Dieselfloater: Elegante Lösung

Der Schock sitzt tief: Mit 1,533 Euro im Monatsmittel war der Liter Diesel im Oktober so teuer wie noch nie. Zuletzt sind die Dieselpreise zwar wieder leicht gesunken. Doch gleich zu Jahresanfang 2022 kommt mit der nächsten Stufe des CO2-Preises die nächste Kostenkeule: Dann wird dem ADAC zufolge der Liter Diesel zusätzlich um 9,5 Cent steigen und der Liter Benzin um 8,4 Cent. Ein Risiko für beide Seiten Für Transport- und Speditionsbetriebe sind das schlechte Nachrichten. "Denn nach wie vor haben nicht alle Dienstleister mit ihren Auftraggebern schon einen Dieselzuschlag vereinbart, der steigt oder auch fällt, je nachdem, wie sich der Ölpreis entwickelt", erklärt Marc Eke, Geschäftsführer von Exxent Consulting in Eching, die sich unter anderem auf Ausschreibungen und Supply Chain Management spezialisiert hat. "Das liegt auch daran, weil dies Auftraggeber aufgrund des Wunsches nach Preisstabilität in Ausschreibungen noch immer ablehnen. Gerade in preissensiblen Branchen." "Betriebswirtschaftlich ist das aber sehr riskant", warnt er. "Und zwar für beide Seiten - sowohl für den Transportdienstleister als auch die Auftraggeber." Fakt sei nun einmal, dass die Dieselkosten in einem Transportbetrieb im Fernverkehr rund 26 Prozent der Gesamtkosten ausmachen, im Nahverkehr circa 15 Prozent und im Regionalverkehr gute 20 Prozent. Wenn also die Dieselpreise schlagartig massiv ansteigen, wie im Herbst, kann dies zu ernsthaften Problemen führen. Und zwar dann, wenn der Dienstleister nicht mehr wirtschaftlich agieren kann, weil in wenigen Tagen 25 Prozent seiner Kosten um 20 Prozent steigen - was einer Gesamtkostensteigerung von fünf (!) Prozent entspricht. "Mit einem Dieselfloater lässt sich das Risiko von starken Schwankungen am Kraftstoffmarkt ausgliedern, die nicht planbar oder aber mit größeren Sprüngen oder über einen längeren Zeitraum nicht verkraftbar sind", betont er. Die gute Nachricht ist: "Die Umsetzung einer solchen Zusatzklausel ist kein großes Hexenwerk", macht er Mut. "Im Grunde versucht man damit nur, den gesamten Anteil der Diesel-relevanten Kosten als Risiko auszugliedern." Den Dieselfloater fair gestalten Dies dürfe aber keine Einbahnstraße sein, also entweder nur zu Gunsten des Dienstleisters oder dessen Auftraggeber. "Der Dieselfloater muss fair gestaltet sein - und zwar für beide Seiten", betont Eke. Wenn der Dieselpreis also zum Beispiel sinke, so müsse der Dienstleister im Gegenzug seinen Auftraggeber über Abschläge natürlich ebenfalls daran partizipieren lassen. Grundsätzlich besteht jeder Dieselfloater laut Eke aus sechs Bestandteilen. Diese gilt es zunächst zwischen beiden Vertragsparteien, also dem Transportunternehmer und seinem Auftraggeber, zu klären. "Jedem ist dann sofort klar, ab wann der Floater wirkt, in welcher Höhe und auf welcher Kostenbasis", erklärt er. "Zunächst kann ein Dieselfloater sehr komplex wirken. Ist dieser aber einmal ordentlich bewertet und ausgestaltet, dann ist es ein relativ einfacher Mechanismus, der aber einmal zwischen den Parteien installiert werden muss", so der Berater. Die sechs Bestandteile eines Floaters Bezugswert: Das ist der Wert, der bei der Preiskalkulation festgelegt wurde, aus dem sich die potenzielle Veränderung ergibt. Wirkungszeitraum: Damit wird festgelegt, zu welchem Zeitpunkt und/oder ab welcher Veränderung des Dieselpreises der Floater wirken soll. Dies kann direkt zum Zeitpunkt der Dieselpreisanhebung geschehen, gleitend oder aber erst bei Überschreitung eines Schwellenwerts. Staffelung der Anpassungsgrundlage: Diese definiert, in welchen Schritten der Dieselfloater angehoben wird: ob unmittelbar, also stufenlos; denkbar sind auch Intervalle, also zum Beispiel immer dann, wenn der Dieselpreis um fünf Prozent oder aber auch um fünf Cent steigt. Wirkungszeitraum: Dieser legt fest, ab wann oder aber für welchen Zeitraum die Preisanpassung gilt, zum Beispiel sofort, für den aktuellen Abrechnungszeitraum, rückwirkend oder aber quartalsweise. Vergleichswert: Der Vergleichswert gibt vor, auf welchen Basiswert sich der jeweilige Dieselpreis beziehen soll. Entsprechende Indizes bieten unter anderem der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) mit dem BGL-Großverbraucherindex sowie Mineralölkonzerne wie etwa Aral und Shell. Kostenbasis: Diese definiert, auf welchen Kostenblock sich die Anpassung des Dieselfloaters bezieht, zum Beispiel auf die gesamten Transportkosten oder aber ausgenommen der Lkw-Maut. Ebenso wichtig ist, dass