Der Schnelllader unter den Staplern

Von den großen Staplerherstellern ist Toyota der erste, der Frontstapler in Deutschland auf Wunsch serienmäßig mit den aus Smartphones und Notebooks bekannten Lithium-Ionen-Batterien ausstattet. Erhältlich ist der im Frontstapler noch exotische Energieträger in der jüngst vorgestellten neuen Baureihe Traigo 48. Sie besteht aus Dreiund Vier-Rad-Frontstaplern mit Tragfähigkeiten von 1,5 bis 2,0 Tonnen. Für unseren Test haben wir die Dreiradversion mit 1,6 Tonnen Tragfähigkeit und Lithium-Ionen-Batterie gewählt. Genau genommen mit einem Stromspender aus Lithium-Nickel-Mangan-Kobaltoxid (NMC). Diese Zell-Chemie bietet eine höhere Kapazität über eine längere Laufzeit als das vom Wettbewerb gerne verwendete Lithium-Eisenphosphat. Dafür sind NMC-Batterien teurer. Im Vergleich zu einer vergleichbaren Blei-Säure-Batterie um das Drei- bis Vierfache. Li-Ionen-Batterien sind wegen ihrer höheren Energiedichte kleiner und leichter als Bleibatterien. Das für die Kippstabilität nötige Gewicht erreicht Toyota durch zusätzliche Stahlplatten. Für Nostalgiker gibt es den Traigo im Standard aber auch noch mit der guten alten Blei-Säure-Batterie, auf deren Größe der Batterietrog ausgelegt ist. Über eine seitliche Ladebuchse kann der Li-Ionen-Akku einfach geladen werden, ohne dass der Bediener die Batteriehaube öffnen muss, da die Batterie beim Laden nicht ausgast. Gesteuert wird der Prozess über ein Batterie-Management-System. Das sorgt auch für einen batterieschonenden Betrieb während der Fahrt. Schneller aufgeladen als ein Handy Nach 90 Minuten ist die Batterie vollständig geladen. Bereits nach 40 Minuten stehen 60 Prozent der Kapazität zur Verfügung. Pausen können zum Zwischenladen der wartungsfreien Energiequelle genutzt werden. Wenn sich dadurch im (Mehrschicht-)Einsatz die Wechselbatterie sparen lässt, kann sich der Umstieg von Blei-Säure auf Li-Ionen rechnen. Mit rund 2500 Ladezyklen ist die Lebensdauer einer Li-Ion-Batterie etwa doppelt so lang wie die der Bleivariante. Zudem ist ihre Energieausbeute besser. Statt rund 60 Prozent sind über 90 Prozent der zum Laden aufgewendeten Energie für den Antrieb des Geräts nutzbar. Die Hersteller prognostizieren eine effektive Nutzungsdauer von bis zu zehn Jahren. Für unseren Testzyklus wählen wir den Power-Modus H und den Sparmodus S. Im fahrspaßbefreiten, weil elektronisch eingebremsten Spar-Modus ist der Fahrer 3 Minuten und 28 Sekunden länger unterwegs als im H-Modus, verbraucht aber auch gut fünf Prozent weniger Energie (siehe Kasten rechts). Sensibles Gaspedal Der Dreiradstapler lässt sich auf engstem Raum gut manövrieren. Hilfreich ist dabei die neue elektronische Servolenkung, die aufgrund des sich ändernden Lenkwiderstandes bei allen Geschwindigkeiten eine gute Kontrolle ermöglicht. Der Traigo beschleunigt und verzögert ruckfrei und exakt. Schon bei minimaler Berührung des Fahrpedals setzt sich das Fahrzeug in Bewegung, nach Meinung unserer Testfahrer etwas zu spontan. Denn so muss stets der Fuß vom Pedal genommen werden und kann nicht leicht auf ihm ruhen. Soll der Stapler schnell zum Stehen kommen, sorgen Ölbadlamellenbremsen für den Halt. Im normalen Fahrbetrieb reicht meistens das generatorische Bremsen. Das generatorische Bremsen über die Antriebsmotoren (Fuß vom Gaspedal nehmen) ist beim Einsatz der Li-Ionen-Technik besonders effizient. Sie setzt dem zurückgespeisten Strom weniger Widerstand entgegen als Blei-Säure-Batterien. Positiv aufgefallen sind auch die elektrische Parkbremse und der automatische Rampenhalt. Die Antriebsmotoren halten den Stapler stabil an der Rampe, bis die Parkbremse in Funktion tritt. Es gibt kein Zurückrollen - auch nicht beim Anfahren am Berg. Der Traigo 48 ermöglicht den Auf- und Abstieg von beiden Seiten. Die Trittstufen sind auf einer Höhe von 43 Zentimetern in den Fahrzeugrahmen eingearbeitet und von oben gut einsehbar. Eine Gitterplatte aus Metall sorgt für Rutschsicherheit. Blaues Licht verhindert Unfälle Festhalten kann sich der Fahrer beim Aufund Absteigen am langen Kunststoff-Griff an der A-Säule. Rechts fehlt diese Hilfe. Vermisst haben wir auch den rückwärtigen Haltegriff mit integrierter Hupe an der B-Säule, an dem sich der Fahrer beim Rückwärtsfahren fixieren kann. Bislang zählte der zum Standard. Die zusätzliche Hupe wird nicht mehr gebraucht, stattdessen warnt ein optionaler, blauer Lichtpunkt auf dem Boden hinter dem Gerät vor dem rückwärtsfahrenden Stapler. Eine strukturierte und dämmende Gummimatte bedeckt den Fußraum. Das darunter liegende Bodenblech lässt sich, für Wartungsarbeiten an der Technik, ohne Werkzeug entfernen. Serienmäßig ist das Testfahrzeug mit automobilkonformer Pedalerie