München. Grünes Licht für den umstrittenen Bau der dritten Start- und Landebahn am Münchner Flughafen: Die Regierung von Oberbayern erteilte die Genehmigung. Gutachten hätten den Bedarf bestätigt, erklärte die Behörde am Dienstag. Der Ausbau gewährleiste langfristig die Drehkreuzfunktion des zweitgrößten deutschen Flughafens. Anwohner und Naturschützer haben aber bereits Proteste und Klagen angekündigt. Sie warnen vor Lärm, Abgasbelastung und Naturzerstörung.
Mit dem Planfeststellungsbeschluss der Behörde liegt die rechtliche Grundlage für eines der bedeutendsten Infrastrukturprojekte in Bayern vor. Die Regierung von Oberbayern verband ihren Bescheid mit zahlreichen Einschränkungen. So soll der Flugbetrieb auf der dritten Bahn nur von 06.00 Uhr bis 22.00 Uhr zulässig sein. In dem besonders betroffenen Freisinger Ortsteil Attaching setzte die Behörde ein Entschädigungsgebiet fest. Rund 100 Grundstückseigentümer können dort statt Schallschutzmaßnahmen oder Entschädigungen auch verlangen, dass ihr Grundstück von der Flughafengesellschaft zum Verkehrswert aus dem Jahr 2007 übernommen wird.
Zahlreiche Reaktionen
Die deutsche Luftverkehrswirtschaft hält den Bau der dritten Startbahn für den Münchner Flughafen für unverzichtbar. "Der Ausbau des Flughafens wird dafür sorgen, dass Zehntausende am Drehkreuz München zusätzlich Arbeit finden", sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Klaus-Peter Siegloch, am Dienstag in Berlin. Die Entscheidung für das umstrittene Bauvorhaben mache den Flughafen zukunftssicher. "Damit ist die dritte Bahn ein Zukunftsprojekt, das nicht nur für die Passagiere, sondern auch für die Menschen vor Ort unverzichtbar ist", führte er an. Der Ausbau stärke den Wirtschaftsstandort Deutschland als Ganzes.
Scharfe Kritik äußerten unterdessen die Grünen: "Wider besseres Wissen hat die Regierung von Oberbayern ein Milliarden Euro teures Projekt gebilligt, für das es keinerlei Bedarf gibt und das den Menschen im Flughafenumland weitere massive Nachteile bringen wird", teilte der Freisinger Abgeordnete Christian Magerl am Dienstag mit. Die Landtags-Grünen hätten die Entscheidung mit Entrüstung zur Kenntnis genommen. Magerl forderte die Staatsregierung auf, den Bau der dritten Startbahn zu stoppen. Er warf der Regierung von Oberbayern vor, sie habe ihre Entscheidung allein auf Basis von Fluggastprognosen der Münchner Flughafengesellschaft getroffen, "die längst von der Realität widerlegt worden sind".
2010 starteten und landeten nach Magerls Angaben 387.000 Maschinen in München - weniger als im Jahr 2005 mit 395.348 Starts und Landungen. Bereits im Juni habe die Flughafen München GmbH (FMG) wieder einen Rückgang der Flugbewegungen um 1,2 Prozent zu verzeichnen. Die Begründung für eine dritte Startbahn - ein Anstieg der Flugbewegungen von rund drei Prozent pro Jahr - sei damit weggefallen. Die Einwände der Bürger seien aber ignoriert worden.
Landesverband Bayerischer Spediteure begrüßt Beschluss
Der Landesverband Bayerischer Spediteure (LBS) begrüßt den Planfeststellungsbeschluss zum Ausbau der dritten Start- und Landebahn sehr. Die Speditions- und Logistikbranche in Bayern sehe darin die Chance, sich zusätzliches Frachtvolumen, insbesondere aus den an Bayern angrenzenden östlichen Ländern zu erschließen, hieß es in einer Mitteilung. Mit der Entscheidung sei eines der dringend erforderlichen Infrastrukturprojekte Bayerns einen erheblichen Schritt vorangekommen.
Auch der BDI wertete den Beschluss positiv. Er sei ein wichtiges Signal für das Industrieland Deutschland. So würden mit dem Ausbau über 10.000 neue Arbeitplätze am Flughafen München und in der Region dauerhaft geschaffen. Insgesamt sichere die die Luftverkehrsbranche mehr als 850.000 Arbeitsplätze in Deutschland.
"Der Planfeststellungsbeschluss zum Bau der dritten Start- und Landebahn am Flughafen München ist ein wichtiger Schritt für den Flughafenstandort Deutschland insgesamt", betonte auch Thomas Hailer, Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforums. "Wir müssen auch in Zukunft in der Lage sein, angemessene Flughafenkapazitäten in Deutschland bereitzustellen. Damit sind wir jetzt in München einen entscheidenden Schritt vorangekommen", führte er an.
München steht weltweit auf Platz 30
Der Münchner Flughafen ist der zweitgrößte deutsche Airport und in Europa die Nummer sieben. Im vergangenen Jahr nutzten 34,7 Millionen Fluggäste den Flughafen Franz Josef Strauß - so viele wie nie zuvor. Weltweit steht der Airport auf Platz 30. Rund 90 Prozent aller Langstreckenflüge in Deutschland laufen über die beiden größten Airports Frankfurt und München. (dpa/sno)