Die Werkstatt wird zum

16 Kooperationspartner umfasst die Marke Truck Works, welche künftig nicht nur Kunden mit dem Stern ansprechen soll Die Werkstatt wird zum Kundencenter Jeden vierten Euro verdient Mercedes-Benz mit Service-leistungen. Mit dem neuen Angebot Truck Works nehmen die Niederlassungen verstärkt die Mischfuhrparks ins Visier und wollen neue Kunden und Umsatz generieren. Ein Himmel voller Geigen. Trotz des lähmenden Neufahrzeuggeschäfts herrscht bei Mercedes-Benz Aufbruchstimmung. Dafür sorgt nicht nur der Auftritt des Babelsberger Filmorchesters in Berlin anläßlich einer Doppelpremiere in der Hauptstadt. Im Südosten der Stadt eröffnete Daimler-Trucks-Chef Andreas Renschler nicht nur das größte NFZ-Zentrum mit dem Stern, sondern gab gleichzeitig den Startschuss für die neue Service-Marke „Truck Works“. Tatenkräftig zeigt sich der europäische LKW-Primus. Nachdem die Süddeutschen im dritten Quartal wieder in die Gewinnzone gefahren sind, übrigens trotz Verlusten im Truckgeschäft, rüsten sich die Schwaben für die Zeit nach der Krise. Daimler-Trucks-Chef Renschler mag bereits das Licht am Tunnel erkennen. „Unsere Auftragseingänge ziehen seit Mitte des Jahres wieder leicht an“, bekräftigt er seinen Optimismus und verweist auf wachsende Marktanteile der Sternmarke in den relevanten Absatzgebieten. 40 Prozent weniger Trucks in 2009 Um rund 45 Prozent wird der LKW-Verkauf europaweit in diesem Jahr zurückgehen, prognostiziert Hubertus Troska, Leiter Mercedes-Benz LKW Europa. Für die eigene Marke hofft Troska auf eine leicht bessere Entwicklung und glaubt mit 40 Prozent weniger Absatz am Jahresende über die Ziellinie gehen zu können. An der Heimatfront könne sich Mercedes-Benz momentan besser behaupten als mancher Konkurrent, meint Troska und verweist auf die Entwicklung der Marktanteile. Demnach steigerten die Stuttgarter nach eigenen Angaben bis August 2009 ihren Anteil im Segment LKW über 6 Tonnen und Vans bis 6 Tonnen von 39,6 Prozent (Gesamtjahr 2008) auf nunmehr 42,5 Prozent. Und bauen ihre Vorreiterstellung damit weiter aus. Jeden vierten Euro verdient der Service Vor allem das Servicegeschäft schlägt sich wacker in der Krise, findet Troska. Jeder vierte Euro wird zur Zeit mit den Dienstleistungen verdient. Damit es künftig noch mehr werden, trimmen die Stuttgarter ihre Nutzfahrzeugzentren auf ein neues Level. Nur Standorte, welche alle der insgesamt 41 neuen Standards erfüllen, dürfen mit dem Label „Truck Works“ werben. Bislang bieten 80 zertifizierte Betriebe ihren Kunden die neuen Möglichkeiten an, Wartungsarbeiten und Dienstleistungen von 16 verschiedenen Marken an einem Standort in Anspruch nehmen zu können. Da-runter zählen Trailerarbeiten an Produkten von Schmitz-Cargobull, Humbaur, Spier und Junge. Bei den Trailerachsen wird SAF betreut, bei den Ladebordwänden Bär, Dautel, MBB Palfinger und Sörensen. Knorr-Bremse, Haldex und Kerstner sind weitere Truck-Works-Partner. „Ein LKW, der steht, verdient kein Geld. Deshalb wollen wir unseren Kunden ‚One Stop-Shopping‘ bieten, bei dem alles in einem Abwasch erledigt wird“, erklärt Renschler den neuen Ansatz. Der Hauptvorteil des „Alles aus einer Hand“-Konzepts soll aus Kundensicht in einer sinkenden Anzahl von Werkstattterminen und kürzeren Standzeiten liegen. Schließlich würden nun nicht nur das Nutzfahrzeug allein, sondern auch die Komponenten des kompletten Sattelzuges durch die zertifizierten Werkstätten betreut. Neben neuen