Hamburg. In der bald achtjährigen Geschichte der festen Verbindung zwischen den Nachbarländern Dänemark und Deutschland passt wenig zusammen. Einigte man sich erst Jahre nach dem Staatsvertrag vom Herbst 2008 auf eine Tunnel- statt der Brückenlösung, so stehen die Dänen inzwischen in den Startlöchern und wollen in einigen Monaten die Bauarbeiten starten. Dies jedenfalls bekräftigte Klaus F. Baunkjær, Chef der staatseigenen dänischen Projektgesellschaft Femern A/S, gestern beim Wirtschaftsforum Hamburg (WfH). Noch in weiter Ferne steht dagegen auf deutscher Seite ein Planfeststellungsbeschluss, Grundlage der Baugenehmigung für die Straßen- und Schienenanbindung des Tunnels: Über 1.300 Einwände gilt es gerichtsfest abzuarbeiten. Einen Abschlusstermin dafür gibt es nicht. Umgekehrt hat der Bundesrechnungshof zum Gesamtprojekt kürzlich schwerwiegende Bedenken geäußert und rät, das Gesamtprojekt lieber ganz neu zu verhandeln.
Doch 2016 will Baunkjær mit den Tunnelbauten - für sie ist das Königreich allein zuständig - loslegen und vier Jahre später fertig sein. Sieben Milliarden Euro plant er dafür auszugegeben, die durch die Tunnelmaut in 39 Jahren refinanziert sein sollen. Kalkulationsbasis dafür sind drei Prozent Zinsen. „Fällt der Durchschnittszins im Schnitt auch nur auf zwei Prozent, dann haben wir bereits nach 21 Jahren alles zurückbezahlt,“ gab sich Baunkjær vor den Hanseaten gestern siegessicher, im Moment nehme man Geld sogar zu negativen Zinsen auf. Gespräche mit den insgesamt neun Bieterkonsortien seien in vollem Gang; die letzten parlamentarischen Hürden in den Ausschüssen des dänischen Parlaments werde man rechtzeitig überwunden haben.
Den Dänen bleibt die klaffende Lücke zwischen ihrer und der deutschen Zeitplanung natürlich nicht verborgen. Femern A/S hilft den deutschen Partnern auch, wo immer das Unternehmen einspringen könne. Zur Frage, wie der 18 Kilometer lange Tunnel mit seinen vier Röhren ab 2020 denn erreichbar sein solle, wenn Deutschland mit seinen Hausaufgaben weiter Zeit vertrödele, meint Baunkjær vielsagend nur „no comment“. Indirekt aber lässt die dänische Seite ihre Terminplanung durchblicken: Vier Jahre geben sie den deutschen Partnern Zeit für ihre Straßen- und Schienenerschließung. Danach nämlich soll die Rückzahlungsfrist der dänischen Kredite beginnen. (cfd)
Wolfgang Trantow