Ein Restrisiko bleibt

Die Angebote klingen verlockend: "Günstig gebrauchte Software kaufen", "Sparen Sie bis zu 70 Prozent", "Gebrauchte Volumenlizenzen so einfach und sicher wie bei Microsoft selbst". Wer online nach gebrauchter Software sucht, stößt auf eine Vielzahl von Anbietern. Ob Büro-Anwendungen, Server-Software, Betriebssysteme oder Grafikprogramme - Massenware von Microsoft & Co. gibt es in den Secondhand-Softwareshops zuhauf. Das Reizvolle an gebrauchter Software ist nicht nur der günstige Preis, sondern auch der Umstand, dass sich Software im Gegensatz zu fast allen anderen Produkten, die gebraucht weiterverkauft werden, nicht abnutzt. Ein gebrauchter Lkw etwa ist nicht frei von Verschleiß. Ein Computerprogramm dagegen läuft auch aus zweiter Hand nicht schlechter als beim Erstkauf. Gerade Unternehmen, die über ein begrenztes IT-Budget verfügen, dürften sich daher von derlei Offerten angesprochen fühlen. Mit schwingt allerdings die Frage: Woher kommen diese Lizenzen eigentlich und vor allem: Ist das Ganze wirklich legal? Die meisten Gebraucht-Lizenzen, die auf dem Markt sind, stammen von Unternehmen, die aus unterschiedlichsten Gründen Lizenzen "übrig" haben, etwa weil sie auf Cloudlösungen umstellen oder neuere Versionen anschaffen. Häufig kaufen Händler auch Lizenzen aus Insolvenzen auf. Die gute Nachricht für Spediteure, die mit dem Kauf von Gebrauchtsoftware liebäugeln: Dies ist grundsätzlich erlaubt. Vorsicht bei Client-Server-Lizenzen "Dies gilt auch für Lizenzen, die ursprünglich als Teil eines Volumenlizenzvertrags verkauft wurden", erklärt Rechtsanwalt Oliver Wolf von der Kanzlei Plutte in Mainz (siehe Interview). Will heißen: Wenn ein Unternehmen ursprünglich 500 Lizenzen einer Software erworben hat, können beliebig große Pakete weiterverkauft werden - sei es 500 Mal eine oder zehn Mal 50 Lizenzen. Anders sieht es laut Wolf allerdings bei sogenannten Client-Server-Lizenzen aus. Hier werden nicht an jedem Arbeitsplatz Einzellizenzen installiert, sondern die Software läuft auf dem Firmenserver. Mit dem Anbieter wird dann vertraglich festgelegt, wie viele User sie nutzen dürfen. Im Ganzen könnten solche Client-Server-Lizenzen durchaus weiterverkauft werden, sagt Wolf. Eine Aufsplittung sei allerdings schwierig und juristisch nicht abschließend geklärt. Wo ein Weiterverkauf von Haus aus nicht möglich ist, ist bei Software-as-a-Serviceund Cloud-Lizenzen. Hier handelt es sich schließlich um ein Mietmodell in Form einer zeitlich begrenzten Lizenz. "Der Nutzer war nie zeitlich unbegrenzt nutzungsberechtigt, also kann er die Lizenz auch nicht weiterverkaufen", erklärt der Spezialist für Urheber- und Medienrecht. Nur bei etablierten Händlern kaufen Eines muss Käufern von Lizenzen aus zweiter Hand stets bewusst sein: Eine absolute Garantie, dass mit den auf Onlineplattformen angebotenen Lizenzen alles in Ordnung ist, gibt es nicht. Zwar werben nicht wenige Anbieter mit Gütesiegeln wie etwa "Trusted Shop" oder "EHI-geprüft". Diese Onlineshop-Siegel mögen zwar etwas über die Einhaltung allgemeiner Qualitätskriterien eines Onlinehändlers aussagen - über Herkunft und Beschaffenheit der angebotenen Lizenzen sagen sie allerdings wenig aus. Bei großen Anbietern finden sich auf den Webseiten gerne auch Prädikate wie "Relicense Verified" oder "Audit-sicher". Offizielle Prüfsiegel sind Rechtsanwalt Wolf allerdings noch nicht begegnet. Unter Umständen könne man sich aber auch auf diese "selbst erteilten" Siegel berufen, wenn es zu einer Abmahnung des Softwareherstellers und damit zum Streitfall kommt. "Dann liegt darin immerhin ein Garantieversprechen", so Wolf. