Seit rund zwei Wochen stehen beim größten AdBlue-Produzenten in Deutschland, der SKW Piesteritz in Wittenberg, wegen der hohen Gaspreise die Anlagen still. Während in Deutschland laut ADAC rund zehn Prozent aller Pkw mit AdBlue fahren, sieht es im Transportgewerbe anders aus: rund 90 Prozent aller Lkw sind auf den harnstoffbasierten Kraftstoffzusatz angewiesen, entsprechend groß ist die Sorge um akute Engpässe.
Nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums sind diese derzeit unbegründet. Man sehe derzeit keine Mangellage bei der Produktion von AdBlue, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Mittwoch gegenüber Reuters. Falls es wirklich dazu kommen sollte, werde man reagieren. Der Sprecher verwies auch darauf, dass es mehrere Hersteller in Deutschland gebe und zudem die Möglichkeit von Importen bestehe.
Auch der ADAC sieht aktuell auf dem Markt keine Knappheit bei dem Kraftstoffzusatz. Dies sagte eine ADAC-Sprecherin am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Bevor eine flächendeckende Verknappung eintrete, müsse die Industrie auch bei hohen Gaspreisen eine Versorgung mit AdBlue sicherstellen, so die Sprecherin.
Kommunalpolitik und Transportbranche warnen vor Stillstand
Schwerwiegende Folgen für die Transportbranche und damit die gesamte Wirtschaft befürchtet dagegen Christian Tylsch, Landrat im Landkreis Wittenberg, Heimat der SKW Piesteritz. Der CDU-Politiker hält es für möglich, dass wegen akuten AdBlue-Mangels schon bald Lkw stillstehen könnten (VerkehrsRundschau berichtete).
Ins gleiche Horn stößt Dirk Engelhardt vom Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL). Er warnte am Mittwoch in der „BILD“-Zeitung vor Engpässen in Geschäften schon in zwei Wochen: „Kein AdBlue bedeutet keine Brummis. Und das bedeutet keine Versorgung in Deutschland“, so Engelhardt. Er forderte von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck einen runden Tisch für die Logistikbranche.