Wiesbaden/Berlin. Der deutsche Außenhandel hat im Juni einen Rückschlag erlitten. Nach einem starken Mai sanken sowohl die Exporte als auch die Importe deutlich. Die Ausfuhren gingen im Monatsvergleich kalender- und saisonbereinigt um 1,5 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden nach vorläufigen Daten mitteilte. Die Einfuhren hätten mit 3,0 Prozent noch kräftiger nachgegeben. Im Mai waren Exporte und Importe noch deutlich gestiegen. Im Jahresvergleich stiegen die Ausfuhren im Juni um 7,4 Prozent und die Einfuhren um 1,5 Prozent. Die Außenhandelsbilanz wies einen Überschuss von 17,9 Milliarden Euro aus.
Der wirtschafts- und energiepolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Georg Nüßlein, ist dennoch zuversichtlich: „Der deutsche Außenhandel muss im Juni nach einem starken Vormonat zwar einen leichten Dämpfer hinnehmen. Er entwickelt sich insgesamt aber weiterhin robust und behauptet sich nach wie vor sehr gut in einem weltwirtschaftlichen Umfeld, das nicht ganz einfach ist. Die Ergebnisse unterstreichen insgesamt, dass deutsche Waren und Dienstleistungen im Ausland weiterhin gefragt sind und dass unsere Exportwirtschaft hoch wettbewerbsfähig ist. Mit einer weiteren Belebung der Weltwirtschaft wird sie ihre Wachstumschancen weiterhin erfolgreich zu nutzen wissen.“
In die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) wurden im Juni 2012 Waren im Wert von 53,6 Milliarden Euro versandt und Waren im Wert von 49,3 Milliarden Euro von dort bezogen. Gegenüber Juni 2011 sanken die Versendungen in die EU-Länder um 0,5 Prozent und die Eingänge aus diesen Ländern um 1,4 Prozent. In die Länder der Eurozone wurden im Juni 2012 Waren im Wert von 35,5 Milliarden Euro (– 3,0 Prozent) geliefert und Waren im Wert von 34,9 Milliarden Euro (– 2,8 Prozent) aus diesen Ländern bezogen.
Präsident des BGA rechnet mit Wachstum für 2012
Der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Anton F. Börner, hat indes vor einem Zerfall der Euro-Zone gewarnt. Zwar sehe er bei einem Ausscheiden Griechenlands „keine ernsthaften Gefahren“, sagte Börner der „Südwest Presse“ in der Mittwochausgabe. Doch es wäre „für uns eine Katastrophe, wenn einzelne Staaten aus dem Euro austreten, die Abwertungsspirale lostreten und den freien Güter- und Kapitalverkehr unterbrechen“, warnte der Unternehmer.
Börner rechnet derzeit mit einem Wachstum des deutschen Außenhandels in 2012 von gut vier Prozent. „Das wäre ein gutes Ergebnis angesichts der hohen Basis des Vorjahres“, sagte er. In den ersten fünf Monaten 2012 lagen die Ausfuhren um 4,2 Prozent über dem Niveau des selben Zeitraums im Rekordjahr 2011. Zu Jahresbeginn hatte der Außenhandelsverband noch ein Exportplus von sechs Prozent erwartet. (dpa/bw)