Erfurt. Die Erfurter Industrie- und Handelskammer sieht die für 2012 in der Landeshauptstadt geplante Umweltzone skeptisch. Die Erfahrung in anderen Städten zeige, dass dies für Unternehmer, Anwohner, Besucher und die Verwaltung vor allem Bürokratie und zusätzliche Kosten bedeute, erklärte Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser am Freitag. Er sprach von einem bundesweiten Flickenteppich, da die Plakettenpflicht in jeder Stadt anders gehandhabt werde.
Um die Feinstaub-Belastung zu verringern, sollten die Kommunen Alternativen zur Umweltzone prüfen, empfahl Grusser. Eine Möglichkeit sei der Aachener Weg, bei dem die Stadt mit örtlichen Kammern eine „Partnerschaft für Luftgüte und schadstoffarme Mobilität" geschlossen habe. Mit dieser Selbstverpflichtung werde umweltfreundlicherer Verkehr gefördert. Andererseits seien Job-Tickets, Carsharing, der Einsatz von Fahrzeugen mit geringem Verbrauch sowie Verbesserungen in der Logistik ausbaufähig, um den Feinstaub zu reduzieren.
Auch die Handwerkskammer Erfurt und die CDU-Fraktion haben sich kritisch zur geplanten Umweltzone in Erfurt geäußert. Die Bilanz in den Städten, die entsprechende Zonen eingeführt haben, sei ernüchternd, argumentierten sie.
In Erfurt wurden die Feinstaub-Grenzwerte von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im vergangenen Jahr 41 Mal überschritten. Erlaubt sind nur 35 Überschreitungen. Die Landeshauptstadt wäre die erste Stadt in Thüringen mit einer Umweltzone. In einer solchen Sperrzone dürfen nur noch Autos mit einer grünen Umweltplakette fahren. (dpa)
Politiker