Der Boom im Transport hält weiter an

Was schon seit Jahren prophezeit wurde, wird jetzt offenbar Wirklichkeit: Aufgrund von Fahrermangel bleiben Fahrzeuge und damit Ladungen stehen. Dafür gibt es viele Ursachen. Aber ein Faktor ist die gute konjunkturelle Lage im Transportgewerbe. Der zunehmende Bedarf der Wirtschaft nach Frachtraum hält an. Verkehrsleistung steigt um zwei Prozent Das geht aus der Kurzfristprognose von SSP Consult hervor, die das Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegeben hat und in der die Experten die Entwicklung des Transportmarktes bis 2019 vorhersagen. Demnach können sich Spediteure und Transportunternehmen auf ein sehr gutes Jahr 2017 freuen. Um 2,0 Prozent soll sich die Verkehrsleistung gegenüber dem Vorjahr erhöhen. 2,0 Prozent, das hört sich zunächst nach nicht so viel an. Aber: Das ist mehr als im Jahr 2016 (+1,9 Prozent) und zugleich das höchste Wachstum seit 2013. Zudem wurde damit auch die Prognose aus dem Jahresanfang nach oben korrigiert. Damals hatten dieselben Autoren noch ein Wachstum von 1,5 Prozent vorhergesagt. Als Grund für die Korrektur werden "die sehr stabile Wirtschaftskonjunktur" sowie "die hohe Exportquote" angegeben. Außerdem wird ein Trend zu längeren Transportweiten beobachtet, der die Verkehrsleistung ansteigen lässt. Die einzelnen Verkehrsträger profitieren unterschiedlich stark von dem Wachstum. Gewinner ist und bleibt der Lkw. Mit 2,6 Prozent kann er überproportional bei der Verkehrsleistung zulegen (siehe obere Grafik rechts). Bahn und Binnenschiff müssen sich mit einem Zuwachs von 0,6 beziehungsweise 0,2 Prozent zufriedengeben. Dass die beiden Verkehrsträger hinterherhinken, hat vor allem zwei Gründe: Zum einen sinkt der Bedarf nach Transport von Massengütern wie Kohle, Rohöl, Erze, Steine und Erden. Güter, die vor allem auf der Schiene und den Binnenwasserstraßen befördert werden. Zum anderen nimmt der Transport von Konsum- und Stückgütern sowie Containern zu (siehe Kasten Seite 20): Produktgruppen, die die Verlader bevorzugt vom Lkw transportieren lassen. Größtes Wachstum im Fernverkehr Doch sollten Lkw-Spediteure und -Transporteure in Deutschland nicht zu früh jubeln. Denn zum einen kommen deutsche Lkw 2017 bei der Verkehrsleistung nur auf eine Zunahme von 1,4 Prozent. Ein zwar durchaus beachtliches Wachstum, doch nimmt man den Straßengüterverkehr zum Maßstab, verlieren die heimischen Anbieter weiter Marktanteile, da die ausländischen Lkw mit 4,5 Prozent dreimal so stark zulegen. Im Fernverkehr, wo die meisten ausländischen Lkw unterwegs sind, erzielen deutsche Fahrzeuge immerhin ein Plus von 1,6 Prozent (siehe untere Grafik Seite 19). Beim zweiten Wermutstropfen aus nationaler Sicht spielt das Thema "Fahrer" eine Rolle. Nicht nur, dass die Fahrer aus Osteuropa zu günstigeren Löhnen fahren als die deutschen Anbieter und dieser Lohnvorteil ein wichtiger Grund für das höhere Wachstum ausländischer Lkw ist. Hinzu kommt, dass "auf der Straße die Kapazitäten eng werden, weil es an Lkw-Fahrern und Mitarbeitern in Logistikbetrieben mangelt", sagt Wolfgang Röhling, Mitautor der Kurzfristprognose. Davon sind deutsche Unternehmen stärker betroffen als ausländische mit der Folge, dass das Wachstum geringer ausfällt. Wegen der gleichzeitig zunehmenden Nachfrage nach Frachtraum sprechen die Autoren der Studie von einem "angespannten Markt auch für den Straßengütertransport" und gehen davon aus, dass diese Situation "voraussichtlich bis zum Jahr 2019 anhalten wird". In welchem Ausmaß die fehlenden Lkw-Fahrer und auch Lok-Führer das Wachstum im Güterverkehr tatsächlich dämpfen, ist laut Röhling "reine Spekulation". Aber der Studienautor ist sich sicher, dass sich der Mangel künftig bemerkbar machen wird. Bis 2019 nimmt das Wachstum ab Das ist auch mit ein Grund, warum sich in den folgenden Jahren das Wachstum abflacht. Nach 2,0 Prozent 2017 steigt die Verkehrsleistung 2018 "nur" noch um 1,3 Prozent und ein Jahr später um 1,1 Prozent. Doch die Hauptursachen für die geringeren Zunahmen sind andere: So gehen die Autoren der Prognose davon aus, dass sich bis 2019 der Boom in der Baubranche abschwächt: Statt eines realen Wachstums in Höhe von drei Prozent (2017 und 2018) gibt es 2019 nur noch ein kleines Plus von einem Prozent. Zu den weiteren Faktoren, die das Wachstum dämpfen, gehören eine leicht steigende Inflation, steigende Zinsen sowie leichte Ölpreissteigerungen. Hinzu kommt, dass sich die protektionistischen Tendenzen in den USA 2019 stärker bemerkbar machen ebenso wie die Folgen des Brexits, die zum Ende des Prognosezeitraums das Wachstum dämpfen. Zudem sollen sich Kohletransporte aufgrund der Schließung von Kohlekraftwerken rückläufig entwickeln. Darunter leiden vor allem Bahn und Binnenschiff. Für die Verkehrsträger bedeutet