Kooperationspartnern (beispielsweise Meiller) sollen bis Jahresende auch weitere NFZ-Zentren zum Truck-Works-Netz hinzustoßen. Auf 100 Stützpunkte soll der Kreis anwachsen. Mit dem Ziel, bundesweit innerhalb einer Fahrstunde am nächstgelegenen Truck-Works-Betrieb zu sein. Damit der Rundum-Service funktioniert, wurden allein die Läger der jeweiligen Betriebe um 10.000 neue Trailerteile aufgestockt. Zudem garantiert Mercedes-Benz, dass jedes bestellte Ersatzteil innerhalb von sechs Stunden geliefert wird. Werkstatttermin und Angebot im Voraus Der neu gebaute Vorzeigebetrieb in Berlin zählt jetzt schon zum Truck-Works-Netz. „Wann immer drei LKW gleichzeitig auf unser altes Gelände in Berlin Tempelhof wollten, brach das Chaos aus“, blickt Walter Müller, Direktor der Niederlassung zurück. 62.000 Quadratmeter fasst die neue Heimat von 110 Mitarbeitern. 19 davon sind neu eingestellt worden, um mit dem erweiterten Service reibungslos starten zu können. Dass das Angebot künftig auch Kunden von Fremdmarken nutzen, ist gewollt. Nicht nur Müller sieht großes Potenzial, in Zukunft auch gemischte Fuhrparks betreuen zu können. Um die Fahrzeuge in die Werkstätten zu bekommen, soll das für Actros und Axor verfügbare Wartungsmanagement helfen. Dieser Dienst erfasst fahrzeugrelevante Daten und wertet Wartungs- und Verschleißinformationen mithilfe von Fleetboard aus. Der Mercedes-Benz-Servicepartner übermittelt dem Kunden dann frühzeitig einen Termin für die Wartung sowie ein Festpreisangebot. Bislang laufen trotz der schwierigen Zeiten die Geschäfte in der Berliner Dependance zufriedenstellend. Dank des breit gefächerten Kundenstammes, in dem Speditionen und Verlader nur zu 20 Prozent vertreten sind und der Rest sich auf Dienstleister, Einzel- und Großhandel, Bau und Gewerbe aufteilt, hält Müller selbst in diesem Jahr schwarze Zahlen für möglich. Die Vermietung macht neue Hoffnung Neue Hoffnung verbreitet auch Ralf Bernhard, Geschäftsführer von Mercedes-Benz Charterway. Die Vermietung, welche klassisch zum Atmen des Fuhrparks genutzt wird, zieht langsam wieder an und zwar branchenübergreifend, erklärt er in Berlin. „Zurzeit werden aus unserem Angebot verstärkt die Mietmodelle nachgefragt, da Nutzfahrzeugkunden sich nicht über einen längeren Zeitraum binden wollen“, so seine Analyse. Hierzu stehen bundesweit rund 4000 Nutzfahrzeuge mit Stern zur Vermietung bereit. Zusammen mit der Mercedes-Benz-Bank bietet Charterway seit 2003 das Transportunternehmermodell an. Das fahrzeugbezogene Paket für Logistik-Subunternehmer umfasst Finanzierungs- und Mietmöglichkeiten, um dem Auftraggeber trotz verschiedener Partner eine Flotte in der eigenen Firmenfarbe anbieten zu können. Dachser nutzt das Modell ebenso wie Kühne & Nagel, Honold oder DSV. Weitere Aspiranten sind Hellmann, RWZ Raiffeisen und TNT. Auch aus dem Gebrauchtfahrzeugmarkt kommen zarte Wachstumssignale. Dank der Rückläuferquote an Euro-4/5-Trucks von knapp 40 Prozent aus Finanzierungsverträgen komme langsam wieder Schwung in den Markt, bestätigt Ralph Plavac, Leiter Vertrieb Gebrauchtfahrzeuge Trucks Europa/Lateinamerika. Über die unabhängige Gebrauchthandelstochter Truckstore wechseln jährlich rund 18.000 Fahrzeuge an 33 Standorten in 15 Ländern den Besitzer. Jedes zweite NFZ kommt über die neun Center in Deutschland auf den Markt. ❙❚■ Rocco Swantusch Das neue Mercedes-Benz-Nutzfahrzeugzentrum in Berlin ist der neue Vorzeigebetrieb Manager Hubertus Troska ist optimistisch