CEN-Norm für die CO2-Berechnung

CEN-Norm für die CO2-BerechnungEndspurt für europäische CO2-NormDie Logistik spielt bei der Berechnung des Kohlendioxid-Fußabdrucks eines Produktes oder eines Unternehmens eine wichtige Rolle. Bis Dezember soll nun der Entwurf einer CEN-Norm für die CO2-Berechnung stehen. Wie berechne ich die Kohlendioxid-Emissionen eines LKW-Transportes von Hamburg nach Rom? Und welche Treibhausgase gelangen in die Atmosphäre, wenn ich diesen Transport per Eisenbahn, Schiff oder Flugzeug durchführen würde? Diese und andere Fragen soll künftig eine europäische Norm zur Messung des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen für Güter- und auch Personentransporte einheitlich beantworten. Das hat sich zumindest das Europäische Komitee für Normung – kurz CEN – vorgenommen. Von deutscher Seite begleitet das Deutsche Institut für Normung (DIN) die Arbeitsgruppe CEN/TC 320/WG 10. Seit Ende 2008 arbeiten die Vertreter aus Bulgarien, Deutschland, Dänemark, Finnland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Schweden, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich an diesem Standard. Bisher konnten sich die Logistik- und Umweltexperten bei vielen Punkten aber nicht einig werden. Die Veröffentlichung des Normentwurfs musste mehrmals verschoben werden. Damit soll jetzt Schluss sein. Denn bis Jahresende ist der Entwurf bei der CEN einzureichen. Ansonsten wäre das ganze Vorhaben neu zu beantragen. „Bis Dezember muss ein Entwurf feststehen, sonst würde das Normungsverfahren um Jahre zurückgeworfen werden“, sagt Martin Schmied, der als Obmann des zuständigen DIN-Normenausschusses die deutsche Seite im CEN-Arbeitskreis vertritt. Geeinigt haben sich die Vertreter der zwölf Länder, dass die Norm konkrete Formeln zur Ermittlung der CO2-Emissionen beinhalten soll. Grundsätzlich sind zwei Berechnungsverfahren zugelassen: Zum einen die sogenannte „kraftstoffbasierte Methode“. Hier ist der Energieeinsatz bekannt. Die Ermittlung der CO2-Emissionen erfolgt einfach durch die Multiplikation des Verbrauchs mit dem entsprechenden CO2-Umrechnungsfaktor des Kraftstoffes. Diese Vorgehensweise wird in der Norm als bevorzugtes Verfahren empfohlen. Ist der Energieverbrauch des Verkehrsträgers nicht bekannt, dann ist gemäß Norm die sogenannte „entfernungsbasierte Methode“ anzuwenden. Bei diesem Verfahren wird ein durchschnittlicher Energieverbrauch je Kilometer verwendet, der mit der zurückgelegten Entfernung des Fahrzeuges kombiniert wird, um dann den CO2-Wert zu ermitteln. Dies können entweder Durchschnittswerte aus dem Unternehmen oder von allgemeinen Datenbanken sein. Ob die CEN-Norm eine konkrete Empfehlung von Datenquellen enthalten wird, ist aber noch nicht entschieden. Verständigt scheint sich die CEN-Arbeitsgruppe jedoch darauf zu haben, dass neben den CO2-Emissionen auch Vorgaben zur Berechnung weiterer Treibhausgasemissionen gemacht werden. Diese sollen dann in Form von CO2-Äquivalenten angegeben werden. Die Systemgrenzen der Norm sind momentan so festgelegt, dass die gesamte Energievorkette, also die Gewinnung und Produktion von zum Beispiel Strom und Diesel, in die Betrachtung mit einbezogen wird. Viele Punkte noch ungeklärtVerständigt hat man sich auch, dass der Standard nur den Transport umfasst. Lager- und Umschlagprozesse wird die Norm nicht regeln. Einigkeit besteht unter den Normungsexperten auch, dass Leerfahrtenanteile von Fahrzeugen generell bei CO2-Bilanzen zu berücksichtigen sind. Wie dies aber im Einzelfall genau zu ermitteln ist, steht ebenso wie eine Reihe weiterer Punkte noch nicht fest. Zu diesen offenen Fragen zählt zum Beispiel die sogenannte Allokation. Damit beschreiben die CO2-Experten