Paris. Die Schaffung privater Bahnfrachtunternehmen im Nahverkehrsbereich, abgekürzt OFP, sollte für die Staatsbahn SNCF eines der zentralen Elemente der grundlegenden Reform des Bahnfrachtsektors sein. So war es gedacht. Jetzt erlebte die Idee im Bereich des Atlantikhafens La Rochelle ihre erste Umsetzung im Bereich der sieben Seehäfen des Landes. Nur heißt der Kapitalpartner der dort dafür gegründeten Firma nicht, wie allgemein erwartet, SNCF, sondern ECR. Die französische Deutsche-Bahn-Frachttochter ist an dem Unternehmen mit einem zunächst auf zirka 300 Kilometer begrenzten Radius zu 24,9 Prozent beteiligt, wie die Zeitung „Les Echos" berichtet.
Momentan beträgt der Schienenumschlag in La Rochelle erst sieben Prozent des Gesamtaufkommens .Mit ECR-Hilfe soll dieser Anteil bis Ende nächsten Jahres auf zehn Prozent erhöht werden, erklärt für den Port Atlantique La Rochelle dessen Vorstand und Generaldirektor Nicolas Gauthier.
Anfangs schien alles wie selbstverständlich zugunsten einer Beteiligung durch SNCF zu laufen. Die Staatsbahn hat dann aber das Interesse an dem Projekt verloren, weil die Hafenleitung nicht bereit war, ihr die Kontrolle bzw. Führung im kommerziellen Bereich zu überlassen. Es sei bald klar geworden, dass sich das geplante Privatunternehmen eher als Ersatzangebot für das der staatlichen Bahnfrachtbranche Fret SNCF betrachten wolle, hieß es seitens SNCF Geodis zur Begründung des Ausstiegs aus dem Vorhaben. Diese Haltung ist in jüngster Zeit mehrfach von Spitzenfunktionären der Bahn bestätigt worden. Es sei für sie inakzeptabel, wenn solche OFP-Firmen es darauf anlegten, Fret SNCF Konkurrenz zu machen, erklärte etwa SNCF Geodis-Chef Pierre Blayau Mitte September. Als Nächstes stehen ähnliche Firmengründungen in Le Havre und Dunkerque auf dem Programm. (jb)