Interview: Datenschätze aufspüren

Haben es Cyberkriminelle nur auf die großen Konzerne abgesehen? Zunächst einmal muss zwischen zielgerichteten und nicht zielgerichteten Attacken unterschieden werden. Zielgerichtete Angriffe, bei denen Kriminelle versuchen, Daten bestimmter Unternehmen zu erbeuten, betreffen in der Regel häufiger die großen Player, da Datendiebe hier mehr Kapital rauszuschlagen können als bei kleinen und mittleren Unternehmen. Es gibt allerdings kleinere Unternehmen, die an wichtigen Schaltstellen positioniert sind und als solche gezielt angegriffen werden. Kleine wie große Unternehmen können jederzeit Opfer nicht zielgerichteter Angriffe wie Denialof-Service- und Malware-Attacken werden. Wie ernst nehmen kleinere und mittlere Transport- und Logistikunternehmen überhaupt Cyberrisiken? Das Thema wird mittlerweile stärker wahrgenommen, nachdem im vergangenen Jahr gleich mehrere Logistikunternehmen mit spürbaren Folgen angegriffen wurden. Die darauffolgende mediale Aufmerksamkeit hat zweifelsohne geholfen, die Logistikbranche für das Thema Cybersicherheit zu sensibilisieren. Bei vielen kleinen Unternehmen fehlt es schlichtweg an Manpower, Sicherheits- und IT-Expertise, um diese Sensibilisierung auch entsprechend umzusetzen. Mit welchen Sicherheitsproblemen haben kleine Unternehmen typischerweise zu kämpfen? Veraltete Programme wie Betriebs- und Office-Systeme oder Browser bieten große Angriffsflächen. Hinzu kommt teilweise fehlende Kenntnis beziehungsweise Routine im Umgang mit IT-Sicherheitsgrundlagen, wie Verteilung von Zugriffsrechten, die Generierung sicherer Passwörter oder der Umgang mit Phishingmails. Hier laufen Unternehmen schnell Gefahr, dass Unbefugte an Mitarbeiteroder Geschäftsdaten kommen. Wie kann man sich auch ohne größere IT-Expertise effektiv schützen? Institutionen wie IHK und BSI stellen kostenlose Leitfäden bereit, die sich diesen Grundlagenthemen widmen. Für die Umsetzung von "Basics" braucht es nicht unbedingt eine große IT-Abteilung. Mittlere und erst recht große Unternehmen müssen sich aber zwingend mit der Frage auseinandersetzen, warum sie für potenzielle Angreifer interessant sein könnten. Die zentrale Frage lautet: Was sind die Datenschätze, auf die es in meinem Unternehmen ankommt? Welche sind die elementar wichtigen Informationen, die für meine Kundenbeziehungen wichtig sind? Diese"Gold Nuggets" muss sich ein Unternehmen dezidiert ansehen, um sinnvolle Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, seien es die Verlagerung von Daten in abgeschlossene Systeme oder besondere Authentifizierungs- und Verschlüsselungsmaßnahmen. Müssen auch kleine Unternehmen mehr Geld in ihre IT-Sicherheit stecken? Die Kosten für die IT-Sicherheit sind nicht nur an die Größe eines Unternehmens, sondern auch an dessen Kerngeschäft gekoppelt. Dienstleister, die Gefahrgut, wertvolle oder sensible Güter transportieren, werden in die IT-Sicherheit mehr investieren müssen als Speditionen, die Standardtransporte durchführen. Letztere können die gröbste Bedrohung schon mit Standardsoftware und einer Sensibilisierung der Mitarbeiter abfangen. Eines sollten sich aber alle Unternehmen vor Augen halten: Eine hundertprozentige Sicherheit vor Angriffen gibt es nicht. Unternehmen müssen abwägen, was besonders schützenswert ist und welche Risiken man bereit ist zu akzeptieren, da ansonsten die Kosten für die IT-Sicherheit in die Höhe schießen würden.

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