Eine für alle

Die Konstellation dürfte in der Transportbranche wohlbekannt sein: Spedition X möchte ihre Prozesse digitalisieren, vielleicht hat sie auch schon ein Transport Management System (TMS) im Einsatz. Eine lückenlose Übertragung aller Informationen von einem Ende der Lieferkette zum anderen ist aber erst möglich, wenn das Auftragsmanagement mit einem Telematiksystem verknüpft wird. Also geht Spedition X zum Telematikanbieter Y, dessen Produkt eine Schnittstelle zum TMS Z mitbringt. Schnittstellen beschreiben Datenfelder mit eindeutigen Bezeichnungen, Feldlängen und Eigenschaften. Durch diese einheitlichen Definitionen gelingt der störungsfreie Datenaustausch zwischen den Anwendungen. So können zum Beispiel aktuelle Fahrzeugpositionen aus dem Telematiksystem an das TMS übertragen und dem Disponenten auf einer Karte angezeigt werden. Updates fressen Ressourcen So weit, so gut. Aber jedes Mal, wenn der TMS-Entwickler ein Update einspielt oder sonstige Änderungen auf den Plan treten, muss an der Schnittstelle geschraubt werden, was dem Telematikanbieter Ressourcen und dem Kunden wiederum Zeit und in der Regel zusätzliches Geld kostet. "Die Krux bei der Kommunikation zwischen verschiedenen Systemen ist, dass diese bei der Datenverarbeitung in der Regel nicht die gleiche Sprache sprechen", erklärt Jens Uwe Tonne, Vorstand Couplink. Alleine sein Unternehmen hat mit den Jahren 65 TMS per Schnittstelle an das Telematiksystem angeschlossen. Couplink ist gemeinsam mit YellowFox, LostnFound und Navkonzept Gründungsmitglied des neuen Verbands OpenTelematics, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, über eine softwareunabhängige Standardschnittstelle den Austausch von mobilen Auftragsund Telematikdaten zu vereinfachen. "Die Schaffung einer Schnittstelle ist das eine, diese allerdings dauerhaft zu pflegen und zu bedienen - und das in oft zigfacher Ausfertigung - sollte nicht das Kerngeschäft eines Telematikanbieters sein", sagt Thomas Gräbner, Vorstand OpenTelematics und Vertriebsleiter von YellowFox. Die Kernkompetenz von Telematikanbietern sei das Produkt und die damit verbundenen Services. Sie seien keine "Übersetzungsbüros" für Datenströme unterschiedlichster Herkunft. Also machte man sich daran, ein Grundgerüst für eine einheitliche Standardschnittstelle zu entwickeln. "Herausgekommen ist eine Positionsdatenschnittstelle, die schon einmal einen kompletten Trackingsatz mit den Basis-Statusinformationen inklusive Temperaturdaten abbilden kann", so Tonne. Kostenlose Lizenznutzung Mit der Idee einer Standardschnittstelle steht OpenTelematics übrigens nicht allein. So stellt Telematikanbieter TIS eine Schnittstelle zur Verfügung, deren kostenlose Lizenz unter www.telematik-schnittstelle.de zum Download bereitsteht. Auch dieser Standard soll der "fragmentierten Lösungs-Landschaft, für die letztlich der Kunde die Zeche zahlt", wie TIS-Geschäftsführer Markus Vinke den jetzigen Zustand beschreibt, ein Ende setzen. Demnach nutzen bereits mehrere Hersteller das kostenlose, auf dem Open-Source-Prinzip basierende Angebot. Auch die Lizenzvereinbarung für die Verwendung der OpenTelematics-Schnittstelle sieht vor, dass teilnehmende Unternehmen das Protokoll kostenlos nutzen und aktiv mitgestalten können. Im Umkehrschluss verpflichtet sich der Lizenznehmer dazu, bei jedem Update dafür Sorge zu tragen, dass die Daten aus seinem System auch künftig in dem vorgesehenen Format verarbeitet werden. Vorbehalte entkräften Aber was macht die Verfechter einer Standardschnittstelle so sicher, dass am Ende möglichst viele Systemanbieter an einem Strang ziehen? "Der Faktor Vertrauensaufbau ist immens wichtig - schließlich gilt es viele Ängste zu überwinden", räumt Gräbner ein. Diese kreisten vor allem um das Herausgeben von Know-how und den etwaigen Verlust von Wettbewerbsfähigkeit. Am Ende entscheide aber nicht eine Schnittstelle darüber, welche Hard- und Software der Kunde nutzt, sondern das Produkt und dessen Nachhaltigkeit, betont Gräbner. Couplink-Vorstand Tonne ergänzt: "Durch einen gemeinsamen Standard wird es zudem erheblich einfacher, Subunternehmer in die Informationskette einzubinden." TIS-Geschäftsführer Finke derweil betrachtet das branchenweite Teilen von Wissen heute als "wichtiger denn je, um den steigenden Anforderungen an IT-Projekte besser gerecht zu werden". OpenTelematics zählt inzwischen zwölf Mitglieder. Zu den acht Unternehmen, die seit Gründung dazugestoßen sind, gehören neben Telematikern auch TMS-Anbieter, Tourenoptimierer und Hardwarehersteller. "Anfang Dezember findet die erste Mitgliederversammlung statt, im Laufe des ersten Quartals 2019 rechnen wir mit der Veröffentlichung von Release 1", so Gräbner. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Telematik www.verkehrsrundschau.de/dossiers Profi-Portal Telematikanbieter auf einen BlickIn der Marktübersicht Telematik auf VR-plus können Sie sich einen Überblick im Anbieter-Dschungel verschaffen. Ob Sie eine Übersicht aller Anbieter wünschen oder die Auswahl anhand von Filterkriterien auf bestimmte Anwendungsbereiche wie Kühlguttransporte oder auch auf Telematikfunktionen wie Geofencing oder Fahrerdatenauswertung eingrenzen möchten - hier haben Sie die Wahl.Die Marktübersicht wird von telematikwissen.de zur Verfügung gestellt. mhwww.verkehrsrundschau-plus.de/marketoverview

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