, die auf eine schwächelnde Nachfrage hindeuten. Zum einen ein Wert, der die weltweiten Aktivitäten im Transport widerspiegelt: der Containerumschlag-Index des RWI und des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL). Dieser Indikator ist im Februar 2019 auf 133,9 Punkte gefallen nach 138,2 Punkten im Januar. Das ist der viertstärkste bisher beobachtete monatliche Rückgang des Index seit 2007. Die Februar-Ergebnisse beruhen auf Angaben von 41 Containerhäfen weltweit.Mit dem Ifo-BVL-Logistikindikator entwickelte sich eine Orientierungsmarke negativ, die sich auf den deutschen Markt bezieht. Im Februar 2019 sank dieser Index zum fünften Mal in Folge. Der Geschäftsklimaindikator für die Logistikwirtschaft lag mit 102,3 Punkten auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren. Ein wesentlicher Grund für das verschlechterte Geschäftsklima war die deutlich eingetrübte Erwartungshaltung der Unternehmen. Die Firmen gaben in der Konjunkturumfrage zu den erwarteten Geschäftsentwicklungen in den kommenden sechs Monaten zunehmend pessimistische Antworten ab. Hat sich dieser Abwärtstrend auch auf die Preisentwicklung im Straßengüterverkehr ausgewirkt? Einen leichten Dämpfer, wenn auch keinen Rückgang, hat es beim VR-Index gegeben. Doch der ist sehr moderat ausgefallen.Die Transportpreise im Straßengüterverkehr sind demnach im ersten Quartal 2019 um 1,1 Prozent gestiegen. Mit 131,69 Punkten ist sogar ein neuer Rekordwert erzielt worden. Also kein Sinken der Preise, wie es häufig in dem aufkommensschwachen ersten Quartal zu beobachten ist. Zwar fällt die Verteuerung mit 1,1 Prozent nicht mehr so hoch aus wie in den drei Quartalen zuvor (1,53/2,06/1,93 Prozent), befindet sich andererseits aber leicht über dem Niveau des ersten Quartals 2018 (+0,94 Prozent).Je nach Bezugsgröße lässt sich die Zunahme also unterschiedlich interpretieren. Die wahrscheinlich entscheidende Ursache, warum die Transportpreise gestiegen sind, dürften die Kostensteigerungen sein. Ein Treiber waren die höheren Personalkosten aufgrund der Fahrerknappheit, wobei hier die leicht nachlassende Nachfrage womöglich für etwas Entspannung gesorgt hat. Einen viel gravierenderen Einfluss auf die Kosten dürfte die Mauterhöhung gehabt haben. Zwar rechnen viele Dienstleister die Maut mit ihrem Auftraggeber separat ab. Aber das trifft nicht auf alle zu. Zudem kann man davon ausgehen, dass Transportunternehmen die Anhebung der Mautsätze dazu genutzt haben, zu Jahresanfang höhere Preise durchzusetzen. Zumal sich die Mautbelastung so ganz eindeutig nicht immer ermitteln lässt. Zum Beispiel für den Fall von Teilladungen und Sammelgut: Da stellt sich die Frage, zu welchen Anteilen die Maut auf die jeweilige Teilladung umgerechnet wird.Die Preiserhöhung im ersten Quartal dürfte also vor allem auf gestiegene Kosten zurückzuführen sein. Der Frachtratenanstieg hat demnach nicht bewirkt, dass die Dienstleister höhere Gewinne eingefahren haben. Darauf deuten die Ergebnisse der Frage des Quartals hin (siehe VR 13/2019, Seite 18, 19). Dort wurde abgefragt, wie sich die Rendite der Logistikdienstleister entwickelt hat - wobei man einschränkend sagen muss, dass diese Frage nur für das Jahr 2018 gestellt wurde. Aber auch im vergangenen Jahr waren ja die Preise kräftig gestiegen, und zwar um 6,69 Prozent.Dieselpreise sorgen für EntspannungDas Resultat der Abfrage: Die Rendite der Dienstleister ist 2018 im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Die bedeutsamen Preisanhebungen haben also nicht ausgereicht, die Mehrkosten 2018 (verursacht durch die Mautausweitung auf Bundesstraßen, das knappe (Fahrer-)Personal und die Treibstoffverteuerungen) aufzufangen.Keinen Kostenschub im ersten Quartal 2019 gab es übrigens bislang von den Dieselpreisen: Nach Angaben von Destatis (Statistisches Bundesamt) sind vor allem im Januar die Dieselpreise bei Abgabe an Großverbraucher stark gesunken. Im Februar zogen die Preise dann zwar wieder leicht an, befanden sich aber immer noch deutlich unter dem Niveau des vierten Quartals 2018.Dass seit Jahresende 2018 die Nachfrage nach Laderaum nicht mehr so ausgeprägt war, verdeutlicht auch das Transportbarometer von TimoCom für Deutschland-Relationen. Die aktuelle Entwicklung (siehe rote Linie in der Grafik Seite 18) verläuft unterhalb der Entwicklung von vor einem Jahr. Im Februar gab es sogar einen deutlichen Laderaumüberhang: 30 Frachtangebote standen 70 Laderaumangeboten gegenüber. Allerdings zeigt die Grafik auch: Im Winter geht die Nachfrage immer zurück, in diesem Winter etwas stärker als beim starken Jahreswechsel 2017/2018. Mittlerweile zieht die Nachfrage aber wieder an. Im Monat März standen im Transportbarometer durchschnittlich 42 Frachtangeboten nur noch 58 Laderaumangebote gegenüber. Zum Ende des Monats überwog sogar wieder die Zahl der Frachtangebote, wenn auch mit 51 zu 