Ein System, zahlreiche Möglichkeiten

Logistik smarter machen - dieses Credo hat sich die Schwarz Gruppe aus Herbrechtingen auf die Fahne geschrieben. Um auf die Digitalisierung der ganzen Branche vorbereitet zu sein, hat Schwarz früh auf die Digitalisierung des eigenen Unternehmens gesetzt - und sich 2007 für die Einführung von SAP entschieden. Denn heutzutage sei der Informationsfluss genauso wichtig wie der Warenfluss, sagt Geschäftsführer Thomas Schwarz. Gemeinsam mit dem IT-Unternehmen Serkem wurde mit SAP Business All-in-One ein ERP-System (Enterprise-Resource-Planning) für die Verwaltung von ersten Geschäftsprozessen wie etwa der Lagerverwaltung implementiert. Die ERP-gesteuerten Prozesse im Betrieb wurden sukzessive ausgebaut und 2012 um das Add-on Best4log-x erweitert. Mit diesem von Arvato Bertelsmann entwickelten Tool erfolgt das gesamte Transportmanagement über SAP. Heute steuert die Schwarz Gruppe bis auf wenige Ausnahmen sämtliche Prozesse im Unternehmen über SAP. Für die nötige Rechenleistung sorgt ein eigenes Rechenzentrum. Prozesse messen und optimieren Die Vorteile von SAP liegen für Thomas Schwarz klar auf der Hand: Sämtliche Prozesse werden eins zu eins in SAP abgebildet - seien es Kommissioniervorgänge, Personalabrechnung oder Transportplanung. "Und wir bilden das alles nicht erst ab, nachdem es passiert ist, sondern wir berechnen unsere Prozesse schon vorab", erklärt Oliver Ocker, Key-Account-Manager bei Schwarz Logistik. Prozesse werden messbar und künftige Vorgänge können optimiert werden: "Wir werden zuverlässiger, schneller und effizienter." Das Logistik- und Lagergeschäft des Herbrechtinger Unternehmens wird zu 100 Prozent in SAP gesteuert. Über 200.000 Auslagerungsaufträge werden pro Monat abgebildet und gemessen. Hier zeigt sich ein Vorteil des Systems: "SAP ist für große Mengen ausgelegt", erklärt Schwarz. Andere "Gut-und-Billig-Systeme" gerieten da an ihre Grenzen. Zudem ist das System jederzeit von überall per Internetbrowser zugänglich. Lagermitarbeiter oder Fahrer können auf die für sie relevanten Anwendungen per Scanner oder Smartphone zugreifen. Verspätungen erkennen und abwenden Zudem arbeiten die meisten Kunden der Schwarz Logistik ebenfalls mit SAP. "Beim Datenaustausch sprechen wir eine Sprache", sagt Schwarz. So können beispielsweise Bedarfsmengen laufend übermittelt und Produkte genau dann ausgelagert und geliefert werden, wenn sie benötigt werden. Und wenn ein Kunde kein SAP nutzt? "Überhaupt kein Problem", erklärt Oliver Ocker. "An der Unternehmensgrenze können die Kundendaten problemlos in unser System eingespeist werden." Die Kunden würden zusätzlich von den SAP-gestützten Abläufen profitieren, etwa durch zeitgenaue Prozesskostenberechnung. Gezahlt werde nur der tatsächliche Aufwand. Mit dem Add-on Best4log-x ist auch die gesamte Flotte von 250 Lkw digital vernetzt und an SAP angebunden. Alle fünf Minuten wird für jeden Lkw nicht nur die genaue Position ermittelt, sondern zudem berechnet, wie viel Lenkzeit der Fahrer noch übrig hat, wann eine Ruhepause fällig ist oder wie die aktuelle Verkehrssituation auf der Strecke aussieht. Mögliche Verspätungen werden frühzeitig vom System erkannt. Es können gegebenenfalls Gegenmaßnahmen ergriffen oder der Kunde rechtzeitig über die Verspätung in Kenntnis gesetzt werden. "Jede Verspätung wird vom System automatisch protokolliert", erklärt Ocker, "und anschließend einem Fehlerkatalog zugeordnet." Die Auswertung dieser Verspätungen