Der Marktplatz Cillox

Sechs Jahre hat Amadou Diallo DHL Freight, die Landtransportsparte von Deutsche Post DHL in Europa verantwortet. Im Januar dann die Meldung: Diallo wechselt ins See- und Luftfrachtgeschäft DHL Global Forwarding, wo er künftig für die Bereiche Value Added Services und Integrated Logistics zuständig ist. Eine Aufgabe aus dem Landverkehr nimmt Diallo in seinen künftigen Verantwortungsbereich mit: Als CEO von Cillox wird er das digitale Logistik-Startup, das im Januar 2017 nach einigen Monaten Pilotphase offiziell an den Start ging, weiterentwickeln (siehe Kasten Seite 23). "Cillox ist ein virtueller B2B-Marktplatz, der Versender und Transportunternehmen in ganz Europa im Ad-hoc-Teil-, Komplettladungs- und Stückguttransport zusammenbringen will", führt Diallo im Gespräch mit der VerkehrsRundschau aus. Und er ist davon überzeugt: "Mit Cillox startet Deutsche Post DHL Group im Landverkehr digital richtig durch." Cillox basiert auf einer lernenden Software, die vormalige DHL-Mitarbeiter und IT-Spezialisten, die bisher diverse globale Marktführer im E-Commerce unterstützt haben, in einem dafür gegründeten Start-up im vergangenen Jahr binnen sechs Monaten entwickelt haben. Und im nächsten Schritt sei es erforderlich, alle Frachtführer der DHL auf die Plattform zu bringen, wobei die Frachtplattform natürlich jedem neuen Transportdienstleister zur Verfügung stehe, ebenso jedem Versender von Waren, also auch Unternehmen, die bislang nicht mit Deutsche Post DHL arbeiten, betont Diallo.Ein Transporteur müsse sich dafür nur bei Cillox auf der Plattform registrieren und seine Daten hinterlegen. Dabei werde er auf die fachliche und die finanzielle Eignung überprüft, um eine hohe Qualität und Sicherheit zu gewährleisten. Die gesamte administrative Abwicklung entlang des Transportauftrags - von Transportangebot, Preisanfrage, Auswahl des jeweiligen Transportunternehmens, Auftragsvergabe, Sendungsverfolgung bis zur Zustellung an den Warenempfänger sowie die Bezahlung des Transportunternehmens nach elektronischer Ausstellung von Zustellnachweisen erfolgen elektronisch.Über die Cillox-App können den Fahrern außerdem anstehende Aufträge direkt zugewiesen werden - mit allen Details der Tour, die der Fahrer braucht. So "erinnert" die App den Fahrer, Statusmeldungen während der Tour zu bestätigen und die Sendungsabwicklung zu dokumentieren.Die Anwendung beinhaltet dafür einen Scanner, der es ermöglicht, Dokumente, etwa den Abliefernachweis, per Handykamera aufzunehmen und zu übermitteln, um so den Zahlungsprozess zu beschleunigen. Zudem werden dem Fahrer von der App Rastplatz-Vorschläge automatisch zur Verfügung gestellt - basierend auf einem Bewertungssystem.DHL stellt den Warenversendern und Transporteuren also letztlich nur eine Plattform zur Verfügung. Der Auftrag selbst wird dann zwischen Versender und Transportunternehmen abgewickelt, während beide Parteien den eigentlichen Vertrag jeweils mit Cillox abschließen. Auf die Frage, ob sich die DHL Freight mit der neuen Plattform nicht selbst überflüssig macht, sagt Diallo: "Es ist eher eine Ergänzung zu unserem Geschäft. Und wenn wir das nicht tun, treten andere Anbieter auf den Plan."Abgesehen davon spielt das Unternehmen DHL quasi Feuerwehr. Falls es bei der Abwicklung eines Transportauftrages zu Problemen kommen sollte, betont Diallo, stünde DHL als Sicherheitspuffer zur Verfügung, um den Transport abzuwickeln. Denn zu jeder Sendung wird dem Versender, zusätzlich zu den Angeboten der Transportbetriebe, ein direktes Angebot von DHL unterbreitet, das sofort gebucht werden kann.Angst vor potenziellen Mitbewerbern wie Rocket Internet oder der neuen Amazon Trucking Plattform, die ebenfalls an eigenen Digital-Lösungen arbeiten, hat Amadou Diallo im Übrigen nicht: "Wir sind erfahrene Spediteure", gibt er sich selbstbewusst.Mehr zum Thema im Dossier Start-ups in der Logistik www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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