Der Technologiekonzern Bosch hat an seinem Standort Stuttgart-Feuerbach jetzt mit der Serienfertigung seines Brennstoffzellen-Antriebssystems begonnen. Pilotkunde sei das US-Unternehmen Nikola mit seinem brennstoffzellenelektrischen Lkw, der im dritten Quartal 2023 auf den nordamerikanischen Markt kommen soll, teilte Bosch mit.
„Auch in unserem Werk mit der längsten Geschichte in Stuttgart-Feuerbach findet Wasserstoff-Zukunft statt“, sagte Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung von Bosch anlässlich des Bosch Tech Day 2023. 2030 wolle Bosch mit seinen Wasserstoff-Technologien einen Umsatz von rund fünf Milliarden Euro erzielen.
Dabei setzt Bosch auf einen Fertigungsverbund, so liefert das Bosch-Werk in Bamberg für die Feuerbacher Fertigung den Brennstoffzellen-Stack zu. Aus dem Werk Homburg stammen wichtige Systemkomponenten wie unter anderem der elektrische Luftkompressor. „Komplexe Technik wie etwa Brennstoffzellen-Stacks großindustriell vom Band laufen zu lassen, das können nur wenige Unternehmen so wie Bosch. Wir verfügen nicht nur über das benötigte System-Know-how, sondern auch über die Fähigkeit, neue Entwicklungen schnell in großen Serien zu skalieren“, sagte Markus Heyn, Bosch-Geschäftsführer und Vorsitzender von Bosch Mobility.
Bosch fordert von der Politik günstige Rahmendingungen
Parallel zu Feuerbach läuft eine Fertigung für das Brennstoffzellen-Antriebssystem auch im chinesischen Chongqing an – hierfür kommen die nötigen Komponenten aus dem Werk in Wuxi. Zudem plant Bosch, Stacks für mobile Anwendungen auch im US-Werk Anderson, South Carolina, zu fertigen. Das Unternehmen geht davon aus, dass voraussichtlich 2030 bereits jedes fünfte neue Nutzfahrzeug ab sechs Tonnen weltweit mit einem Brennstoffzellen-Antrieb unterwegs sein wird.
Entsprechend stark engagiert sich das Unternehmen für den Aufbau einer H2-Wirtschaft und weite seine Investitionen in Wasserstoff noch einmal aus. Insgesamt investiere Bosch von 2021 bis 2026 nahezu 2,5 Milliarden Euro in die Entwicklung und Fertigung seiner H2-Technologien, so der Konzern. Das sei „noch einmal eine Milliarde Euro mehr, als es der Investitionsplan für den Zeitraum 2021 bis 2024 vorgesehen hatte“.
Die weiteren Erfolgsaussichten für das Wasserstoff-Geschäft seien jedoch an die politischen Rahmenbedingungen geknüpft, nahm das Unternehmen auch die Politik in die Pflicht. Vor allem Europa müsse nach Ansicht von Stefan Hartung weit mehr tun, auch um ein Gegengewicht zur starken Dynamik in anderen Weltregionen wie zum Beispiel den USA zu schaffen. „Erstens müssen wir die H2-Erzeugung in der Europäischen Union forcieren, zweitens internationale Lieferketten etablieren und drittens Wasserstoff in allen Wirtschaftssektoren einsetzen“, zählte Hartung seine Forderung an die Politik auf. Ganz wichtig sei schließlich, dass in Europa „schnell Infrastruktur für die Wasserstoff-Verteilung“ entstehe.