Interview: "Es gibt eine große Nachfrage nach Auslandsaufenthalten"

Welche Rolle spielt die Kommunikation zwischen Berufsschule und Unternehmen? Wir haben einen sehr guten Austausch mit den Ausbildungsunternehmen: In unserer Lernortkooperation (LOK) treffen wir uns zweimal jährlich mit den Firmen. Und im Rahmen von Lehrerfortbildungen, zu denen wir mit 45 Stunden pro Jahr verpflichtet sind, schauen wir uns unter anderem die Realität in den Betrieben an. Es gibt auch Firmen, die sich einen noch engeren Austausch wünschen. Allerdings ist das auch ein Zeitthema, zumal es auch bei uns an Lehrern mangelt, besonders in bestimmten Fächern wie Englisch. Zeitgleich halten nicht alle Ausbildungsunternehmen die Berufsschule für wichtig. Welche Erfahrungen haben Sie bei Auslandsaustauschen gemacht? Wir schicken jedes Jahr mehrere Azubis ins Ausland - mindestens für zwei und maximal für vier Wochen, meist rund um die Osteroder Herbstferien. Das läuft über die Agentur "Arbeit und Leben" hier in Hamburg, die die Azubis auch während ihres Auslandsaufenthalts betreut. Als Ansprechpartner fungieren außerdem die Handelskammern. Zudem haben wir an der Berufsschule extra einen Berater für internationale Kontakte. Er unterstützt bei den Formalitäten für das Leonardo+-Programm, macht Werbung für die Teilnahme, nimmt die Bewerbungen entgegen und leitet sie an die Agentur weiter. Sind Azubis heute mobiler als früher? Ja, es gibt eine große Nachfrage nach diesen Auslandsaufenthalten - Tendenz weiter steigend. Das Programm ist ja voll finanziert und die Betriebe zahlen den Azubis während der Teilnahme weiter ihr Gehalt. Ich mache viel Werbung dafür, auch weil ich persönlich es bedaure, nicht mal im Ausland gearbeitet zu haben. Die Möglichkeiten sind heute aber auch viel besser als früher. In manchen Klassen ist ein Auslandspraktikum inzwischen sogar fester Bestandteil des Curriculums. Als internationale Spedition kann ich meine Azubis dann an Niederlassungen oder zu Partnern im Ausland entsenden, so kommen sie bis in die USA, nach Südamerika, Australien oder Asien. Was sind das für Klassen und was planen Sie aktuell? Das sind unsere Europaklassen. Sie haben einen hohen Englischanteil und sogar Spanischunterricht. Für diese Klassen müssen sich die Betriebe bewerben, die Plätze sind limitiert. Im Moment entwickle ich zusammen mit einer Kollegin auch ein Curriculum für eine bilinguale Klasse, dort wird dann zu 70 Prozent auf Englisch unterrichtet. Geplant ist auch ein länderübergreifendes Projekt, gegebenenfalls inklusive Austausch von Auszubildenden oder jungen Berufstätigen. Mögliche Kooperationspartner sehen wir derzeit in den USA oder in Asien. Ziel ist eine gemeinsame Projektarbeit über die Standorte hinweg und dann eine gemeinsame Projektpräsentation.