Berlin. Die Bundesregierung will die vorgesehene Einführung des europäischen Zugleitsystems ETCS im deutschen Schienennetz wegen der milliardenschweren Kosten verschieben. Bei Neu- und Ausbauprojekten werde die Technik selbstverständlich eingeplant, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums am Montag in Berlin.
Insgesamt müssten bei Investitionen ins Netz jedoch Prioritäten gesetzt werden. Generell solle weiter gewährleistet werden, dass ausländische Züge über die Grenzen hinweg durch das Transitland Deutschland rollen könnten. Berlin soll vier wichtige Korridore mit ETCS ausstatten. Dafür wird mit Kosten von rund 4,5 Milliarden Euro kalkuliert.
Das europäische ETCS-System (European Train Control System) soll einen gemeinsamen Standard schaffen, um den grenzüberschreitenden Verkehr von Reisenden und Fracht zu erleichtern. Die vollständige Ausrüstung der vier Korridore dürfte selbst über einen Zeitraum von zehn Jahren nicht darstellbar sein, berichtet die Financial Times Deutschland (Montag).
Bisher sind auf dem 34.000 Kilometer langen deutschen Netz zwei Systeme verbreitet. Auf Strecken, die für Geschwindigkeiten von mehr als 100 Kilometer pro Stunde zugelassen sind, gibt es die „Punktförmige Zugbeeinflussung" (PZB), die einen Zug beim Überfahren eines Haltesignals automatisch bremst. Ab Tempo 160 ist die „Linienzugbeeinflussung" (LZB) vorgeschrieben. Dabei liegt auf der ganzen Strecke ein Kabel inmitten der Gleise. Darüber werden Fahrtdaten nicht nur punktuell, sondern ständig kontrolliert. (dpa)