"Die E-Food-Zeit kommt erst"

DHL liefert nicht mehr für Amazon frische Lebensmittel in Deutschland aus. Als einstiger Mit-Begründer des Multichannel-Supermarktes Emmas Enkel kennen Sie den E-Food-Markt bestens. Was dürfte DHL zu diesem Schritt bewogen haben? Vermutlich haben die Zahlen, die Amazon Fresh geplant und DHL kommuniziert hat, nicht gepasst. Oder die beiden Unternehmen haben ihre Erwartungshaltung zu den Zielen vor Beginn ihrer Zusammenarbeit nicht sauber abgesteckt. Und die erhofften Mengen sind offenbar nicht gekommen. Als Sie Emmas Enkel starteten, sprachen Sie von einem Milliarden-Markt, der im E-Food zu erwirtschaften sei. Auch die McKinsey-Berater prognostizierten vor Jahren Milliarden-Umsätze in diesem Segment. Woran liegt es, dass E-Food hierzulande so floppt? Noch ist E-Food für viele nicht relevant, weil es noch eine hohe Supermarkt-Dichte gibt. Dazu kommt, dass die angebotenen Lösungen die Verbraucher offenbar nicht überzeugen. Es gibt sicher etliche Menschen, die bei Amazon Fresh gekauft haben, um den Service zu testen. Die Frage ist aber, wie bequem war der Einkauf online und wie hoch war ihre Wieder-Einkaufsquote? Da machen E-Food-Anbieter im Frontend noch Fehler. Welche Fehler stellen Sie da fest? Das Problem ist, dass viele Kunden die Marke des Anbieters online nicht kennen. Ehrlicherweise ist das Einkaufen über Onlineshops in der Regel auch nicht so übersichtlich wie im Supermarkt. So fehlt auf der Website die intuitive Warenführung. Und vielen Onlineshops ging es wie uns bei Emmas Enkel seinerzeit: Wir haben die dahinter stehende Logistikkette völlig unterschätzt. 2011 waren wir hier ja Pioniere. Kommt der Durchbruch von E-Food in Deutschland also erst? Und wenn ja, wann? Die E-Food-Zeit kommt erst. Wann, weiß ich nicht. Noch kennen ja viele Verbraucher E-Food nicht. Aber über ihre Smartphones werden die Menschen für dieses Thema immer stärker sensibilisiert. Zudem sind wir alle dabei, uns immer mehr selbst zu optimieren. So macht es doch keinen Sinn, jede Woche beim gleichen Supermarkt das Gleiche zu kaufen. Online bestellen und sich liefern lassen, spart viel Zeit. Klar müssen die Verbraucher da umdenken. Das braucht wie gesagt Zeit. Es kann aber auch sehr schnell gehen, zum Beispiel, wenn ein neuer Anbieter mit toller Lösung startet. Amazon Fresh liefert jetzt seine Lebensmittel selbst aus, anstelle auf Dienstleister zu setzen. Ist das eine gute Idee? Zu Beginn auf jeden Fall. Startet man ein Geschäft, sollte man die Prozesse immer kennenlernen und dafür muss man sie erst mal selbst machen. Soll das Geschäft dann skaliert werden, sollte man diese Strategie überdenken und das Geschäft outsourcen. Und was raten Sie Logistikdienstleistern, um für E-Food-Anbieter attraktiv zu sein? Viele Projekte scheitern. weil die IT-Schnittstellen nicht sauber definiert sind. Passt das nicht, hilft die beste Logistik nichts. Benjamin Brüser Inhaber von Brain Brüser Architektur und Innovation Die E-Food-Pioniere Benjamin Brüser, heute Inhaber der Beratung Brain Brüser Architektur und Innovation, und Sebastian Diehl waren einer der E-Food- Pioniere in Deutschland. 2011 gründeten sie den Multichannel-Anbieter "Emmas Enkel". Ziel war es, die Lebensmittelbestellung per Internet mit persönlichem Service und nostalgischen Holzregalen zu verknüpfen. Die Resonanz war so groß, dass sich der Metro-Konzern 2014 erst an Emmas Enkel beteiligte und den Anbieter im Jahr 2016 komplett übernahm.

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