Daumen hoch bei gutem Fahrstil

Es ist schon ein heißes Eisen: Einerseits will keine Firma Streit mit ihren leitenden Mitarbeitern oder ihren Außendienstlern wegen der Dienstwagen. Andererseits liegt in der Verbesserung des Fahrverhaltens ein Kostensenkungspotenzial, das zu bedeutend ist, um es einfach zu ignorieren. Nicht wenige Nutzer von Firmenfahrzeugen sind zwar flott, aber unwirtschaftlich unterwegs. Auf immerhin bis zu 10 Prozent der Gesamtkosten für die Dienstwagenflotte beziffert Christian Graf von Bentzel das Rationalisierungspotenzial durch eine Beeinflussung des Fahrstils. Graf von Bentzel ist Geschäftsführer des Telematikspezialisten TachoEASYAG und der BLUE Telematic Services GmbH, die im Jahr 2012 als Kooperationspartner von TÜV SÜD gegründet wurde.Die Partner arbeiten beispielsweise an einem CO2-Footprint für Nutzfahrzeugflotten nach der DIN 16258, aber auch an anderen Projekten, bei denen sich die Kompetenzen von TÜV SÜD und TachoEASY ergänzen - wie zum Beispiel im Projekt Fleetendo, das die Senkung der Kosten in Dienstwagen-Fuhrparks zum Ziel hat.Technisch gesehen ist die Kontrolle von Dienstfahrzeugen - und deren Fahrern - mittlerweile kein Problem mehr. Die Fahrzeugsensorik liefert Daten zu Beschleunigung, Bremsverhalten, Verbräuchen, Geschwindigkeiten und vielem mehr. Telematikkomponenten wie GPS-Empfänger steuern Positions- und Bewegungsdaten bei. Über Mobilfunkeinheiten kann der Arbeitgeber sogar im Extremfall in Echtzeit den Fahrstil unter die Lupe nehmen. Rechtlich sind dem natürlich Grenzen gesetzt. Wer seine Mitarbeiter mithilfe von digitaler Technik überwachen will, braucht die Zustimmung des Betriebsrates. Aber auch leitende Angestellte als häufige Nutzer von Dienstwagen finden es keinesfalls angemessen, Aufenthaltsort und Fahrstil rund um die Uhr kontrollieren zu lassen.Dem trug BLUETelematic Servicesim Fleetendo-Projekt Rechnung. "Auf Geotracking haben wir von vornherein verzichtet", sagt Christian Graf von Bentzel. Fleetendo zeichnete in der ersten Projektstufe lediglich Drehzahlspitzen, Starkbremsungen und die Geschwindigkeit auf. Die Geschwindigkeit wurde mit dem Straßennetz verknüpft, um ein angemessenes Fahrverhalten sicherzustellen. "Es ging dabei nicht um eine Bewertung von Einzelverstößen", erläutert der Geschäftsführer. Ausgewertet wird nach einer einfachen Logik: Daumen hoch oder Daumen runter für den Fahrstil!Diese gut verständliche Auswertung bietet für den Fahrer einen deutlichen Anreiz, an seinem Fahrstil zu arbeiten. Da jeweils der Fahrstil der letzten 1000 km bewertet wird, stellen sich bei der Veränderung des Fahrverhaltens schnell Erfolge für den Fahrer ein. Dadurch werden psychologische Barrieren abgebaut. Das Unternehmen partizipiert an dem verbesserten Fahrstil durch geringere Kraftstoffverbräuche und Reparaturkosten.Um die Attraktivität von Fleetendo weiter zu steigern, plant das Team von BLUE Telematic Services, das System um ein elektronisches Fahrtenbuch aufzurüsten. Hintergrund: Um die private Nutzung eines Dienstwagens zu versteuern, lässt das Finanzamt zwei Methoden zu. Bei der 1-Prozent-Methode wird monatlich 1 Prozent des Brutto-Listenpreises dem zu versteuernden Einkommen als geldwerter Vorteil zugerechnet plus 0,03 Prozent pro Entfernungskilometer für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsplatz. Wer seinen Wagen intensiv dienstlich nutzt, kommt günstiger weg, wenn er ein Fahrtenbuch führt.Die Fahrtenbuchmethode wird jedoch von den Autofahrern trotz möglicher finanzieller Vorteile ungern verwendet, weil die Führung des Fahrtenbuchs aufwendig ist und seitens des Finanzamtes strengen Regeln unterliegt. Ein elektronisches Fahrtenbuch schafft deutliche Erleichterungen und bedeutet für Dienstwagenfahrer unter Umständen zusätzliches Nettogehalt. Durch die elektronische Datenübertragung und die Speicherung der Daten auf einem zentralen Server entfällt darüber hinaus administrativer Aufwand zwischen Fahrern und dem betrieblichen Fuhrparkmanagement. Für Datenschutz ist gesorgt: Auf die Daten privater Fahrten erhält das Unternehmen keinen Zugriff."Durch die Kopplung von elektronischem Fahrtenbuch und der Erfassung von Fahrdaten schaffen wir für Fahrer und Unternehmen eine Win-win-Situation", fasst Graf von Bentzel zusammen. Wie Fleetendo auf den Markt kommen wird, ist derzeit noch offen. Möglich ist beispielsweise ein Mietmodell, bei dem die Unternehmen Endgerät, Montage und die einzelnen Dienstleistungen über einen monatlichen Betrag abrechnen. Aufwendige Arbeiten am Fahrzeug sind für die Fleetendo-Nutzung übrigens nicht erforderlich: Die Montage des Endgerätes dauert gerade einmal 20 Minuten - dann ist alles startklar für die Telematiklösung.Fahrerleistung bewertenBesonders In Nutzfahrzeugflotten ist die Fahrerleistung ein entscheidender Baustein für die Wirtschaftlichkeit. Allerdings ist es unmöglich, die Fahrer nur anhand von Verbrauchsdaten fair zu bewerten - zu unterschiedlich sind die Transportaufgaben und die gefahrenen Strecken. Blue Telematics bietet auch hierfür eine Lösung an: Den Bluelogico Trainer als Modul des Telematik- und Routenoptimierungssystems Bluelogico. Über den CAN/FMS-Bus erfasst Bluelogico Fahrstilparameter. Gemessen wird, wie oft gebremst und geschaltet wird, welche Strecke der Fahrer zurücklegt, ohne Gas zu geben, und wie lange er bremst. Diese Informationen ermöglichen eine Analyse des Fahrverhaltens und ein direktes Feedback an den Fahrer. Das System ist motivierend, weil der Fahrer schnell merkt, wie er durch Änderungen seines Fahrstils bis zu 20 Prozent Kraftstoff einsparen kann.www.bluelogico.deTÜV SÜD AnsprechpartnerBLUE Telematics Services, Christian Graf von Bentzel; Tel.: 089/67 805 988-61, E-Mail: c.bentzel@blue-telematics.com