Fertigmachen für das Zoll-Software-Update

Alle zwei Jahre aktualisiert der Zoll das Automatisierte Tarif- und Lokale Zollabwicklungssystem (ATLAS). Im Frühjahr ist es wieder soweit: Für das Ein- und Ausfuhrverfahren gibt es neue Software-Releases. Das IT-System gewährleistet in Deutschland die weitgehend automatisierte Abfertigung und Überwachung des grenzüberschreitenden Warenverkehrs. Ein Update ist für exportierende und importierende Unternehmen sowie Dienstleister in Zollangelegenheiten also Pflicht. In der Verladerschaft und in Speditionen müssen Außenwirtschaftsexperten die Neuerungen umsetzen. Diese resultieren aus rechtlichen Vorgaben, technischen Gründen oder aufgrund von Verbesserungsvorschlägen der Wirtschaftsbeteiligten. Der Zoll hat seine Systeme intern bereits auf die neuen Versionen umgestellt. Das sind die Releases ATLAS 2.3 (Ausfuhr) und ATLAS 8.6 (Einfuhr). Dies hat aber zunächst keine Auswirkungen auf die Import- und Exportabwicklung sowie die ATLAS-Meldungen der Unternehmen. Sie können Nachrichten noch in den bisher aktuellen Releases versenden. Die Zeit für die Umstellung wird knapp Diese Frist endet aber für das Ausfuhr-Release voraussichtlich am 24. April 2016, für das Einfuhr-Release voraussichtlich am 16. Mai 2016. Damit haben Exporteure und Importeure sowie deren Vertreter noch ein wenig Zeit, den Release-Wechsel nachzuvollziehen und für den Einsatz einer für das jeweilige ATLAS-Version zertifizierten Software sowie die Umstellung ihrer Teilnehmerstammdaten Sorge zu tragen. Der Softwareanbieter AEB rät Außenwirtschaftsverantwortlichen, sich möglichst bald auf die Umstellung vorzubereiten und zu prüfen, inwieweit betriebswirtschaftliche Prozesse ihrer Unternehmen von den Änderungen betroffen sind. Denn der Release-Wechsel hat oft Auswirkungen auf interne Prozesse. Wichtig sei eine genaue Analyse: Inwieweit sind etwa welche betriebswirtschaftlichen Abläufe von den einzelnen Änderungen betroffen? Um diese Frage beantworten zu können, hat AEB in einem White Paper die wichtigsten Änderungen in den Bereichen Ausfuhr, Einfuhr, Versand (NCTS), Summarische Anmeldung (SumA) und Zolllager zusammengefasst. Verfahrensübergreifende Änderungen Neben den individuellen Neuerungen in ATLAS 2.3 und 8.6 gibt es demnach verfahrensübergreifende Änderungen, die gleichermaßen beide Releases betreffen. Eine wichtige Änderung ist die Einführung der TCUI-Nummer (Third Country Unique Identification Number), einer Identifikationsnummer für drittländische Wirtschaftsbeteiligte, die nicht von einem EU-Mitgliedstaat vergeben wird. Diese ist - analog zu der EORI-Nummer (Economic Operators Registration and Identification Number), die zur Registrierung und Identifizierung von Wirtschaftsbeteiligten in der Europäischen Union dient - in den ATLAS-Nachrichten im Feld "TIN" zu übermitteln. In den ATLAS-Releases 2.3 und 8.6. erfolgt dies mit der neuen Identifikationsart "4" (TCUI-Nummer). Grundlage für die TCUI-Nummer ist das Mutual Recognition Agreement (MRA). Es sichert die Gleichstellung und gegenseitige Anerkennung des Zugelassenen Wirtschaftsbeteiligten (AEO-S) und einen entsprechenden Status in Drittländern. Das Abkommen besteht mit Norwegen, der Schweiz, Japan und den USA. Neuerungen bei der Ausfuhrabwicklung Beim ATLAS-Release 2.3 für Ausfuhren gibt es künftig keine Angaben zum Endverwender mehr. Die beiden Datenfelder "Endverwender" und "Adressaten-Konstellation" sind entfallen. Als Bestimmungsland können Spediteure, die Exporte ihrer Kunden abwickeln, aber weiterhin das Land des Endverwenders oder gegebenenfalls das Land des Empfängers melden. Eine weitere Verbesserung: Bei Ausfuhranmeldungen mit Gestellung außerhalb des Amtsplatzes können die meldenden Unternehmen nach Verladeende (zwischen Annahme und Überlassung der Ausfuhranmeldung) einmalig eine