Die "Kleinen" brauchen mehr Aufmerksamkeit

Ein wenig wundern sich die Prüfingenieure von TÜV SÜD immer wieder - vor allem über die Sorglosigkeit mancher Fahrzeughalter. "Zahlreiche Mängel ließen sich problemlos noch vor einer Hauptuntersuchung abstellen", so Dieter Roth, Nutzfahrzeugverantwortlicher von TÜV SÜD. "Typische Probleme, die mit dem Alter zunehmen, etwa im Bereich Fahrwerk und Antriebsstrang oder Ölundichtigkeiten, lassen sich nicht unbedingt erkennen. Aber der Klassiker, Mängel an der Beleuchtungseinrichtung - die mit immerhin 30 Prozent Mängelquote negativ auffallen - ließen sich meist einfach beheben", so der TÜV SÜD-Experte. Die Mängelquoten innerhalb der Tonnageklassen zeigen sich uneinheitlich - mit stark negativem Ausschlag in der Klasse unterhalb 7,5 Tonnen. Der Grund liegt auf der Hand: Transporter bis 3,5 Tonnen finden oft Einsatz in Groß- und Mietflotten mit hoher Laufleistung bei gleichzeitig eingeschränktem Pflegeverhalten oder aber bei Handwerksbetrieben, die nicht selten schwere Anhänger ziehen, manchmal deutlich überladen und ebenso selten eine Werkstatt anfahren. Dass es auch anders geht, zeigen wenige KEP-Unternehmen, die ihre Transporter und Vans mit Full-Service-Verträgen ausstatten, weil die Erkenntnis reifte, dass Zuverlässigkeit im Zustellgeschäft doch wichtiger ist als die Reduzierung von Wartungskosten. Leider spricht sich diese Erkenntnis nur langsam herum. "Bei vielen Fuhrparkverantwortlichen stehen vor allem die schweren Nutzfahrzeuge im Blickfeld. Oft drohen Kunden mit Konventionalstrafen bei Fahrzeugausfällen", so Dieter Roth. "Entsprechend Sicherheit zu generieren über eine durchgängige und vorausschauende Wartung liegt also nahe. Roth ist aber auch sicher, dass ein identisches Denken bei Vans, Transportern und Pick-ups ebenfalls Geld sparen würde. "Viele Fuhrparkleiter missachten, dass - wie der Volksmund so schön sagt - auch Kleinvieh Mist macht. Ein ungeplanter Ausfall eines Sprinter, Crafter und Co. kostet nicht viel weniger als der eines 40-Tonners." Der TÜV SÜD-Experte rechnet weiterhin vor, dass sich durch höhere Restwerte entsprechende Aufwände ein Service und Wartung unterm Strich auszahlen. "Auch Handwerkbetriebe, die ihre Fahrzeuge erfahrungsgemäß lange behalten, profitieren von einer durchgängigen Wartungshistorie. Entweder, weil sie die Fahrzeuge noch einmal ein, zwei Jahre länger fahren können. Oder aber, weil sie mit einem lückenlosen Scheckheft einen höheren Restwert erzielen." Gebrauchtkäufern rät Dieter Roth dringend zu einem intensiven Check der Fahrzeuge. "Fahrzeuge, die häufig voll ausgeladen und sogar mit Anhänger unterwegs waren, zeigen überproportionalen Verschleiß bei Bremsen und Fahrwerk. Selbst eine ein oder eineinhalb Jahre gültige Hauptuntersuchung ist kein Indiz für Mängelfreiheit", so der Nutzfahrzeugexperte. Die Laufleistung als Indiz für einen guten Pflegezustand heranzuziehen, sei ebenfalls kein eindeutiges Indiz. "Es gibt durchaus Nutzer, die im Nachtsprung Langstrecke fahren und ihre Fahrzeuge tagsüber in der Paketzustellung einsetzen. Sitzen aber zwei zuverlässige Fahrer drauf und gehen die Autos regelmäßig in die Werkstatt, ist das kein so großes Problem. Andererseits müssen zum Beispiel Pickups bei Handwerkern schwer ziehen, Vans wird in manchen Betrieben viel mehr Zuladung zugemutet, als es die Fahrzeugpapiere gestatten." Dabei würden solche Kandidaten oft sehr geringe Laufleistungen aufweisen. Überprüfung tut also in jedem Fall Not. Roth verweist in dem Zusammenhang auf die aktuellen Ergebnisse des TÜV Report Nutzfahrzeuge: Diese Fahrzeugkategorie weist rund drei Mal so viele Mängel bei der Bremse und doppelt so viele Motoren mit Ölverlust, defektem Abgassystem oder undichte Kraftstoffanlagen auf wie der Durchschnitt aller Nutzfahrzeuge. Gegen viele Mängel helfen letztlich nur zwei Dinge: regelmäßige Checks in der Werkstatt sowie ein Service- und Wartungsvertrag, am besten mit eingeschlossenem Ersatzfahrzeug. Gegen eine böse Überraschung nach dem Kauf hilft dagegen ein Gebrauchtfahrzeug-Check bei TÜV SÜD. Tipps von TÜV SÜD UVV: Wie alle Fahrzeuge erhalten neue Transporter, Vans und Pick-ups ihre erste Hauptuntersuchung für drei Jahre, dann im Zweijahres-Rhythmus. Bei vielen Fahrzeugen ist aber zusätzlich eine UVV-Prüfung vonnöten - und die muss jährlich erfolgen. Wer die regelmäßige Erneuerung vergisst, kann schnell Probleme bekommen, falls es zum Schadensfall kommt und die UVV abgelaufen ist.Führerschein: Seit Januar 1999 gelten die neuen EU Führerscheinklassen. Eine Vielzahl von Angestellten haben nur noch Klasse B. Diese berechtigt allerdings nur zum Führen von Fahrzeugen bis 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht sowie einem kleinen Anhänger bis 750 kg. Gewerbliche Anhänger hinter Transportern überschreiten häufig die zulässigen Gewichtsgrenzen. Was bei älteren Kollegen kein Problem war, kann bei jüngeren Mitarbeitern ohne passende Fahrerlaubnis zur Straftat ausarten.Kontrollgerät: Falls Gespanne inklusive Anhänger die 3,5-Tonnen-Grenze überschreiten, ist zusätzlich ein Kontrollgerät Pflicht - selbst dann, wenn das Fahrzeug "nur" ein 2,8-Tonner mit 750 kg (zGG 3550 kg!) schwerem Anhänger ist!Ladungssicherung: Ungeachtet ob Van, Transporter oder Pick-up liefern viele Hersteller geeignete und DIN EN-konforme Zurrpunkte (in ausreichender Anzahl) oft nur gegen Mehrpreis an. Ordern Sie diese dennoch gleich mit - ebenso Gepäcknetze oder Klemmbalken - denn die nachträgliche Ausrüstung bzw. Bußgelder in Kontrollen kommen wesentlich teurer. TÜV SÜD Ansprechpartner TÜV SÜD Auto Service GmbH, Dieter Roth, Niederlassungsleiter Tel.: +49 94 16 45-12 E-Mail: dieter.roth@tuev-sued.de

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