Das Bundeskabinett hat am Mittwoch, 26. Juli, eine Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie von 2020 beschlossen. Demnach setzt sich die Bundesregierung das Ziel, die heimische Wasserstoff-Produktion zu verdoppeln. Statt bisher 5 Gigawatt sollen in Deutschland bis 2030 Erzeugungskapazitäten von mindestens 10 Gigawatt entstehen. Der restliche Bedarf soll durch Einfuhren gedeckt werden, dazu will man eine eigene Importstrategie entwickeln.
Wasserstoff gilt als Baustein für klimaverträglicheres Wirtschaften, weil im Produktionsprozess keine Treibhausgase anfallen und er fossile Brennstoffe wie Gas oder Öl ersetzen kann, speziell im Verkehrsbereich. So sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), für den Verkehrssektor spiele Wasserstoff eine enorme Rolle. Ohne ihn sei klimaneutrale Mobilität und Logistik nicht denkbar, meinte Wissing: „Wir brauchen Wasserstoff, um insbesondere den Güterverkehr, aber auch den Individualverkehr klimaneutral zu stellen.“
Ein Drittel des Wasserstoffs soll aus Deutschland kommen
Allerdings ist für die Elektrolyse, bei der Wassermoleküle in Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt werden, viel Strom nötig. Dieser soll nach dem Willen der Bundesregierung zunehmend aus erneuerbaren Energien kommen. Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden.
Laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kann ungefähr ein Drittel des benötigten Wasserstoffs in Deutschland erzeugt werden, ungefähr zwei Drittel müsse importiert werden. Er verwies auf das Förderinstrument „H2Global“, mit dem auf dem globalen Markt Wasserstoff zum günstigsten Preis eingekauft werden solle. In der Energiebilanz werde Deutschland unabhängiger werden als heute.
Die bisherige Nationale Wasserstoffstrategie stammt aus dem Jahr 2020. Mit dem Kabinettsbeschluss soll sie fortgeschrieben werden. Bereits in ihrem Koalitionsvertrag hatten SPD, Grüne und FDP ein «ambitioniertes Update» des Papiers vereinbart.
Experten begrüßen Fortschreibung der Wasserstoffstrategie
Der Nationale Wasserstoffrat (NWR) hat die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie durch die Bundesregierung begrüßt. „Wasserstoff hat eine immense industrie- und technologiepolitische Bedeutung“, betonte die Vorsitzende des Expertengremiums, Katherina Reiche. „Nur mit Wasserstoff können wir Wertschöpfungsketten erhalten und dafür sorgen, dass Schlüsselindustrien in Deutschland bleiben.“
Die Transformation hin zu klimaneutraler Produktion hänge von der ausreichenden Verfügbarkeit von Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Konditionen ab, sagte Reiche. „Unternehmen investieren nur dann, wenn sie langfristige Planungssicherheit haben. Wir müssen daher bereits jetzt über das Jahr 2030 hinausblicken.“
Der Nationale Wasserstoffrat berät die Bundesregierung in Sachen Wasserstoff. Ihm gehören derzeit 25 Experten und Expertinnen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft an. Vorsitzende ist die Chefin des zum Energiekonzern Eon gehörenden Energiedienstleisters Westenergie, Katherina Reiche.