Die Basics sind vorhanden

Die Logistikbranche genießt nicht gerade den Ruf des großen Innovators. So listet der jüngst vom Bundeswirtschaftsministerium veröffentlichte Monitoring-Report Wirtschaft Digital 2017 die Branche Verkehr und Logistik (inklusive Personenverkehr) in Sachen Digitalaffinität auf dem vorletzten Platz vor dem Gesundheitswesen. Eine Bestandsaufnahme des Umsetzungsgrads von Industrie-4.0-Technologien im Bereich Transport hat kürzlich die Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services (SCS) mit ihrer Studie "Transportlogistik 4.0" geliefert. Die Autoren definieren Transportlogistik 4.0 dabei als "die daten- und vernetzungsbasierte Unterstützung überbetrieblicher Transporte mittels digitaler Technologien zur transparenteren, agileren und effizienteren Steuerung, Organisation, Durchführung und Abwicklung". Die Nürnberger Forscher befragten von April bis Dezember 2016 Verlader und Logistikdienstleister zu ihrem Einsatz entsprechender Technologien, insgesamt flossen 38 Datensätze in die Studie ein. Selbsteinschätzung trügt Was bei der Lektüre des Reports mit als Erstes ins Auge fällt, ist das Selbstbild der Branche: Lediglich jedes dritte Unternehmen betrachtet sich bei der Abwicklung seiner Transportprozesse als digital gut entwickelt. Auffällig dabei: In einigen Bereichen läuft die Selbsteinschätzung dem tatsächlichen Einsatz von digitalen Technologien durchaus entgegen. Im Zentrum des Transportprozesses stehen schließlich Ladungsträger und Transportmittel, bei denen sehr wohl Tools eingesetzt werden, die unter die Definition Transportlogistik 4.0 fallen. Geht es an die Analyse dieser grundlegenden Unternehmens-Assets, dünnt sich die Stichprobenbasis allerdings ziemlich aus: 57 Prozent aller für die Studie befragten Unternehmen verfügen nicht über eigene Transportmittel, von den Logistikunternehmen besitzen 44 Prozent weder Lkw noch Anhänger. GPS bald flächendeckend im Einsatz Die Auswertung der Fuhrparkausstattung lässt auf den ersten Blick folgenden Schluss zu: Es gibt zwar Nachholbedarf, die Unternehmen sind aber weit davon entfernt, in Sachen Digitalisierung und Telematik ganz blank dazustehen. Die mit Abstand am weitesten verbreitete Technologie ist GPS: 73 Prozent der Befragten Unternehmen mit eigenem Fuhrpark setzen die Ortungstechnologie ein. Bei den befragten Logistikdienstleistern ist sie schon heute flächendeckend vertreten. Über die Verbreitung der verschiedenen Endgeräte, die eine Ortung mitbringen, liefert die Studie keinen Aufschluss. "Wir betrachten GPS erst einmal als unabhängige Datenquelle einer technischen Lösung. Diese Lösung kann eine On-Board Unit oder eine Smartphone-App sein - Kerngedanke ist stets die Lokalisierung des Fahrzeugs, die die Basis für jegliches Tracking & Tracing bildet", erklärt Martin Schwemmer, einer der Autoren der Studie. Entweder setze ein Unternehmen die Verfolgung seiner Assets ein, um effizient zu planen, oder aber es werde die Nachverfolgbarkeit aus rechtlichen Gründen oder um Kunden gegenüber transparent zu sein, angestrebt. Man dürfe zudem nicht außer Acht lassen, dass neue Fahrzeuge GPS-Lösungen, seien es Basismodule oder weitergehende Telematiksysteme, heutzutage in der Regel bereits mitbringen. "Diese Rahmenbedingungen werden also erst recht dazu beitragen, dass es in absehbarer Zeit kaum Fahrzeuge geben wird, die nicht ortbar sind", sagt Schwemmer. Untersucht wurde zudem der aktuelle und geplante Einsatz von Technologien in Containern und Wechselbrücken. Hier ist neben GPS vor allem die Überwachung der Kühlkette relevant. Bei Letzterer sind allerdings keine nennenswerten Nutzungszuwächse zu erwarten: "Bei dokumentationsintensiven Dienstleistungen wie Kühltransporten sind entsprechende Telematikanwendungen bereits etabliert. Wer in diesem Bereich unterwegs ist, überwacht schon heute mit entsprechenden Sensoren die Kühlkette", so Schwemmer. Den höchsten Nutzungszuwachs verzeichnen Beschleunigungssensoren, die die beim Transport auf die Ladung wirkenden Kräfte erfassen und auswerten. Auch Bewegungssensoren, die den Laderaum hinsichtlich Ladungssicherung oder Diebstahlschutz überwachen, werden an Bedeutung gewinnen. Egal, welche Daten letztendlich ausgelesen werden - der Trend geht in Richtung Webplattformen und Cloudanwendungen, die die über Telematik gesammelten Daten effizient verwerten. "Wir vermuten, dass vor allem zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Partnern im Transportwesen die Nutzung von Apps zunehmen wird", sagt Schwemmer. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Telematik www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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