Mit dem Start der vorübergehenden Spritsteuersenkung im Juni hat nach Branchendaten die Nachfrage nach Benzin deutlich zugenommen. Die Inlandslieferungen an Tankstellen und andere Empfänger stiegen zu dem Zeitpunkt im Vergleich zu den Vormonaten kräftig an, wie eine Auswertung der amtlichen Öldaten zeigt. Mit 1,58 Millionen Tonnen übertrafen sie sogar den Vor-Corona-Wert von Juni 2019 um knapp 42.000 Tonnen.
Im Frühjahr hatten die Inlandslieferungen bei Benzin deutlich unter den Vor-Corona-Werten gelegen - im Schnitt bei 1,34 Millionen Tonnen pro Monat. In dieser Zeit hatten die Spritpreise durch den Krieg in der Ukraine nie gekannte Höhen erreicht.
Ein Zusammenhang zur gesunkenen Nachfrage im Frühjahr ist zwar nicht zwingend nachweisbar, allerdings naheliegend. Dementsprechend dürfte die vorübergehende Senkung der Spritsteuer um 35,2 Cent bei Benzin - und damit sinkende Preise an den Zapfsäulen - umgekehrt für einen Nachfrageschub gesorgt haben.
Bei Diesel fiel der Lieferungsanstieg zu den Vormonaten deutlich geringer aus, wie die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle veröffentlichten Daten zeigen. Hier war die Steuerentlastung mit 16,7 Cent aber auch geringer.
Allerdings dürfte auch ein Nebeneffekt der Steuersenkung zum starken Anstieg im Juni geführt haben. Da die Steuer nicht beim Verkauf des Benzins an der Tankstelle sondern bei seiner Lieferung anfällt, war es für Tankstellen rentabel, nicht mehr Ende Mai sondern erst Anfang Juni ihre Vorräte aufzufüllen.
Auch viele Autofahrer warteten mit dem Tanken auf die niedrigeren Juni-Preise. Entsprechend hatte es im Mai mit 1,29 Millionen Tonnen Benzin die niedrigsten Inlandslieferungen der Vormonate gegeben. Als alleinige Erklärung für das Plus im Juni ist dieses Minus allerdings bei weitem zu klein.
„Es liegt nahe, dass der Tankrabatt zu einer höheren Nachfrage geführt hat“, sagte auch der ADAC-Experte Christian Laberer. „Es ist ja auch psychologisch ein großer Unterschied, ob ich 2,10 oder 1,75 Euro für einen Liter zahlen muss. Damit sinkt der Anreiz, besonders spritsparend unterwegs zu sein.“
Unterdessen sprach sich der bayerische Ministerpräsident Markus Söder dafür aus, die Spritsteuern erneut zu senken. „Es wäre eine echte Entlastung für Menschen in ländlichen Räumen, wenn der Tankrabatt verlängert würde“, sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Seit dem 1. September gelten für Sprit die normalen Steuersätze. Damit gehört Deutschland wieder zu den teuersten Staaten in der EU. Nach Daten der EU-Kommission kostet Superbenzin (Stand 5. September) nur in Finnland mehr. Bei Diesel liegt die Bundesrepublik hinter Schweden auf Platz 2.
Zahlen vom Statistischen Bundesamt: Tanken teurer als in Nachbarstaaten
Ein ähnliches Bild zeichnen auch die Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Mit dem Auslaufen des sogenannten Tankrabatts Ende August ist Kraftstoff in Deutschland wieder teurer als in allen direkten EU-Nachbarstaaten. Zum Stichtag 5. September wurden hierzulande Tagesdurchschnittspreise von 2,07 Euro für einen Liter Super E5 und 2,16 Euro für einen Liter Diesel ermittelt, wie das Statistische Bundesamt am 12. September berichtete.
Nur in Dänemark (2,04 Euro) und den Niederlanden (2,01 Euro) war Superbenzin ähnlich teuer wie in Deutschland. Am günstigsten konnten die Autobesitzer im Nachbarland Polen tanken mit 1,38 Euro für Super und 1,61 Euro für Diesel.
Die Steuern auf Benzin und Diesel wurden in Deutschland zwischen Juni und August gesenkt, so dass die Preise an den Tankstellen sanken. Einschließlich der Mehrwertsteuereffekte wurde so der Liter Super um 35,16 Cent entlastet, beim Diesel waren es 16,71 Cent.
Umstritten war, in welchem Umfang die Steuerentlastung tatsächlich an die Endkunden weitergegeben wurde. Seit dem 1. September gelten die normalen Steuersätze. Damit gehört Deutschland wieder zu den teuersten Staaten in der EU.
Insgesamt sind die Kraftstoffpreise laut Bundesamt weiterhin höher als vor Beginn des Kriegs in der Ukraine. So hatte am 21. Februar 2022 ein Liter E5 noch 1,80 Euro und Diesel 1,66 Euro pro Liter gekostet. Besonders deutlich fällt der Preisanstieg damit beim Diesel-Kraftstoff aus. Am teuersten war der Sprit im März. (mwi/dpa)