Korrektur vornehmen. Diese betrifft Containernummern, die Rohmasse, Beförderungsmittel im Inland und an der Grenze, den Rechnungspreis, statistische Werte und Mengen sowie Anzahl, Art und Nummern der Packstücke. Ausgenommen sind Ausfuhranmeldungen, die Unternehmen mit Antrag auf Ausfuhrerstattung übermitteln. Ein direkter Vertreter des Exporteurs, zum Beispiel ein Spediteur, kann nun zudem in einer Ausfuhranmeldung angeben, ob der Zoll ein mögliches Nachforschungsersuchen an ihn selbst oder alternativ an den Anmelder senden soll. Bei einem abweichenden Adressaten müssen für diesen Kontaktdaten für die Nachrichtengruppe "EXP" in den Teilnehmer-Stammdaten des ATLAS-Systems hinterlegt werden. So ähnlich ist dies künftig auch bei Ausgangsvermerken möglich. Neu ist nicht zuletzt die Nachrichtengruppe zur Statusauskunft (EXQ): Sie ermöglicht es Außenwirtschaftsverantwortlichen etwa, bei Ungereimtheiten rund um den Ausfuhrnachweis den Status beim Zoll abzufragen. Neuerungen bei der Einfuhrabwicklung Mit dem ATLAS-Release 8.6 für Einfuhren müssen Zollanmelder oder deren Vertreter künftig den statistischen Warenwert (auf volle Euro gerundet) angeben. Angaben zur statistischen Warenmenge verlangt der Zoll nur dann, wenn im elektronischen Zolltarif eine besondere Maßeinheit für die zu meldende Warennummer vorgesehen ist. Außenhandelsverantwortliche konnten Anschreibemitteilungen (AZen) bisher auch dann übermitteln, wenn die Zollstelle geschlossen war. Güter konnten während dieser Zeit überlassen werden, da der Zoll die Wartefrist nicht stoppte. Diese Regelung ändert sich. Die Wartezeiten stoppen künftig, solange Zollstellen geschlossen sind. Laut dem Implementierungshandbuch für die neue Version gilt zudem ab dem Inkrafttreten des Unionszollkodex am 1. Mai bei der summarischen Anmeldung eine einheitliche Verwahrungsfrist von 90 Tagen - unabhängig vom Verkehrszweig. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Außenhandel" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Checkliste Tipps des Softwareanbieters AEB für die reibungslose Umstellung 1. Software prüfenSie sollten bei der Software, die Sie für die Teilnahme am ATLAS-System einsetzen, sicherstellen, dass diese durch die Zollverwaltung für das Release 2.3 beziehungsweise das Release 8.6 zertifiziert ist und diese vom Softwareanbieter freigegeben ist.2. BIN-Antrag rechtzeitig einreichenUm die Umstellung auf die neuen ATLAS-Releases zu beantragen, müssen Sie der Bundesfinanzdirektion (BFD) Südost rechtzeitig vor dem geplanten Umstellungstermin einen BIN (Beteiligten-Identifikations-Nummer)-Antrag, konkret das Formular 0872, übermitteln. Die BIN ersetzt die handschriftliche Unterschrift des ATLAS-Teilnehmers. Er muss sie bei jeder Übermittlung von elektronischen Nachrichten nach EDIFACT-Standard angeben. Wer bei Ausfuhren das Nachforschungsersuchen nutzen will, muss die Nachrichtengruppe EXQ zusätzlich im Antrag anführen. Wer im Verfahrensbereich Versand (NCTS) die Statusabfrage nutzen möchte, muss die Nachrichtengruppe TRQ zusätzlich im Antrag anführen.3. Schnittstellen anpassenPrüfen Sie, ob Schnittstellenanpassungen zum Beispiel zum ERP-System erforderlich sind.4. Interne Arbeitsabläufe anpassenFür eine reibungslose Umstellung auf die neuen Releases sollten sich Mitarbeiter rechtzeitig mit den Neuerungen vertraut machen. Bei Bedarf müssen Sie interne Arbeitsabläufe anpassen - zum Beispiel, wenn für die Zollabwicklung Daten notwendig sind, die das Unternehmen aktuell noch nicht pflegt.5. Weiterbildung einplanenKontrollieren Sie, ob alle Verantwortlichen mit den Release-Dokumentationen der Teilnehmer-Software, der Verfahrensanweisung für ATLAS 2.3 und 8.6. und den diesbezüglichen neuen Nachrichten und Prozessen vertraut sind und stellen Sie dies gegebenenfalls durch Schulungen sicher. agQuelle: AEB