Der Spediteur als Dehnungsfuge

Luftfrachtspediteure mit Kunden aus der Pharmaindustrie müssen sich aufgrund der neuen GDP-Richtlinie (Good-Distribution-Practice) auf höhere Anforderungen einstellen. "Wir erwarten immer mehr Kontrolle vom Spediteur entlang der Logistikkette - ähnlich wie bei Integratoren", sagte Ingo Ocklenburg, der beim Pharmaunternehmen Bayer Healthcare für den Einkauf von Luftfrachtdienstleistungen verantwortlich ist, im Rahmen der Luftfrachttagung des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV) in Frankfurt. Mehr als 100 Teilnehmer folgten der Einladung des DSLV. Eine GDP-Zertifizierung verlange man von den Spediteuren nicht grundsätzlich, allerdings müsse sichergestellt sein, dass die Vorgaben aus der EU-Richtlinie, die im März in einer neuen Fassung veröffentlicht wurde und sich auch auf Lagerung und Transport von Pharmaprodukten bezieht, eingehalten werden. Spediteure müssten insbesondere sicherstellen, dass die Vorgaben der Hersteller zu Transporttemperaturen an jedem Punkt der Lieferkette eingehalten werden. Für Pharmaproduzenten entscheidend sei die Temperaturbeständigkeit der gesamten Lieferkette, angefangen beim Vortransport vom Warenlager über den Umschlag im Flughafenlager bis hin zum Transport vom Empfangsflughafen zum Distributionslager, machte Ocklenburg deutlich. Schwarze Löcher in der Kette Als besonders kritischer Punkt erweise sich der Umschlag am Flughafen, wenn die Luftfrachtcontainer auf dem Vorfeld stehen und auf die Verladung ins Flugzeug warten. "Während der Vorhaltezeit kann die Temperatur durch direkte Sonneneinstrahlung im ungünstigen Fall schnell auf 40 Grad Celsius steigen", warnte Ocklenburg. Problematisch sei zudem oft das Empfangslager am Zielflughafen, das unter Umständen nicht über ausreichende Kühlkapazitäten verfüge. Der Verlader sieht hier den Luftfrachtspediteur in der Pflicht. "Der Spediteur sollte über Informationen verfügen, welche Infrastrukturen am Zielflughafen verfügbar sind", so Ocklenburg. Selbstverständlich wolle er als Auftraggeber infomiert werden, wenn es zu Abweichungen von den vereinbarten Prozessen komme, aber eben nur dann. In den Verträgen mit seinen Luftfrachtspediteuren vereinbare man daher grundsätzlich Standard Operating Procedures (SOPs). Datenaustausch mangelhaft "Der Spediteur ist die Dehnungsfuge zwischen Verlader und Carrier", brachte Hendrik Khezri, Mitglied der Geschäftsleitung der Spedition A. Hartrodt, in seiner Kernthese die Rolle des Luftfrachtspediteurs auf den Punkt. Dabei wünschte er sich grundsätzlich mehr Unterstützung vonseiten der verladenden Wirtschaft, um Verbesserungen der Prozesse bei Abfertigung und Datenaustausch durchsetzen zu können. Gerade der Datenaustausch zwischen den Beteiligten der Logistikkette scheint verbesserungswürdig. "Wir bekommen die Daten oft spät und sie sind häufig unvollständig", klagte Patrik Tschirch, Geschäftsführer bei dem Handlingunternehmen LUG Aircargo Handling. Spediteure beriefen sich darauf, dass es gar keine Geschäftsbeziehung zwischen Spediteur und Handlingunternehmen gebe, das für die Airline tätig ist. DSLV Luftfrachttagung Die DSLV-Luftfrachttagung fand erstmals als eigenständige Veranstaltung des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV) statt. Die gemeinschaftlichen Tagungen mit Lufthansa Cargo wurden in gegenseitigem Einvernehmen aufgegeben. Ziel ist es, in der öffentlichen Wahrnehmung die Rolle des DSLV als Verband auch der Luftfrachtspediteure zu stärken. Thematischer Schwerpunkt der DSLV-Luftfrachttagung waren die Anforderungen der Verlader an die Luftfracht.

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