"Diese Zahlen sind erfreulich"

Die Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services (SCS) hat für die aktuelle Ausgabe "Top 100 der Logistik" den europäischen und deutschen Transport- und Logistikmarkt neu vermessen. Demnach ist die europäische Logistik im Jahr 2018 um 3,7 Prozent auf insgesamt 1120 Milliarden Euro gestiegen, nennt Studienautor Martin Schwemmer, Leiter Market Intelligence des Fraunhofer SCS, konkrete Zahlen (siehe Kasten Seite 22). Damit sei die Logistik in Europa noch stärker als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Europa (3,2 Prozent) gewachsen. Und der deutsche Transport- und Logistikmarkt sei in diesem Zeitraum sogar um 4,1 Prozent auf rund 278 Milliarden Euro Umsatzvolumen gestiegen, betont der Logistikexperte, und damit der größte Markt in ganz Europa - gefolgt von Frankreich und Großbritannien. Weiterhin Wachstumsimpulse "Diese Zahlen sind erfreulich", unterstreicht Schwemmer - gerade mit Blick auf die sich aktuell eintrübende Stimmung im Handel, der chemischen Industrie und in der Automobilbranche. Positiv sei auch, dass sich dieses Wachstum in gestiegenen Beschäftigten-Zahlen widerspiegle. So waren 2018 in Deutschland insgesamt 3,26 Millionen Menschen in der Transport- und Logistikbranche tätig und damit 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr 2017; in der europäischen Logistik waren es gemäß Schätzung insgesamt 13,3 Millionen Beschäftigte. Wachstumstreiber im Jahr 2018 waren laut Schwemmer ganz klar der E-Commerce, die KEP-Industrie und die konsumgüterorientierte Kontraktlogistik - Stichwort E-Fulfillment. Auch die Tonnage in der Luftfracht stieg in diesem Zeitraum stark an. "Paketdienste, konsumgüterorientierte Kontraktlogistik und spezielle Verkehre sind im Aufschwung, weil die Versorgungsketten zum Endkunden hin immer filigraner werden und aufwendiger in der Erstellung." Auch für die Jahre 2019 und 2020 erwartet Schwemmer Wachstum, wenngleich ein geringeres als im Jahr 2018. So rechnet er in der europäischen Logistik für 2019 mit einem Anstieg um 2,9 Prozent - gerade aufgrund des starken ersten Halbjahres. Aber auch für 2020 gibt er sich mit 2,9 Prozent Wachstums-Plus zuversichtlich, räumt aber ein, dass diese Prognose durch die schwelenden Handelskonflikte und den bevorstehenden Brexit mit großer Unsicherheit behaftet sei. In Deutschland wird sich Schwemmer zufolge das Wachstum zwar verlangsamen, aber weniger stark, als Unternehmenschefs derzeit befürchten. So erwartet der Logistikexperte für 2019 in der deutschen Logistik ein Wachstum von 2,5 Prozent auf rund 285 Milliarden Euro Umsatzvolumen, auch weil durch den Fahrermangel im deutschen Landverkehr die Preise deutlich angehoben werden konnten. 2020 seien sogar 2,7 Prozent Wachstum auf 293 Milliarden Euro machbar, erklärt er. Und 2021 könne es sogar sein, dass die deutsche Logistik die 300 Millionen-Euro-Grenze knacken könne, vorausgesetzt der Welthandel entwickle sich robust. Auf- und Absteiger im Top-Ranking Die "Top 100 der Logistik" zeigt aber nicht nur umfassend die Entwicklung des gesamten Transport- und Logistikmarktes sowie der einzelnen Teilmärkte auf, sondern auch, wie sich, gerankt nach Umsatz, die Transport-, Speditions- und Logistikunternehmen in Europa entwickeln - ebenfalls auf die einzelnen Teilmärkte heruntergebrochen wie unter anderem die Top Ten im FTL-Markt (Komplettladung), im Stückgutgeschäft und vielen anderen Subsegmenten. An der Spitze der größten Logistikunternehmen hat sich demnach im Jahr 2018 nichts geändert (siehe Kasten Seite unten). Unangefochtene Nummer eins nach Umsatz im europäischen Logistikmarkt war auch 2018 Deutsche Post DHL Group mit einem Umsatz von 28,5 Milliarden Euro in Europa. Der Bonner Logistikkonzern hatte schon in den Vorjahren die Top-Ten-Liste der Branchengrößen angeführt. Ansonsten gab es aber 2018 einige Veränderungen im Ranking im Vergleich zum Vorjahr. So rückte Maersk (17,1 Milliarden Euro) auf Rang zwei vor, während die bisher zweitplatzierte Deutsche Bahn (16,2 Milliarden Euro) 2018 auf Platz drei gelandet ist - mit einer vorsichtigen Einschränkung von Schwemmer, der betont, dass es nicht immer einfach sei, die globalen Umsatzzahlen, die insbesondere Reedereien ausschließlich ausweisen, auf Europa umzulegen. Sprich: Maersk muss nicht wirklich so stark in Europa gewachsen sein, wie der Ranking-Platz vermuten lässt. Ähnliches gilt für die zweite Reederei in der Top Ten CMA CGM. DSV-Panalpina-Deal mischt Markt auf Von vormals Platz acht auf Platz fünf stieg die französische Reederei CMA CGM auf (10,0 Milliarden Euro), nur einen Platz hinter der Branchengröße Kühne + Nagel, die mit 11,7 Milliarden Euro europaweit auf Rang vier landete. Die französische Bahn SNCF (inklusive Geodis) landete dagegen mit 9,9 Milliarden Euro Umsatz auf Platz sechs, noch vor der französischen Post inklusive DPD (9,7 Milliarden Euro). Interessant auch: DSV rangierte im Jahr 2018 mit 7,8 Milliarden Euro Umsatz laut dem Fraunhofer-SCS-Ranking noch auf Platz zehn. Da dürfte der dänische Transport- und Logistikkonzern durch seine milliardenschwere Übernahme von Panalpina in den nächsten Jahren das Top-Ten-Ranking kräftig durcheinander wirbeln und vielleicht schon in zwei Jahren in die Top Five in der europäischen Logistik aufsteigen und möglicherweise bis auf Rang vier zulegen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Logistik www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Der Transport- und Logistikmarkt in Deutschland und Europa entwickelt sich besser als erwartet, und selbst für 2020 und 2021 soll die Branche weiterwachsen. Zu diesem Schluss gelangt die Fraunhofer-Arbeitsgruppe Supply Chain Services (SCS) in ihrer neuen Studie"Top 100 der Logistik".

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