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Der Kauf gebrauchter Lizenzen ist und bleibt ein Stück weit Vertrauenssache. Wer ganz auf der sicheren Seite sein will, dem bleibt wohl nur, etwas mehr zu investieren und die Originallizenz beim Softwareanbieter zu kaufen. Mehr zum Thema finden Sie unter #Bürosoftware www.verkehrsrundschau-plus.de/hasthag In Kürze Der Handel mit gebrauchter Software ist grundsätzlich legal, auch wenn diese einst als Teil eines Volumenlizenzvertrags verkauft wurde. Käufer sollten aber genau hinschauen, bevor sie in einem der zahlreichen Onlineshops für Gebrauchtsoftware auf "kaufen" klicken: Nicht alle Angebote sind seriös und können unter Umständen juristischen Ärger nach sich ziehen. "Nicht selten wechseln Lizenzen mehrfach den Besitzer" Welcher Risiken müssen sich Käufer beim Erwerb gebrauchter Software unbedingt bewusst sein?Beim Verkauf gebrauchter Softwarelizenzen gibt es zwei Dimensionen: die vertragsrechtliche, in der ein Verkäufer sich verpflichtet, die Ware frei von Mängeln zu veräußern. Der Verkäufer ist verpflichtet, eine rechtlich einwandfreie Lizenz zu liefern. Tut er es nicht, kann der Käufer theoretisch Schadenersatz verlangen. Dann gibt es aber noch die urheberrechtliche Dimension. Wenn ein Unternehmer Lizenzen aus zweiter Hand nutzt, mit denen etwas nicht in Ordnung ist, und daraufhin eine Abmahnung erhält, ist das erst einmal sein Problem. Erst im zweiten Schritt kann er beim Verkäufer der Lizenz Regress fordern.Mit welchen Erfolgschancen?In der Praxis ist das oftmals schwierig. Ein seriöser Anbieter steht seinen Käufern in solchen Fällen zur Seite, indem er bei der Klärung des Abmahnungsfalls kooperiert. Nicht selten aber wechseln Lizenzen mehrfach den Besitzer und der tatsächliche Übeltäter, der irgendwann die Lizenz unberechtigt auf den Markt geworfen hat, ist kaum mehr zu ermitteln. Wir haben jedenfalls einige Fälle erlebt, in denen im Fall einer Abmahnung der Schwarze Peter lange hin und her geschoben wurde.Woran erkenne ich denn, dass ein Händler seriös ist?Man sollte darauf achten, dass der Händler schon länger am Markt etabliert ist. Auch die Nutzung von Käuferschutzprogrammen könnte eine zusätzliche Absicherung bieten. Wie beim Kauf von allen Dingen zählt aber vor allem der gesunde Menschenverstand: Fällt ein Angebot mit großem Abstand niedriger aus als bei allen anderen Anbietern, sollte man misstrauisch werden. Manchmal reicht auch schon ein Blick ins Impressum, um festzustellen, dass das Durchsetzen von Ansprüchen im Ernstfall sehr unwahrscheinlich wäre oder zumindest sehr lange dauern wird. Letztendlich können all diese Risiken aber nur ausgeschlossen werden, wenn man die Originallizenz beim Anbieter kauft.Was muss ein Unternehmer beachten, der selbst ihre überschüssigen Softwarelizenzen verkaufen wollen?Er muss bei einem Verkauf unter anderem zusichern, dass er die Lizenzen in seinem Hause unbrauchbar gemacht hat, also die Software vom Rechner dauerhaft gelöscht hat. Der Verkauf von Lizenzen an ein anderes Unternehmen ist in der Theorie zwar unproblematisch, für juristisch Unerfahrene aber nicht empfehlenswert.Was man auf keinen Fall machen sollte, ist, gebrauchte Lizenzen in Eigenregie über EBay oder ähnliche Plattformen anzubieten. Hier sehe ich eine hohe Abmahngefahr, weil nicht abschließend geklärt ist, welchen Informationspflichten in so einem Fall nachzukommen ist. mhOliver Wolf, Rechtsanwalt Kanzlei Plutte, Mainz

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