Bremerhaven. Für die Bergung des teilweise ausgebrannten Containerfrachters „Flaminia“ hat das Havariekommando jede Gefährdung des Wattenmeers ausgeschlossen. Man unternehme keine übereilten Schritte, versicherte am Sonntag der Leiter der Behörde, Hans-Werner Monsees. Der Zeitplan bis zur Ankunft des Schiffes im Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven werde von den Fortschritten auf dem fast 300 Meter langen Schiff bestimmt. Aus Politik und Tourismus hatte es Widerstand dagegen gegeben, das Schiff, das von Schleppern gesichert in der Nähe der englischen Südwestspitze liegt, nach Wilhelmshaven zu schleppen.
Am Sonntag konnten erstmals seit längerer Zeit wieder Bergungsspezialisten an Bord des Schiffes gehen. Die Experten stellten sinkende Temperaturen in dem vom Feuer zerstörten Bereich des Frachters fest. Im Laderaum 3, in dem vergangene Woche noch ein Glutnest war, seien jetzt noch 50 Grad gemessen worden, sagte der Nautische Direktor der Reederei NSB, Eckart Möller. In dem Laderaum lagern zwei Gefahrgutcontainer mit Nitromethan, für die jetzt keine Gefährdung mehr bestehe.
Der Germanische Lloyd hat nach Angaben des Havariekommandos bestätigt, dass die Aufbauten, das Heck, die Ruderanlage und die Außenhaut der „Flaminia“ intakt seien. Das Schiff habe 2,5 Grad Schlagseite. An Bord befinden sich demnach 2876 Container, davon 151 mit Gefahrgut, jedoch keinerlei radioaktive Stoffe. Von den Gefahrgutcontainern seien 72 vom Feuer zerstört worden, 24 seien beschädigt und 55 intakt.
Der Plan des Havariekommando sieht vor, das Schiff auf eine Tiefwasserreede in der Deutschen Bucht zu schleppen, sobald klar ist, dass keine Gefahr für Ladung und Schiff mehr besteht. Entweder werde man die Laderäume, in denen es noch Wärmeentwicklung gebe, unter Wasser setzen oder einzelne Glutnester gezielt suchen und löschen, sagte Monsees.
Unstimmigkeiten bei Bergungsarbeiten
Die unter deutscher Flagge fahrende „Flaminia“ mit Heimathafen Hamburg war am 14. Juli auf der Fahrt von den USA nach Europa in Brand geraten. Es hatte Explosionen gegeben, ein Seemann wurde getötet, ein weiterer wird vermisst. Nach Abschluss der Bergungsarbeiten wird nach Monsees Einschätzung auf europäischer Ebene über den Fall gesprochen werden müssen. England und Frankreich hatten der Reederei nicht erlaubt, den Havaristen in einen ihrer Hafen zu bringen. So musste das Schiff bei zum Teil schlechtem Wetter auf offener See bleiben, bis das Bundesverkehrsministerium die Anweisung gab, die „Flaminia“ in einen deutschen Hafen zu holen. (dpa)