sich Transportdienstleister und Auftraggeber darauf verständigen, wie der Dieselfloater konkret wirken soll. Hier gibt es Eke zufolge eine Vielzahl von Varianten. Eine Option ist, dass der Floater zum Beispiel bei jeder Rechnung oder aber Gutschrift sofort wirkt oder auch rückwirkend. Sprich: Jeder Cent, den der Diesel steigt oder aber sinkt, wird unmittelbar an den jeweiligen Vertragspartner durchgereicht. Beide Parteien können sich aber auch darauf verständigen, dass der Floater nur für bestimmte und klar definierte Bereiche gilt oder man sich beispielsweise das Risiko gemeinsam teilt, indem nur die Hälfte des Kostenblocks weitergereicht wird. Grundsätzlich denkbar ist auch, dass der Floater einseitig nur bei Preissteigerungen oder nur bei -senkungen wirkt. Das Ganze ist im Grunde kein Hexenwerk, betont Eke nochmals. Wichtig ist jedoch, dass die eigene Kostenstruktur des Auftragsnehmers im Voraus einmal sauber bewertet wird, damit der Dieselpreisanteil auch korrekt in den Mechanismus integriert werden kann. Dieser kann - je nach Lieferstruktur des Auftraggebers - auch variieren und sollte dementsprechend angepasst werden. Sind die genannten Parameter einmal zwischen den Parteien geklärt und vertraglich vereinbart, reicht ein Blick auf den aktuellen Vergleichswert, und via eines einfachen Tools wie Excel kann das Ergebnis für die Rechnungsstellung ermittelt werden. Bleibt nur eine Frage: Was ist, wenn die Dieselpreise, wie jetzt im Herbst geschehen, derart rasant aus dem Ruder geraten? Immerhin muss jeder Transporteur diese zunächst vorfinanzieren. Auch hier empfiehlt sich laut Eke ein Vorgehen nach dem Prinzip "gain-share und pain-share". Sprich: Solche extremen Ausschläge sollten offen und partnerschaftlich direkt miteinander geklärt werden. Bei einem extremen Preisverfall partizipiert der Auftragnehmer auch im Voraus. In Kürze Ein Viertel der Gesamtkosten machen im Fernverkehr in einem Transportbetrieb die Dieselkosten aus. Wenn die Dieselpreise, wie jetzt im Herbst geschehen, steigen, ist das betriebswirtschaftlich sehr riskant. Abhilfe versprechen Dieselfloater, die ein Dienstleister mit seinen Kunden vereinbart. Wie kann ein Transporteur seinen Kunden vom Floater überzeugen? Marc Eke, Geschäftsführer von Exxent Consulting, Eching Wie sinnvoll sind Dieselfloater? Dieselfloater sind absolut sinnvoll, da es sich um einen kaum kalkulierbaren Einflussfaktor handelt - egal, in welche Richtung dieser ausschlägt. Die Vereinbarung einer solchen Zusatzklausel sollte also im Interesse beider Parteien sein. Dementsprechend fair und transparent muss dies erfolgen. Sprich: Ein Transporteur sollte seinen Kunden nicht nur an den Mehrkosten beteiligen, wenn die Dieselpreise steigen, sondern auch an seiner Ersparnis, wenn diese wieder sinken. Wie kann ein Transporteur seinen Kunden vom Nutzen des Floaters überzeugen? Die soeben beschriebene Philosophie - fair und transparent - ist auch hier der Schlüssel zum Erfolg. Viele Verlader scheuen das Risiko, das dadurch auch auf sie übertragen wird, erkennen aber nicht die Chance im gleichen Maße. So könnte eine Darstellung der möglichen Ersparnis aus jüngster Vergangenheit - Januar bis Mai 2020 - helfen, dies plakativ dem Kunden zu verdeutlichen. Was sind die typischen Fehler, die einem in puncto Dieselfloater unterlaufen können? Typischer Fehler ist die fehlende Transparenz - für beide Seiten. Es muss für beide Seiten klar sein, wie, ab wann und für welchen Anteil der Kosten der Dieselfloater konkret wirken soll. Umso wichtiger ist es, dass dies der Dienstleister und Auftraggeber vorab sauber geklärt haben. Dann gibt es später auch keine Diskussionen. Ein weiterer essenzieller Punkt ist die richtige Bewertung der eigenen Kostenstruktur und somit des tatsächlichen Anteils des Diesels an den Gesamtkosten. Ein größerer Fehler an dieser Stelle kann verheerende Folgen haben. Im konkreten Beispiel: Der Floater ist fälschlicherweise auf 28 Prozent Kostenanteil des Diesels ausgelegt, die dahinterliegenden Transporte finden aber alle im Nahverkehr statt. Sollte es nun zu einem drastischen Einbruch des Dieselpreises kommen, wäre die Hälfte der zu leistenden Erstattung nicht mit tatsächlichen Einsparungen an der Zapfsäule gedeckt. Wie sollte der Dieselfloater in der Rechnung ausgewiesen werden? Separat oder aber als Pauschbetrag?Unbedingt separat! eh Online - Mehr zum Thema Mehr Artikel zum Thema finden sich im Online-Arbeitsportal VerkehrsRundschau plus. eh

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