das, dass der Lkw bis 2019 zwar Abstriche beim Wachstum machen muss, aber immer noch deutlich über dem Wachstum der beiden anderen Landverkehrsträger liegt. "Gegen die politische Absicht gewinnt also der Lkw weiterhin an Bedeutung im Modal Split", sagt Röhling. Irgendwann sei aber auch kein Platz mehr auf der Infrastruktur, deshalb geht er davon aus, dass dann der Lkw an Bedeutung wieder verliert. Wann das der Fall sei, wollte er sich nicht festlegen. Die Aussichten sind aber in Summe nach wie vor gut. Zumal die Grundlage für die Kurzfristprognose - die Frühjahrsprojektion 2017 der Bundesregierung - das Wirtschaftswachstum bis 2019 relativ verhalten einschätzt. Beispielsweise wird für 2017 mit einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent und für 2018 mit 1,6 Prozent gerechnet, während das Ifo-Institut von 1,8 beziehungsweise 2,0 Prozent ausgeht. Ist damit also 2017 bis 2019 mit einem höheren Wachstum zu rechnen als in der Prognose vorhergesagt? Röhling verneint: "Solche Schwankungen sind immer wieder mal zu beobachten", sagt der Verkehrsexperte. Und der boomende Markt sei vor allem der Dienstleistungssektor. Ein Wachstum in diesem Bereich würde sich jedoch kaum bei der Verkehrsleistung bemerkbar machen. Somit muss man also noch nicht die Werte nach oben korrigieren. Aber eine Abweichung der Prognosewerte nach unten scheint derzeit auch alles andere als wahrscheinlich. Mehr finden Sie im Dossier Markt für Transport www.verkehrsrundschau.de/dossiers Branchenanalyse: Woher das Wachstum kommt Konsumgüter-Transporteure können sich freuen Die Nachfrage nach Frachtraum in Deutschland steigt: Das ist die klare Botschaft der Kurzfristprognose. Aber das Wachstum fällt je nach Branche unterschiedlich stark aus. In einigen Wirtschaftszweigen sinkt sogar der Bedarf an Transportkapazitäten.Über eine weiterhin gute Auftragslage dürfen sich die Transporteure von Stückgütern und Containern freuen. Hier steigt die Verkehrsleistung 2017 um 2,6 Prozent überdurchschnittlich im Vergleich zum Güterverkehr über alle Güterabteilungen (+ 2,0 Prozent). Weiterhin ist und bleibt dieser Zweig laut Studie ein "Wachstumssegment", weshalb hier auch in den kommenden beiden Jahren mit einer überproportionalen Zunahme gerechnet wird (2018: 1,7 Prozent gegenüber 1,3 Prozent über alle Güterabteilungen; 2019: 1,4 Prozent gegenüber 1,1 Prozent). Profiteur dieser Entwicklung ist der in diesem Zweig starke Lkw: Im Straßengüterverkehr steigt die Verkehrsleistung beim Transport von Stückgütern und Containern 2017/2018/ 2019 um 2,9/1,3/1,3 Prozent.Doch wächst dieses Segment nicht am stärksten. Hier macht sich das gute Konsumklima bemerkbar: Der Zweig "Maschinen, Ausrüstung, langlebige Konsumgüter" kann 2017 um 3,6 Prozent bei der Verkehrsleistung zulegen, in der Gruppe "Konsumgüter zum kurzfristigen Verbrauch" wird mit einem Plus von 2,9 Prozent gerechnet. Auch 2018 und 2019 sind das die Treiber des Wachstums mit Zunahmen bei der Leistung von zum Teil deutlich über 2,0 Prozent. Auf ein im Großen und Ganzen durchschnittliches Wachstum bis 2019 können sich die Transportdienstleister einstellen, die für die folgenden vier Gütergruppen tätig sind: Chemie, Metall, land- und forstwirtschaftliche Produkte sowie Abfälle. Die Unternehmen der chemischen Industrie befindet sich laut der Prognose in einer "guten Konjunkturstimmung". Wegen der weiterhin stattfindenden Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland wird jedoch für die Inlandsproduktion keine nennenswerte Steigerung erwartet. Dafür sollen aber die Importe von Chemieprodukten zunehmen. Schwierig ist die Lage in der Metallindustrie. Für die Stahlproduktion wird aufgrund der Konkurrenz aus dem Ausland mit Rückgängen gerechnet. Dem steht eine steigende Nachfrage nach Metallerzeugnissen vom Maschinenbau, der Fahrzeug- und der Bauindustrie gegenüber, die neben der Inlandsproduktion durch entsprechend hohe Stahlimporte gedeckt wird.Eine leicht sinkende Verkehrsleistung wird hingegen für die Gütergruppen "Kohle, Rohöl und Erdgas", "Erze, Steine und Erden" sowie "Kokerei und Mineralölerzeugnisse" erwartet. Darunter leiden vor allem Bahn und Binnenschiff. cd

Schwerpunktkontrollen: Viele Verstöße von Lkw und Bussen

BGA: Situation im Großhandel ist schlecht

Luftfracht: DHL Express und Shell kooperieren

Konjunktur: KfW Research senkt Wachstumsprognose

Export: USA bleiben wichtigster Handelspartner

Alle Schlagzeilen

Der Boom im Transport hält weiter an

HASHTAG

#Landverkehr

Palletways Deutschland eröffnet neues Regionalhub in Neufahrn

Rail Cargo Group erhöht die Preise

DB Schenker plant offenen Internetmarktplatz

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Area HR Business Partner

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

WEITERLESEN

NEWSLETTER