Der Krise zum Trotz

Dominik Kunz (39) und Mikail Akyüz (37) kennen sich schon lang. Seit mittlerweile 18 Jahren sind die beiden zusammen in der Speditionsbranche tätig. Angefangen hat alles mit einer Ausbildung als Speditionskaufmänner bei demselben Unternehmen. Später haben die beiden dort als Disponenten gearbeitet. Doch inzwischen gehört das Angestelltenverhältnis für sie der Vergangenheit an. Denn seit Kurzem gehen Kunz und Akyüz neue Wege: Am 1. März dieses Jahres haben sie ihr eigenes Unternehmen, die AKL Spedition GmbH, gegründet. Die Idee bestand schon länger Riskant, den Sprung in die Selbstständigkeit gerade in den aktuellen Krisenzeiten zu wagen, könnte man meinen. Die beiden Gründer und Geschäftsführer sehen das anders: "Die Speditionsbranche ist ja derzeit noch am wenigsten von der Krise betroffen", meint Akyüz. Schließlich würden die Menschen auch während der Corona-Pandemie mit Waren versorgt werden wollen. Die Idee habe schon länger bestanden, doch erst jetzt sei der passende Zeitpunkt gekommen. "Wir sind inzwischen alt genug, um diesen Schritt zu gehen, und noch jung genug, um lange an unserem Unternehmen arbeiten zu können", erklärt Kunz. Insgesamt sei der Gründungsprozess recht fix gegangen. Im November vergangenen Jahres haben die beiden ihren Businessplan erstellt. Das Stammkapital von 25.000 Euro finanzierten Kunz und Akyüz selbst, darüber hinaus beantragten sie pro Person einen KfW-Förderkredit zur Existenzgründung. Gut vernetzt in der Branche Dass die Führung eines eigenen Betriebs eine große Herausforderung bedeutet, ist den frisch gebackenen Chefs klar: "Der Preiskampf auf dem Markt ist natürlich sehr hart. Aber wir sehen uns in der Lage, mit unserer Qualität zu bestehen", betont Kunz. Ihren Sitz hat die AKL Spedition im Gewerbegebiet An der Hansalinie im westfälischen Ascheberg, direkt an der Autobahn 1. Dort befinden sich zwei Büroräume und ein 100 Quadratmeter großes Lager, in dem ein Palettenregal untergebracht ist. Ein Gabelstapler und ein Hubwagen stehen zum Umladen und Einlagern zur Verfügung. Transportiert werden Teil- und Komplettladungen im deutschlandweiten Fernverkehr. Konkrete Namen von bisherigen Kunden nennen Kunz und Akyüz auf Nachfrage nicht. Profitieren wollen sie bei der Akquise aber von ihrem großen Branchen-Netzwerk. Auch die Frachtenbörse Timocom nutzen die Spediteure, um Aufträge zu generieren. Einsatz von LNG-Lkw geplant Den Aufbau ihres Fuhrparks haben sie mit zwei 40-Tonnen-Lkw von DAF gestartet. "Die Zugmaschinen sind erst mal angemietet, zwei Planenauflieger mit unserem Logo und den Kontaktdaten sind aktuell in der Produktion", erklärt Kunz. Die sollen bis Mitte Mai kommen, bis dahin wird erst mal mit Leihaufliegern gearbeitet. Ziel sei es, in einem Jahr von Miete auf den Kauf von Lkw umzusteigen und die Flotte auf zehn Fahrzeuge zu erweitern. Dabei möchten die Unternehmer beim Antrieb künftig auch auf das Flüssig-Erdgas LNG (Liquefied Natural Gas) setzen. "Die Lkw sind zum einen gut für die Umwelt und zum anderen mautbefreit", begründet Kunz die Entscheidung. Die Spedition transportiert hauptsächlich palettierte Industrie- und Handelsgüter. "Aktuell selektieren wir aber nicht wirklich, sondern fahren alles, was mit der Plane möglich ist", sagt Akyüz. Personalsuche als Challenge Die größte Herausforderung bei der Gründung sei die Suche nach dem passenden Personal gewesen. "Wir müssen uns voll auf die Mitarbeiter verlassen können", betont Kunz. Mit Fuhrparkleiter Thomas Talhofer und Fahrer Franciszek Kulakowski funktioniere das bisher aber sehr gut. 850.000 Euro Jahresumsatz angepeilt Bisher ziehen die beiden Neu-Unternehmer ein positives Fazit. Auch wenn ihnen die vielen benötigten Anträge und damit verbundenen Wartezeiten durchaus auch Schwierigkeiten bereitet hätten, hätten sie insgesamt viel Unterstützung von allen beteiligten Institutionen erhalten. "Sonst hätte sich die Gründung in der kurzen Zeit auch nicht realisieren lassen", resümiert Kunz. Sein Tipp an andere Nachwuchsunternehmer: eine längere Vorbereitungsphase einplanen. Mindestens sechs bis acht Monate solle man kalkulieren. "Alleine die Erstellung des Businessplans nimmt sehr viel Zeit in Anspruch." Für das laufende Jahr strebt die AKL Spedition einen Jahresumsatz von etwa 850.000 Euro an. Die richtige Work-Life-Balance Auch abseits ihrer Tätigkeit im eigenen Betrieb wird den beiden Gründern nicht langweilig. Mikail Akyüz ist Vater von drei Kindern im Alter von sechs, vier und einem Jahr. "Von meiner Frau bekomme ich zum Glück die volle Unterstützung." Auch Dominik Kunz erwartet mit seiner künftigen Frau Nachwuchs, im April ist die Hochzeit geplant. "Es ist also ein sehr ereignisreiches Jahr für mich", erzählt der Vater in spe lachend. Wie man da die richtige Work-Life-Balance hinbekommt? "Jetzt in der Anfangszeit müssen wir natürlich schon viel Zeit in die Spedition investieren. Aber wenn sich die Abläufe eingespielt haben, wird das auch weniger werden", zeigt er sich zuversichtlich. Und als eigene Chefs können sie ihre Zeitaufteilung ja jetzt selbst festlegen. Mehr zum Thema unter #Unternehmensführung www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Trotz Corona-Pandemie haben sich Dominik Kunz und Mikail Akyüz am 1. März 2021 mit der AKL Spedition selbstständig gemacht. Vom westfälischen Ascheberg aus wollen sie sich mit dem Transport von Industrie- und Handelsgütern in der Branche behaupten.

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