E-ntzündliches Ladegut?

Sieben bis zehn Millionen zugelassene E-Autos will die Bundesregierung bis 2030 in Deutschland sehen, bis dahin sollen außerdem eine Million Ladepunkte zur Verfügung stehen. Während die Hersteller folglich immer mehr E-Modelle entwickeln und die Kunden sensibilisieren, wird eines bislang oft vergessen: Auch E-Autos müssen - genau wie Fahrzeuge mit herkömmlichem Antrieb - bundesweit und grenzüberschreitend von A nach B transportiert werden. Aber welche Besonderheiten und Risiken bestehen bei der Verladung und dem Transport von E-Fahrzeugen? Verstärkt erreichen diese Fragen die Experten von TÜV SÜD. "Wir sehen die Automobilhersteller in der Pflicht, den Spediteuren konkrete Anweisungen zu geben, wie ihre E-Modelle zu transportieren und zu sichern sind", betont Markus Otremba, Leiter der Fachgruppe Ladungssicherung bei TÜV SÜD. Für viel Diskussion hat im Zuge dessen bereits die Frage gesorgt, ob ein E-Auto aufgrund der verbauten Lithium-Ionen-Batterien auf dem Transporter zum Gefahrgut wird - was für den Spediteur bedeuten würde, stets eine Prüfzusammenfassung mitführen zu müssen. Für Otremba steht fest: "Fahrzeuge mit Antrieb durch Lithium-Ionen-Batterien sind über die SV 388 der UN 3171 zuzuordnen und werden als Ladung nach der SV 666 befördert (Freistellung vom ADR)." Die Beförderung eines E-Autos fällt also nicht unter die Straßen- und Eisenbahn-Gefahrgutvorschriften - "solange es unbeschädigt ist", ergänzt der Experte. Demnach kann man aufgrund der durch Homologation und Crashtests gewährleisteten Funktionalität auf die Begleitpapiere verzichten, die für normale Lithiumzellen nötig sind. "Solange sich das E-Auto im betriebsnormalen Zustand befindet, fällt es unter die Freistellungsklausel - sobald es dagegen verunfallt oder anderweitig beschädigt ist, trifft dies nicht mehr zu", konkretisiert der Experte. Neue Beschädigungsrisiken Unabhängig von der Frage, ob ein E-Auto unter die Kategorie Gefahrgut fällt, müssen Automobiltransporteure weitere Besonderheiten beachten, wenn batteriebetriebene Fahrzeuge zu ihrem Ladegut zählen. "Durch die erhöhten Fahrzeuggewichte, bedingt durch die Batterie, ergeben sich unter Umständen aufgrund der Achslasten andere Anforderungen an das Transportfahrzeug", so Otremba. "Zudem droht ein neues Beschädigungsrisiko, da die Batterie in der Regel im Fahrzeugboden verbaut ist." Wird diese beschädigt, drohe schnell ein Schaden in Höhe mehrerer Tausend Euro oder gar ein Totalschaden. Folglich gewinnt mit der Zunahme der E-Mobilität auf den Straßen und damit mit der Zunahme der "wertvollen" Fracht auf Autotransportern auch die Relevanz der Haftungsfragen auf Spediteursseite immer mehr an Bedeutung. Otremba sieht im "Digital Vehicle Scan" (DVS), einem kamerabasierten System von TÜV SÜD zur Erfassung des Fahrzeugzustands während der Durchfahrt, einen Lösungsansatz. Er hält den DVS für ein geeignetes Instrument, Schäden, die entlang der Lieferkette zwischen Automobilherstellern und den verschiedenen Hubs entstehen, frühzeitig zu erkennen und Haftungsfragen zu klären oder zu reduzieren. "Mit dem DVS lässt sich prüfen und dokumentieren, ob das Fahrzeug jeweils ordnungsgemäß übergeben wurde", erklärt Otremba. Erste Gespräche mit namhaften Logistikern laufen bei TÜV SÜD bereits dazu. Gewusst, wie! Neben allen rechtlichen und Haftungsfragen rund um den Transport von E-Fahrzeugen muss zudem darauf geachtet werden, dass die Fahrer im Umgang mit Hochvolt(HV)-Systemen geschult und unterwiesen sind. TÜV SÜD bietet ein entsprechendes E-Learning an, bei dem die Teilnehmer für die Gefahren bei Kraftfahrzeugen mit HV-Systemen sensibilisiert werden und mögliche Schutzmaßnahmen kennenlernen (siehe Infokasten). E-Learning "HV-Systeme" Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) fordert: Unternehmer müssen alle Mitarbeiter, die mit Hybrid- oder Elektrofahrzeugen in Berührung kommen, für die Gefährdungen von Hochvolt(HV)-Systemen sensibilisieren. TÜV SÜD hat daher ein webbasiertes Selbstlernprogramm konzipiert: Das E-Learning "Sicherheit im Umgang mit Hochvoltsystemen nach DGUV Information 200-005 (BGI 8686)" bietet eine BGI-konforme Sensibilisierung für das Thema durch die Vermittlung von Gefahren und Erste-Hilfe-Maßnahmen im Notfall - mehrere Verständnistests und Abschlussbescheinigung inklusive.- Zielgruppe: alle Mitarbeiter ohne elektrotechnische Ausbildung, die mit Kraftfahrzeugen mit Hochvoltsystem in Berührung kommen könnten- Inhalte: Aufbau des Hochvoltsystems, Gefahren des elektrischen Stroms, Inhalt der Unfallverhütungsvorschrift, Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Unfällen im Bereich der Elektrotechnik, technische Schutzmaßnahmen, Wissenstests- 2 Unterrichtseinheiten (ca. 90 Minuten Laufzeit)- Auch auf Englisch verfügbar- Kosten: 61,29 Euro (inklusive MwSt.) TÜV SÜD Ansprechpartner Markus OtrembaLeiter Fachgruppe LadungssicherungTÜV SÜD Auto Service GmbHTel. +49 94 21 99 64-24E-Mail: markus.otremba@tuev-sued.de

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