Die Weltbank hat nach 2018 erstmals wieder seinen Logistics Performance Index (LPI) veröffentlicht. Der LPI deckt insgesamt 139 Länder ab und misst unter anderem die strukturellen Faktoren für den Aufbau einer zuverlässigen Lieferkette, wie etwa die Qualität von Logistikdienstleistungen, handels- und transportbezogener Infrastruktur und Grenzkontrollen. Im aktuellen Report büßt Deutschland den Weltmeistertitel ein und teilt sich mit Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz Platz 3 (Score: 4,1). Amtierender Logistikweltmeister ist nach 2007 und 2012 wieder Singapur (Score: 4,3), gefolgt von Finnland (Score: 4,2).
Thomas Wimmer, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL), gibt sich in einem Statement zum LPI gelassen: „Auf die Platzierung sollten wir bei dem engen Feld nicht so viel geben – wichtig ist, dass Deutschland in der Spitzengruppe ist und die richtigen Weichen dafür stellt, dass dies so bleibt“, so Wimmer. Das bedeute, dass man sich genau anschauen müsse, wo die Schwächen liegen. So schwächele Deutschland beim Thema Zoll, Grenzkontrollen und Pünktlichkeit, wo es die deutlichsten Rückgänge in der Bewertung gegeben habe. „BVL-Mitglieder berichten, dass überbordende Bürokratie und mangelnde Digitalisierung eine große Rolle spielen. Hier kann und sollte die Politik direkten Einfluss nehmen und Rahmenbedingungen verbessern“, so Wimmer.
Zum Glück agiere Deutschland jedoch innerhalb der EU in einem starken Netzwerk, so Wimmer. „Was passiert, wenn man sich freiwillig abschottet und den Warenverkehr komplizierter macht, sieht man am Absturz Großbritanniens im Ranking – 2018 noch auf Platz 9, findet sich der Brexit-Staat nun nur noch auf Rang 25 wieder.“
Dauerbaustelle Infrastruktur
Deutlich wichtiger sei in Deutschland aber politisches Handeln auf einem Feld, bei dem das gute Abschneiden derzeit noch über eine, so Wimmer, „dramatische Entwicklung“ hinwegtäusche: „Wenn wir bei der Infrastruktur nicht bald die Kurve kriegen, dann wird der Titel Logistikweltmeister künftig unerreichbar werden“, mahnt Wimmer. Insbesondere die Planungsbeschleunigung und Instandhaltung spielten hier eine übergeordnete Rolle. „Vielleicht ist es daher ganz gut, dass wir nicht wieder ‚Logistikweltmeister‘ rufen und uns wieder hinlegen können – wir müssen jetzt dranbleiben, um unsere Position zu halten“, so der BVL-Vorsitzende abschließend.
Der komplette Report kann hier auf den Seiten der Weltbank heruntergeladen werden.