49 nur knapp. Bei TimoCom geht man davon aus, dass auch 2019 "die Transportkapazitäten ein knappes Gut sein werden", wie es Unternehmenssprecher Gunnar Gburek formuliert. Eine Entspannung sei nicht in Sicht und der Mangel an Lkw-Fahrern werde sich in Deutschland weiter zuspitzen und entwickle sich damit immer stärker zu einem reglementierenden Wachstumsfaktor für die Wirtschaft, heißt es aus dem Unternehmen. Es sieht also nicht danach aus, als würde die deutsche Wirtschaft in eine Rezession schlittern. Auch keines der führenden Wirtschaftsinstitute hält eine solche Entwicklung trotz diverser Risiken für wahrscheinlich. Deren aktuelle Prognosen für das Wirtschaftswachstum liegen alle um die 1,0 Prozent, die meisten leicht darüber.Auch die Erwartungen der Spediteure und Transporteure für das kommende Halbjahr sind im März 2019 etwas besser ausgefallen als im Vormonat, wie aus den Ergebnissen der monatlichen Befragung durch das Ifo-Institut hervorgeht. Zwar schätzen nach wie vor mehr Spediteure und mehr Straßengüterverkehrsunternehmen die weitere Entwicklung als ungünstig ein. Aber der entsprechende Wert hat sich im März bei den Spediteuren auf minus 7,1 Prozentpunkte (Pp) verbessert (Februar: -7,6 Pp) und bei den Unternehmen im Straßengüterverkehr auf minus 10,0 Pp (Vormonat: -14,1 Pp).Der Ausblick für 2019 auf VR-PlusWelche Entwicklung des Transportaufkommens die Verlader und Dienstleister im zweiten Quartal 2019 und in den kommenden Monaten erwarten und wie sich die Preise entwickeln werden, auch dazu hat die VR die Teilnehmer am VR-Index gefragt. Das Ergebnis finden Abonnenten der VR kostenlos im VR-Plus-Portal (siehe Kasten Seite 18) unter: www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen.Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Frachtraten www.verkehrsrundschau.de/dossiersErhebungsmethodik und TeilnehmerWas man zum VerkehrsRundschau-Index wissen mussSeit 2005 lässt die VerkehrsRundschau (VR) von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut die Frachtraten im Straßengüterverkehr erheben. Damit ist der VR-Index der älteste Preisindex für Lkw-Transporte in Deutschland.Zur Methodik und ErscheinungsweiseIm ersten Quartal 2019 haben 112 Unternehmen bei der Befragung mitgemacht, etwas mehr Dienstleister als Verlader. Von den Dienstleistern haben 29,6 Prozent 19 und weniger Mitarbeiter. Bei den Verladern geben 75,6 Prozent an, mehr als 100 Mitarbeiter zu haben. Sie sind also durchschnittlich größer als die Dienstleister. Bei der Abfrage der Frachtraten sind nur bestimmte Transporte berücksichtigt worden. Die Güter sollten unspezifisch und palettierbar sein und keine besondere Handhabung erfordern. Folgende Kriterien nehmen Einfluss auf die Preisgestaltung:- Entfernungen- Sendungsgrößen- Quell- und Zielraum - Transporte innerhalb und zwischen Ballungsgebieten- Art des Vertragsverhältnisses zwischen Verlader und Transporteur - keine langfristigen Kontrakte- Preisbildung der Aufträge ohne Annahme einer RückfrachtDer Index erscheint vierteljährlich. Die Daten werden erhoben vom Marktforschungsinstitut Kleffmann. cdPlattform für KennzahlenMehr Daten zum VR-Index: unverzichtbare Kennzahlen für Dienstleister und VerladerDie VerkehrsRundschau bietet ihren Abonnenten einen neuen Service: Seit Juli 2018 können Leser zahlreiche Kennzahlen unter www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen abrufen. Dazu gehören beispielsweise die durchschnittliche Lkw-Standzeit an den Laderampen oder der durchschnittliche Lohnkostensatz für einen Fahrer pro Tag. Die Daten hat das unabhängige Meinungsforschungsinstitut Kleffmann exklusiv für die VerkehrsRundschau erhoben.Zudem bietet die VerkehrsRundschau auf dem Portal weitere wichtige Zahlen rund um den Transportmarkt an, die jedes Quartal aktualisiert werden und die von vielen Lesern schon seit Jahren für Benchmark-Analysen genutzt werden. Folgende Daten sind dort unter anderem aufbereitet:- Frachtraten unterteilt nach Komplett-, Teilladungen und Paletten und unterteilt nach Jahres- und Quartalsdaten- Frachtraten unterteilt nach Entfernungen in den letzten Quartalen- Blick in die Zukunft: die von den Logistikdienstleistern/Verladern im kommenden Quartal/Jahr erwarteten Transportpreise- Blick in die Zukunft: das von den Logistikdienstleistern/Verladern im kommenden Quartal/Jahr erwartete TransportaufkommenDamit noch nicht genug: Es gibt auf dem VR-Plus-Portal auch Daten zu den aktuellen Preisen von Paletten, die von Swoplo, einem Portal für Lademittel, zur Verfügung gestellt werden. Neu sind zudem Zahlen zu den Gehältern der verschiedenen Berufsgruppen in der Logistikbranche, die vom Job-Matching-Portal Birdie Match bereitgestellt werden. cdMehr Informationen zum VR-Index finden Abonnenten unter:www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen

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