ausgestattet. Andere Pedaleanordnungen gibt es als Option. Der Fahrer nimmt auf einem Kunstledersitz Platz, der sich auf sein Gewicht einstellen lässt. Ein Sitzschalter sorgt dafür, dass der Stapler nur fährt, wenn der Fahrer sitzt. Der Beckengurt ist einfach zu handeln und stört nicht beim Einsteigen. Insgesamt bescheinigen unsere Testfahrer dem Sitz einen stabilen Seitenhalt und eine angenehme Federung. Die kompakte Bauform und der kurze Radstand des Fahrzeugs gehen zulasten der Fußfreiheit. Die Testfahrer bewerten das als "gerade noch akzeptabel". Zusammen mit dem verstellbaren Lenkrad lässt sich eine entspannte Fahrposition einnehmen. Wenige Lenkumdrehungen genügen für den maximalen Einschlag des zwillingsbereiften Hinterrades. Der Stapler dreht auf der Stelle und zeichnet einen exakt geschlossenen Kreidekreis mit 3,18 Metern Durchmesser. Die Lenksynchronisation garantiert, dass sich der Lenkradknauf immer in der gleichen Position zu den Rädern befindet. Bei Geradeaus-Fahrt ist das die ergonomische Acht-Uhr-Stellung. Hub- und Fahrtrichtungsschalter sind in die mitschwingende Armlehne integriert. Die Minihebel unterstützen die präzise Handhabung von Stapler und Last. Weniger gelungen die Position des Fahrtrichtungsschalters. Er muss über die Minihebel hinweg betätigt werden und birgt die Gefahr, dass der Fahrer dabei die Mastfunktionen bedient. Die Armlehne lässt sich einfach verstellen. Im Cockpit rechts ist ein Multifunktionsdisplay untergebracht. Das Anzeigeinstrument ist gut lesbar und fast blendfrei. Am Display können die Betriebsmodi für maximale Produktivität oder minimalen Verbrauch eingestellt und Diagnosefunktionen abgerufen werden. Gegen Aufpreis werden die Fahrer vor Fahrtantritt darauf durch die Abfahrtskontrolle geführt. Clevere Mastkonstruktion für mehr Last Unser Testfahrzeug war mit einem Duplex-Mast ausgestattet, der die Last auf 3,30 Meter Höhe bringt. Die Konstrukteure haben im Vergleich zum Vorgängermodell den Mast näher an die Vorderachse gerückt und damit die Resttragfähigkeit bis zu 350 Kilo erhöht. Eine spezielle Gabeldämpfung reduziert das Nachschwingen der Gabeln bei holpriger Fahrt und verhindert das Verrutschen der Last. Die schlanken Mastprofile lassen ein Sichtfenster von 45 Zentimetern. Hydraulikschläuche und Hubketten schränken aber die Sicht auf die Ladegabeln etwas ein. Auch der Scheibenwischermotor an der Frontscheibe behindert die freie Sicht auf die Palettenkanten bei abgesenkter Last. Mit praxisgerechten Ablagemöglichkeiten für Fahrerutensilien hat man beim Traigo 48 gegeizt. Zustimmung findet dagegen das Klemmbrett für die Ladepapiere an der rechten A-Säule. Fazit: Der Traigo 48 erweist sich im Powermodus auf unserem Testparcours als echter Wirbelwind. Sein Temperament wird von diversen Sicherheitsfeatures im Zaum gehalten. Im Testzyklus vermittelt der Traigo den Eindruck eines sicheren Gabelstaplers. Hohe Hub- und Senkgeschwindigkeiten gewährleisten im Reversierbetrieb schnelle Arbeitsspiele. Beim Überfahren von Schwellen werden Vibrationen und Schwingungen gut absorbiert. Insgesamt ist der Stapler mit seinem Stahlchassis solide verarbeitet. Einzig einige Spaltmaße könnten gleichmäßiger sein. Die Lithium-Ionen-Technik erweist sich für unseren Testzyklus - das Be- und Entladen eines Lkw - als hervorragend geeignet. Im Mehrschichteinsatz ist sie eine Alternative zur Blei-Säure-Batterie. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Gabelstapler www.verkehrsrundschau.de/dossiers Das Testfahrzeug Toyota Traigo 48 Der Elektro-Dreirad-Stapler, mit Zwei-Motoren-Frontantrieb, hat eine Tragfähigkeit von 1,6 Tonnen. Der Duplexmast hat eine Hubhöhe von 3,30 Metern bei einem Lastschwerpunkt von 500 Millimetern. Der Traigo wird aus einer 48-Volt-Li-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 448 Amperestunden gespeist. Das Fahrzeug rollt auf Superelastik-Reifen. So funktioniert der Test Unser Staplertest besteht aus zwei Prüfabschnitten. Drei Testfahrer bewerten die Benutzerfreundlichkeit des Staplers nach einem Notensystem. Untersucht werden 16 Kriterien, die Auswirkungen auf die Umschlagleistung haben. Der dynamische Test auf dem VerkehrsRundschau-Parcours gibt Auskunft über Energieverbrauch und Leistungsvermögen des Staplers. Dazu simulieren wir die Beund Entladung eines Sattelaufliegers mit 32 Europaletten. Zum Einsatz kommt ein Prüfgewicht von 800 Kilogramm. An Stapler und Computer angeschlossene Messgeräte erfassen Zeit- und Energieverbrauch.* Umschlag = 64 Paletten, Fahrt im High-Performance-Modus ** Strompreis für Industriekunden: 0,13 Euro pro Kilowattstunde, Quelle: Statistisches Bundesamt *** laut Hersteller

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