Berlin. Die Deutsche Bahn AG will im Februar über eine Teilprivatisierung ihrer Tochterunternehmen im Güter- und im Nahverkehr beraten. Bei der für den 8. Februar geplanten Sondersitzung des Aufsichtsrats werde über die Möglichkeit einer Kapitalbeteiligung von Investoren am Logistikunternehmen DB Schenker Logistics und an der britischen Nahverkehrstochter Arriva gesprochen. „An einen Komplettverkauf ist nicht gedacht“, stellte Finanzvorstand Richard Lutz klar. „Die zwei hübschesten Töchter, die wir haben, sollen in der Familie bleiben“.
Der Erlös aus einer Teilprivatisierung solle den Anstieg der Verschuldung der Bahn „ein Stück weit begrenzen“. Im Güterverkehr stehen bei DB Schenker Rail bis zu 2600 Arbeitsplätze auf der Streichliste. Den Mitarbeitern werden konzerninterne andere Arbeitsplätze angeboten. Ab 2018 soll die Konzerntochter wieder wachsen. Deshalb werden Verladestellen geschlossen und stärker auf einen festen Fahrplan gesetzt.
Auf Fragen der VerkehrsRundschau, in welchem Umfang Ganzzugverkehre, Einzelwagenverkehre oder Kombinierter Verkehr betroffen seien, antwortete Transport-Vorstand Berthold Huber, man könne diese Segmente nicht trennen. Ziel sei es, in einigen Jahren „deutlich mehr Güter zu fahren als heute“. Nach Angaben der Bahn wird etwa ein Drittel der insgesamt 1500 Verladestellen von den Kunden kaum mehr nachgefragt. Im Güterverkehr sei das wirtschaftliche Ergebnis „nicht akzeptabel“, betonte Vize-Vorstandschef Volker Kefer. Nach seinen Worten wird sich der Schuldenstand der Bahn mittelfristig auf 22 Milliarden Euro erhöhen.
1,2 Milliarden Investition in den Schienengüterverkehr
Bis 2020 will der Konzern rund 55 Milliarden Euro in allen Geschäftsfeldern investieren. Zum Teil soll dies durch eine höhere Schuldenaufnahme finanziert werden. Um wettbewerbsfähiger zu werden, sollen in den Schienengüterverkehr 1,2 Milliarden investiert werden, 1,4 Milliarden soll DB Schenker Logistics erhalten, fast sechs Milliarden Euro sollen in den Fernverkehr gesteckt werden.. Im laufenden und im nächsten Jahr erwartet der Vorstand Sonderbelastungen in Höhe von zwei Milliarden Euro. Davon entfielen 1, 3 Milliarden Euro auf Abschreibungen im Schienengüterverkehr. Weitere 700 Millionen Euro fielen für Rückstellungen für Restrukturierungsmaßnahmen an. „Vielleicht haben wir bisher zu sehr in Zuständigkeiten gedacht – und nicht in Verantwortlichkeiten“, räumte Vorstandschef Rüdiger Grube ein. Er bestätigte, dass DB Schenker Rail umbenannt werden soll in DB Cargo. Diese Umfirmierung solle bereits am 1. Januar 2016 wirksam werden. Über diese Neuerung hatte die VerkehrsRundschau bereits exklusiv am 3. Dezember berichtet.
Am Mittwoch hatte der Aufsichtsrat das vom Vorstand erarbeitete Konzept „Zukunft Bahn“ gebilligt, das einen Umbau des Unternehmens vorsieht. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Bundestages, Martin Burkert, hob hervor, es dürfe nicht zum Abbau von Gütertransporten auf der Schiene kommen. „Unsere überlastete Straßeninfrastruktur kann die zunehmenden Gütertransporte absehbar nicht mehr bewältigen“. Managmentfehler dürften nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen, sagte der SPD-Politiker auf Anfrage. (jök)