Berlin. Um künftig Baupannen bei Großprojekten zu verhindern, will Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt auf digitale Planungsmethoden sowie Strafzahlungen und Prämien setzen. Bei der Vorstellung des Abschlussberichts einer Expertenkommission erklärte der CSU-Politiker, mit dem Aktionsplan solle ein „Kulturwandel“ bei Großprojekten eingeleitet werden. „Mit mehr Partnerschaftlichkeit zu mehr Kostentransparenz und Termintreue. Bonus-Malus-Regelungen und klare Vereinbarungen zur Konfliktbeilegung und modernste digitale Systeme können dazu beitragen, Kosten- und Zeitpläne besser einzuhalten“, führte er an.
Wirtschaftlich statt preisgünstig
Dobrindt hob die als BIM bezeichnete Methode des digitalen fünfdimensionalen Planens – drei Dimensionen plus Kosten und Termine – hervor. Diese Methode nutze im Vergleich mit herkömmlichen computergestützten Planungsmodellen deutlich mehr Informationen, vernetze diese und schaffe eine Datenbasis, auf die alle am Projekt Beteiligten zugreifen könnten. Diese Methode soll an vier Modellprojekten erprobt werden, unter anderem beim Bau einer Brücke auf der Bundesstraße B 107n in Sachsen und beim Bau der Petersdorfer Brücke an der A 19 in Mecklenburg-Vorpommern. Die Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, öffentlichem Sektor und Verbände empfehlen den Behörden bei Bauausschreibungen ferner, sich nicht für den günstigsten, sondern wirtschaftlichsten Anbieter zu entscheiden. Das preisgünstigste Angebot sei oftmals nicht das wirtschaftlichste.
Baugewerbe kritisiert ÖPP
Der an der Kommission beteiligte Zentralverband des Deutschen Baugewerbes kritisierte, als eine Schlussfolgerung große Projekte verstärkt über Öffentlich-Private-Partnerschaften (ÖPP) abwickeln zu wollen. Dies ginge am deutschen Baumarkt mit seinem starken Mittelstand vorbei, da nur internationale Konzerne in der Lage seien, solche Riesenprojekte zu stemmen. Dagegen nannte der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie die Handlungsempfehlungen „praktikabel“. SPD-Fraktionsvize Sören Bartol verlangte, dass „von Anfang an ehrlich geplant und gerechnet wird“. Politik dürfe nicht dazu beitragen, dass Projekte zu Beginn schön gerechnet werden. Eine bessere Steuerung und Kontrolle durch die öffentliche Hand sei nötig. (jök)