hilft, die Pünktlichkeit zu verbessern und häufige Fehlerquellen zu reduzieren. Empfehlenswert, aber nicht für jeden Aus den Daten, die das SAP-System von den Fahrzeugen erhält, lassen sich auch Folgetransporte berechnen. Anders als in den meisten Transportunternehmen könne jeder Disponent nicht nur eine begrenzte Anzahl an Fahrzeugen und Fahrern verwalten, sondern das passende Gespann aus sämtlichen Fahrzeugen der Flotte berechnen lassen, erklärt Schwarz. Das System kennt den Status von allen 250 Lkw und berechnet, welcher für den jeweiligen Transport am geeignetsten ist - auf Grundlage der Position, der Lenk- und Ruhezeit des Fahrers, Anschlussfahrten oder Kundenwünschen. Der Disponent erkennt auf einen Blick die infrage kommenden Fahrzeuge und kann der Tour eines zuordnen. "SAP schafft in sämtlichen Geschäftsprozessen massiv an Transparenz und ist Grundlage für ein absolut zuverlässiges Controlling", so Ocker weiter. Die Kosten seien dabei "überschaubar", sagt Schwarz. Die Ersteinführung der Allin-One-Lösung von SAP sei bereits für eine Summe im fünfstelligen Bereich möglich. "Über die Jahre haben wir aber wohl Millionen in unser System gesteckt", sagt der Geschäftsführer, "vor allem in Weiterentwicklungen über den Standard hinaus." Für ihn hat sich der Aufwand rentiert. Jedem kann er SAP dennoch nicht empfehlen: "Wer seine festen Routen von A nach B fährt, für den lohnt sich die Investition nicht." SAP sei für komplexere Aufgabenbereiche, ein gewisses Lagergeschäft und einen größeren Fuhrpark ab etwa 50 Lkw geeignet. Für Schwarz außerdem wichtig: ein klares Unternehmenskonzept. "Wer SAP verwenden will, sollte wissen, wo er damit hin will", sagt er. "SAP ist eine mächtige Waffe, aber man kann sich damit auch in den Fuß schießen." Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Büro-Software" www.verkehrsrundschau.de/dossiers SAP-Lösungen für den Mittelstand -> SAP Business One: Das kleinste Software-Paket von SAP richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen von fünf bis etwa 100 Mitarbeiter. Als integrierte ERP-Lösung (Enterprise-Resource-Planning) deckt die Software die wichtigsten Bereiche der Unternehmensverwaltung ab: vom Finanzwesen, über Materialbedarfsplanung, Buchhaltung, Vertrieb, Lagerverwaltung bis hin zur Personalverwaltung. Die Anwendungen sind stark standardisiert.-> SAP Business All-in-One: Die Lösung ist umfangreicher und spezialisierter als Business One und ist für größere Unternehmen im Mittelstand mit bis zu 2500 Mitarbeitern oder auch für Tochterunternehmen großer Konzerne gedacht. Für verschiedene Branchen gibt es mehr als 700 SAP Business Allin-One-Lösungen mit branchenspezifischen Zusatzfunktionen - so auch für die Logistik. Hosting und Support sind dementsprechend umfangreicher als bei SAP Business One. Es empfiehlt sich, eigenes IT-Personal oder einen festen IT-Partner zu haben.-> Best4log-x: Bei Best4log-x handelt es sich um ein Add-on für ein bestehendes SAP-ERP-System. Es richtet sich gezielt an Logistikunternehmen. Das Transportmanagementsystem bietet vielfältige Anwendungen vom Auftragsmanagement, über Transportplanung und -durchführung, Lagerabwicklung, Ladehilfsmittelverwaltung bis hin zur Fahrzeug- und Fahrerverwaltung. Es lässt sich ohne Schnittstellen in ein bestehendes SAP ERP integrieren, sodass sich das gesamte Transportmanagement und alle weiteren Geschäftsprozesse in einem System abbilden lassen. jt

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