die Zurechnung der Treibhausgasemissionen eines Fahrzeuges auf die einzelnen Sendungen. Soll die Zurechnung über das Ladungsgewicht, die Anzahl der Paletten oder einer Kombination aus Gewicht, Volumen, Fläche und Anzahl erfolgen? Je nachdem, welche Allokationsmethode gewählt wird, kommen ganz unterschiedliche Ergebnisse heraus. Aus Sicht von CO2-Berechnungsexperten wäre daher ein fest vorgeschriebenes Verfahren zur Zuordnung der Emissionen wünschenswert – heutzutage wird hierzu häufig das Gewicht benutzt, was sich zur Vereinheitlichung daher anbieten würde. Ein weiteres Allokationsproblem: Wie werden die Treibhausgasemissionen bei gemischten Personen- und Gütertransporten aufgeteilt? Also wie viel CO2 einer Fährfahrt oder eines Fluges entfallen auf die Passagiere und wie viel auf die Fracht? Nicht geklärt ist außerdem, welche Verfahren zur Berechnung der Entfernungen zugelassen werden sollen. Dies betrifft aber weniger den LKW-Verkehr, sondern vor allem Flug- und Seeverkehre. Und ebenfalls der Klärung bedarf noch die Frage, wie unternehmensspezifische Strombezüge in Klimabilanzen anzurechnen sind. Darf ein Unternehmen einen anderen – nicht auf den nationalen Strommix bezogenen – CO2-Umrechnungsfaktor ansetzen? Sollte der Normungsentwurf wie geplant bis Dezember bei der CEN eingereicht sein, würde die Veröffentlichung in den verschiedenen Landessprachen voraussichtlich im Februar 2011 vorliegen. Bis Juli 2011 hätten dann Institute, Unternehmen und Verbände die Möglichkeit, zum Entwurf Stellung zu nehmen. Die Schlussfassung der Norm könnte nach derzeitigen Planungen dann im Sommer 2012 veröffentlicht werden. ❙❚■ Andre KrankeStandard zur Berechnung von CO2-Emissionen von Güter- und Personentransporten soll kommenCO2-Messung in der TransportlogistikDie Präsentation des Entwurfs der europäischen CEN-Norm zur Messung des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen bei Transportdienstleistungen steht auch im Mittelpunkt der Fachtagung „CO2-Messung in der Transportlogistik“, die das Wochenmagazin VerkehrsRundschau in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV) am 7. Dezember 2010 in Düsseldorf durchführt. Hier werden die einzelnen Regeln erstmals erörtert und diskutiert. Neben der Norm werden außerdem wichtige Datenquellen und -Berechnungstools vorgestellt. Ebenfalls beleuchtet wird in Düsseldorf die Frage, welche CO2- und CO2e-Emissionswerte für Dieselkraftstoffe und Elektromobilität heute und in Zukunft im Rahmen von Umweltberichten anzusetzen sind. Die Bewertung und Praxistauglichkeit der vorgestellten Normen und Standards erfolgt in einer abschließenden Diskussionsrunde mit namhaften Vertretern der Logistikbranche. Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden sich im Internet unter www.verkehrsrundschau.de/events. akCEN-Norm für die CO2-BerechnungIm Frühjahr 2008 rief die VerkehrsRundschau-Redaktion die führenden Unternehmen und Verbände der Logistikbranche auf, einen Standard zur Ermittlung von CO2-Emissionen für Transport und Lager zu entwickeln. Mittlerweile nähert sich schon das Jahr 2011. Immer mehr Logistiker beschäftigen sich mit der CO2-Messung. Dadurch entstehen immer mehr Berechnungsverfahren, die nicht miteinander vergleichbar sind. Eine europäische Norm wird deshalb dringender denn je benötigt. Eine weitere Verschiebung darf es nicht geben. ak Fazit

CEN-Norm für die CO2-Berechnung

Der VR Index in den letzten 9 Jahren

Marktübersicht: Kombi-Operateure in Europa

MEISTGELESEN

A1 in Hamburg wird in Richtung Norden gesperrt

Dachser-Chef im Interview: "Wie wollen Sie gegen DSV-Schenker punkten?"

Alternative Antriebe: Nagel-Group schafft 20 weitere Elektro-Lkw an

WEITERLESEN

NEWSLETTER